Die gute Nachricht vorweg: Legden ist beliebt! „In den letzten Jahren wurden beispielsweise viele Mehrfamilienhäuser gebaut. Alle sind bewohnt. Es gibt keinen Leerstand“, weiß Egbert Mergler, als Immobilienberater der Sparkasse Westmünsterland unter anderem zuständig für Legden.
Dafür läuft es aber in einem anderen Bereich nicht so berauschend: Die Grundstücksverkäufe sind leicht rückläufig. Das belegt auch der aktuelle Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Borken.
2022 gab es in Legden 77 Grundstücksverkäufe - davon 38 bebaut und 19 unbebaut. 2021 waren es noch 84. Egbert Mergler dazu: „In den letzten Jahren, als wir noch ein gutes Zinsniveau hatten, gab es einen regelrechten ‚Run‘ auf Immobilien und Grundstücke. Nun haben wir aber in Legden die Situation, dass unbebaute Grundstücke als Mangelware gelten, da die Baugebiete überwiegend voll sind. Daher sind die Zahlen rückläufig.“
Hinzu kommt, dass Neubauten derzeit als nahezu unerschwinglich gelten, wie er weiter erklärt: „Hohe Zinssätze, hohe Material- und Handwerkerkosten - es gibt Menschen, die warten daher mit dem Bau des Eigenheims noch.“ Kollege Dirk Droste, Mitglied im Gutachterausschuss für den Grundstücksmarktbericht im Kreis Borken und Immobilienberater der Sparkasse Westmünsterland unter anderem für Legden, ergänzt: „Wir rechnen damit, dass das Neubaugeschäft die nächsten zwei Jahre weiterhin leicht rückläufig sein wird.“
Und wie viel kostet ein Wohnbaugrundstück derzeit durchschnittlich? „Wir liegen momentan bei 170 bis 180 Euro pro Quadratmeter“, sagt Egbert Mergler. Das entspricht auch ungefähr dem Kreisdurchschnitt, den der Grundstücksmarktbericht mit 180 Euro pro Quadratmeter angibt. Insgesamt stiegen die Preise im Kreisgebiet um durchschnittlich 1 Prozent an. Das kann Dirk Droste auch für Legden bestätigen: „Die Werte sind auch hier leicht angestiegen.“
Gute Lage und Größe
Etwas besser ist hingegen die Lage in Legden in Bezug auf bestehende Immobilien einzuordnen: Ein Grundstück mit einem bereits gebauten Haus kaufen und nach den eigenen Wünschen und Vorstellen renovieren ist nach wie vor sehr beliebt. „Oftmals sind hier Grundstücke mit einer guten Lage und Größe zu bekommen“, weiß Egbert Mergler.
Der Grundstücksmarktbericht fasst dabei die durchschnittlichen Kaufpreise für Grundstücke mit freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern für die Region Heek, Legden, Schöppingen und Stadtlohn zusammen. Ein zwischen 1950 und 1974 gebautes Haus kostetet im letzten Jahr rund 1.969 Euro pro Quadratmeter, was einen ungefähren Gesamtpreis von 335.00 Euro macht. Häuser mit Baujahr zwischen 1995 und 2009 lagen schon bei 2.676 Euro pro Quadratmeter (415.000 Euro insgesamt).
Energieausweis vorlegen
Also umso älter das Haus, umso günstiger? „Tendenziell, ja“, sagt Dirk Droste. „Das hat unter anderem viel damit zu tun, wie energetisch fit das Haus ist. Käufer sollten sich immer fragen: Was muss ich nach dem Kauf noch investieren? Deshalb muss bei Verkäufen immer der Energieausweis vorgelegt werden.“
Egbert Mergler: „Dennoch ist es wichtig, den Einzelfall zu betrachten. Es gibt auch ältere Häuser, bei denen schon reichlich gemacht wurde. Für diese Häuser kann dann natürlich auch mehr verlangt werden.“
Wie häufig auf dem Land üblich, wissen sich aber auch die Legdener zu helfen, um die anfallenden Kosten - egal ob Neubau oder Renovierung - etwas im Rahmen zu halten. „Selbsthilfeleistung wird hier großgeschrieben“, so der Immobilienberater Egbert Mergler. „Jeder kennt jemanden, der handwerkliches Geschickt mitbringt und gerne mal aushilft. Dennoch sollte beachtet werden, dass für manche Arbeiten doch lieber die Profis ran sollten. Das ist zum Beispiel auch für bestimmte Förderungen wichtig.“
Wohnungseigentum
Auch Wohnungseigentum ist in diesem Zusammenhang in Legden ein Thema - und das nicht nur für Kapitalanleger. Viele ältere Menschen verkaufen ihr zu groß gewordenes Haus und suchen sich als Ersatz eine Eigentumswohnung, weiß Egbert Mergler: „Vor allem 70 bis 75-Jährige entscheiden sich dann für eine Wohnung zentrumsnah. Das bisherige Haus landet dann zum Verkauf auf dem Markt.“
Aber es kommt durchaus auch vor, dass sich junge Menschen für eine Eigentumswohnung entscheiden: „Eine so genannte Starterimmobilie. Die Wohnung wird dann erst selber bewohnt und später vermietet, wenn man sich doch für ein Haus entscheidet“, sagt Mergler.
Laut Grundstücksmarktbericht mussten Käufer für die Region Heek, Legden, Schöppingen und Stadtlohn für eine zwischen 1975 und 1994 gebaute Wohnung zwischen 2.163 und 2.390 Euro pro Quadratmeter bezahlen.
Wohnen zur Miete
Wer doch lieber zur Miete in Legden wohnen möchte, hat es schwer. „Die Lage ist angespannt“, sagt Mergler. Und weiter: „Wenn eine Wohnung frei wird, ist sie eigentlich schon wieder weg, bevor sie überhaupt ausgeschrieben werden konnte. Die Masse an Interessenten ist enorm.“
Für eine neuere Wohnung werden in Legden bis zu 10 Euro den Quadratmeter an Miete genommen. Je nach Alter, Lage und Ausstattung kann das aber variieren.
„Der Durchschnittspreis liegt also eher darunter und beläuft sich bei um die 6,50 Euro“, fasst der Egbert Mergler zusammen.
Seiner Meinung nach zu kurz kommt in Legden aber insbesondere der günstige Bereich unter dem Stichwort Sozialwohnungen. „Wohnungen, wo der Quadratmeter 4,50 Euro kostet, fehlen in Legden absolut“, kritisiert Egbert Mergler.
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