Besondere Rückennummern im Fußballkreis Die Geschichten hinter 41, 63, 89 und Co.

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Der Linksverteidiger trägt die Nummer 3, der Mittelstürmer die 9 und der Torwart die 1 – diese früher gängige Zuordnung auf dem Fußballplatz hat sich im Laufe der Jahre aufgeweicht. Und überhaupt sind der Wahl der Zahl heute kaum noch Grenzen gesetzt. Von 1 bis 99 ist für die Amateurfußballer alles möglich. So mancher Spieler im Altkreis Ahaus hat sich daher auch für eine nicht alltägliche Zahl entschieden. Und das nicht ohne Grund.

Eine spezielle Geschichte darüber kann der Ahauser Sedat Semer erzählen. Wo immer er auch spielt, tut er das am liebsten mit der 41 auf dem Rücken. Die trug er bei Eintracht Ahaus, bei der SpVgg Vreden II und auch bei seinem aktuellen Klub FC Vreden. „Die 41 steht für die Stadt Izmit, die Heimat meiner Familie in der Türkei. Dort beginnen alle Nummernschilder mit der 41, so wie hier die meisten mit BOR“, erklärt der Stürmer. Kein Wunder also, dass auch sein Bruder Saffet beim TSV Ahaus die 41 auf dem Rücken trägt.

Da sich nicht jede Mannschaft zu jeder Saison einen neuen Trikotsatz gönnt, werden die speziellen Rückennummern auch mal vererbt. So trägt aktuell Justus Schücker bei der Eintracht die 41 von Sedat Semer. Vermutlich, ohne die Geschichte dahinter zu kennen.

Genauso ergeht es auch Chris Harmeling beim A-Ligisten FC Oeding. Der Stürmer hat das Trikot mit der Nummer 42 von Bastian Sicking geerbt, der mittlerweile in Mannheim lebt. Wie Harmeling erklärt, war das eins von zwei Trikots mit der Größe L, in die er hereingepasst hat. Woher die 42 eigentlich kommt, weiß Harmeling nicht.

Doch Bastian Sicking klärt auf: „Ich habe die Nummer damals ausgewählt, weil ich mal eine andere als die gewöhnlichen nehmen wollte“, erklärt Sicking. „Dabei habe ich mich als Bayern-Fan auch an Jamal Musiala orientiert und an Yaya Toure (u.a. Manchester City, d. Red.), den ich früher auch immer gern mochte.“

Sedat Semer (r.) trägt beim FC Vreden wie schon bei vorherigen Stationen die Nummer 41
Sedat Semer (r.) trägt beim FC Vreden wie schon bei vorherigen Stationen die Nummer 41 © Raphael Kampshoff

Aber zurück zu Eintracht Ahaus. Beim Landesligisten ist mit der 63 eine weitere ungewöhnliche Nummer vertreten, und zwar auf dem Trikot von Ersatzkeeper Hilmi Demirbas. Bei ihm spielt auch die Kennzeichnung einer türkischen Stadt eine Rolle, allerdings geht es dabei um die Heimat seines Kumpels Hüseyin Baltaci, der heute beim TSV spielt. „Hüseyin wollte damals unbedingt die 63, aber zu der Zeit durften die Feldspieler noch nicht so hohe Zahlen nehmen, ich als Torwart aber schon. Damit wollte ich ihn ein bisschen ärgern.“

Eintracht-Trainer Frank Wegener hat kein Problem mit der Nummernwahl seiner Spieler, bevorzugt selbst aber eher die klassischen Zahlen. „Ich hatte früher immer die 4, und die hat auch sehr gut zu meinen Stärken auf dem Platz gepasst.“

„Exoten“ bei GW Lünten II

Schaut man sich die Mannschaftsaufstellungen in den Ahauser Kreisligen mit Blick auf die Rückennummern einmal genauer an, bleibt man unweigerlich beim C-Ligisten GW Lünten II hängen. Hier sind neben den klassischen Zahlen auch „Exoten“ wie die 35, 55, 68 oder 93 vertreten.

Trainer Christof Niestegge erklärt den Hintergrund: „Als wir damals unseren neuen Trikotsatz bekommen haben, standen um die 40 Spieler bei uns im Kader. Da durfte sich jeder eine aussuchen. Auffällig war dabei, dass die jüngeren Spieler eher zu ungewöhnlichen Nummern neigen als die älteren“, so der Coach. Die höchste trägt dabei Nils Barth, die 93 verweist auf seinen Geburtsjahrgang. Niestegge selbst übrigens trägt als Torwart ganz klassisch die 1.

Schon seit seiner Zeit in der A-Jugend vertraut Timo Scherping von Vorwärts Epe auf die Rückennummer 18.
Schon seit seiner Zeit in der A-Jugend vertraut Timo Scherping von Vorwärts Epe auf die Rückennummer 18. © Sascha Keirat

Auf dieser Position sieht es beim benachbarten A-Ligisten SF Ammeloe etwas anders aus. Hier trägt Maik Efing die Nummer 89. Doch die hat sich der Keeper nicht selbst ausgesucht, sondern sein Vorgänger Matthäo Vehof, mittlerweile nicht mehr bei den Sportfreunden. „Matthäo war immer ein extrovertierter Spieler, der auch gerne mal zu einem Outfit in Rosa gegriffen hat“, erinnert sich der Sportliche Leiter, Michael Wantia an den früheren Kapitän und Leistungsträger.

Dazu passt auch der Hintergrund der Rückennummer 89. Die bezieht sich nämlich auf Vehofs Lieblingsspieler Marko Arnautovic der ebenfalls den Ruf eines „bunten Vogels“ genießt. Der Österreicher (aktuell beim FC Bologna) stammt aus dem Jahrgang 1989.

Fun Fact: Mit Szymon Olkusz vom TSV Ahaus trägt ein weiterer Kreisliga-Keeper die Nummer 89.

Schnapszahlen mehrfach vertreten

Bei vielen Mannschaften im Kreis ist der Trikotsatz aber auch fortlaufend durchnummeriert, ohne große „Ausreißer“. Bei Bezirksligist Vorwärts Epe stechen lediglich die Schnapszahlen 44 von Nicolas Werink und 33 von Florian Heying heraus, die beide mehrfach im Fußballkreis vertreten sind.

Spielertrainer Timo Scherping bevorzugt dagegen die 18. Und die hat für den Stürmer auch eine Bedeutung. „Bei Preußen Münster in der A-Jugend musste ich in einem Spiel mal die 18 tragen, weil kein anderes Trikot mehr da war. In dem Spiel habe ich direkt zwei Tore gemacht und bin danach bis heute bei der 18 geblieben, wann immer es ging.“

Aberglaube, Vorbilder, Geburtsdaten – für viele Kicker spielt die Rückennummer eine große Rolle. Doch für die Trainer, Mitspieler und Zuschauer zählt letztendlich nicht, was auf dem Trikot draufsteht, sondern was drinsteckt...