
© Andreas Leistner
Für zehn Talente aus der Region geht der Bundesliga-Traum in Erfüllung
Jugendfußball
Die U17 des SSV Rhade hat die Zulassung für die B-Juniorinnen-Bundesliga erhalten. Am Samstag starten auch zehn Spielerinnen und ein Trainer aus dem Verbreitungsgebiet in dieses Abenteuer.
Es ist ein großes Abenteuer – für den Verein SSV Rhade wie für die jungen Nachwuchsfußballerinnen. Am Samstag wird um 14 Uhr gleich in einem Heimspiel gegen den SC 13 Bad Neuenahr ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte aufgeschlagen, Bundesligaluft weht durch den Sportpark Risthaus in Dorsten-Rhade.
Und mittendrin sind gleich zehn B-Juniorinnen und ein Trainer aus dem Verbreitungsgebiet der Münsterland Zeitung, die mit dem Aufsteiger aus der Regionalliga dieses Projekt angehen.
„Die Vorfreude ist immens“, erklärt Helge Bruns, der seit dem 1. Juli das Traineramt gemeinsam mit dem Coesfelder Mike Lerche, dessen Tochter Angelina ebenso Teil des Teams ist, ausübt. Dort bringt er seine langjährigen Erfahrungen ein, die er zuletzt auch als Trainer der U15-Kreisauswahl im Kreis Ahaus-Coesfeld-Recklinghausen gesammelt hat.
Zulassung durch den DFB erfolgt erst im Juli
Es ist schon ein starkes Gerüst, das die Talente aus der Region im aktuellen U17-Bundesligakader beim SSV Rhade stellen. Lana Hubbeling (SpVgg Vreden), Sarah Kreielkamp (SuS Stadtlohn) sowie Lilli Kahla und Sophie Kleinpas (beide FC Ottenstein) sind schon seit zwei Jahren im Boot, in ihre zweite Saison gehen Lea Baumeister und Sophia Büttelbrock (beide SuS Legden) sowie Sophia Stücker (TuS Wüllen). Zur nun anlaufenden Spielzeit suchen Louisa Marie Bruns, Tochter von Helge Bruns, und Kristin Herbers (beide Union Wessum) sowie Emma Geling (SpVgg Vreden) eine neue und spannende Herausforderung.
Grundlage des Erfolges war ein souveräner Aufstieg, der allerdings nach dem Corona-Abbruch noch lange an einem seidenen Faden hing. Ende Juli folgte dann die offizielle Zulassung zur Staffel West/Südwest der dreigeteilten Bundesliga durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), die Aufstiegsfeier konnte endlich nachgeholt werden.
Viele Auflagen zu erfüllen
Es gab aber noch Auflagen zu erfüllen: So mussten sich sämtliche Spielerinnen einer sportärztlichen Untersuchung unterziehen, erst danach wurden sie in die Spielberechtigungsliste aufgenommen. Die Farben der Heim- und Auswärtstrikots mussten dem DFB gemeldet werden, ebenso eine Versicherung des Stadioneigentümers, dass die Platzanlage zu den genannten Spielterminen auch zur Verfügung steht. Zu guter Letzt musste der Nachweis einer Haftpflichtversicherung durch den Verein erfolgen.
„Das ist alles schon sehr professionell“, sieht Helge Bruns, selbst einst Kicker unter anderem beim SuS Stadtlohn, bei Eintracht Ahaus oder auch beim TuS Wüllen, in gewisser Weise auch organisatorisch Neuland auf den SSV zukommen. So wird man bei so mancher Auswärtsfahrt zum Beispiel nach Speyer oder Saarbrücken auch einmal die Jugendherbergen der Umgebung kennenlernen. Die Eltern der Spielerinnen unterstützten, wo sie könnten.

Neben dem Aufstieg in die Bundesliga gewann Sophia Stücker (l.) mit dem SSV Rhade auch den Kreispokal im Endspiel gegen den SV Lembeck (8:0). © Joachim Lücke
Ab Samstag lauten die Gegner nun 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach oder auch Bayer Leverkusen, auch der Frauen-Bundesligist SGS Essen ist dabei. „Die trainieren natürlich alle unter ganz anderen Bedingungen. Wir zum Beispiel haben eine Platzhälfte zur Verfügung. Damit können wir aber gut leben“, so Helge Bruns, der von einer „überragenden Trainingsbeteiligung“ berichten kann.
„Es ist ja auch so, dass sich jeder auf dieser neuen Plattform auch zeigen und empfehlen kann“, so Bruns, der das Amt des Kreisauswahltrainers abgeben musste: „Bei drei Trainingseinheiten die Woche plus Spieltag waren die Überschneidungen zu groß.“ Vier der zehn Aktiven aus der Region hatte Bruns einst selbst in der Auswahl trainiert.
„Erfahrungen kann den Mädchen keiner mehr nehmen“
Auch für ihn biete die Bundesliga „eine besondere Chance“. „Dass der Verein diese wahrgenommen hat, ist doch klasse. Diese Erfahrungen kann den Mädchen keiner mehr nehmen“, geht Bruns mit der Mannschaft komplett ohne Druck in die Saison: „Wir haben doch nichts zu verlieren, uns hat keiner auf dem Zettel.“
Dennoch starte man „bestimmt“ in die Runde. „Wir stellen uns selbstbewusst Mannschaften wie Ibbenbüren oder auch Issel, mit denen können wir uns sicher auf Augenhöhe messen.“ Und wenn am Ende der Saison der Bundesligaerhalt stehe, dann sei das „womöglich noch höher einzuschätzen als der Corona-Aufstieg“.
Abzuwarten bleibe, wie sich die Rhader Mannschaft körperlich behaupten kann. Es sind gleich sechs Spielerinnen zu den Seniorinnen gewechselt, es gebe schon Unterschiede zwischen den aufgerückten Jahrgängen 2006 zu den Jahrgängen 2004. „Aber wie ich gehört habe, sind in Bad Neuenahr gleich 13 Spielerinnen hoch gegangen. Das geht allen so, das ist im Jugendbereich schwer einzuschätzen“, so Bruns.
Ausnahmeschiedsrichterin pfeift Premiere
Einen ersten Fingerzeig gibt es am Samstag ab 14 Uhr. „Dann geht für alle ein Traum in Erfüllung – und alle sind auch fit.“ Und dass mit Nadine Westerhoff die Ausnahmeschiedsrichterin in Westfalen, die jüngst in Köln noch das Frauen-Finale im DFB-Pokal zwischen Wolfsburg und eben Essen geleitet hat, angesetzt ist, darf durchaus als besondere Wertschätzung des Verbandes gewertet werden…