
© Stephan Teine
Unfallflucht unter Alkohol kostet 24-Jährigen den Führerschein – 17-Jähriger lügt
Amtsgericht Ahaus
Weil er betrunken nach einem Unfall floh, stand ein 24-jähriger Legdener vor Gericht. Ein 17-Jähriger wollte noch die Schuld auf sich nehmen. Doch der Richter glaubte ihm nicht.
Im Juli 2019 landete an einem Morgen gegen 3.45 Uhr ein Auto im Vorgarten eines Hauses an der Wibbeltstraße. Der Fahrer hatte in der Kurve die Kontrolle verloren, ein Straßenschild gerammt und war erst in den Büschen vor dem Haus zum Stehen gekommen.
Der Fahrer legte dann den Rückwärtsgang ein, gab Gas, überfuhr dabei um ein Haar noch eine Zeitungsbotin und floh von der Unfallstelle. So viel war vor dem Ahauser Amtsgericht am Montagmorgen klar. Nur wer das Auto dorthin gefahren hat, darüber gab es dann zwei unterschiedliche Versionen.
Angeklagter verweigert die Aussage
Angeklagt war ein 24-jähriger Legdener. Er soll das Auto volltrunken gesteuert haben. Auf der Rückbank saßen demnach eine 17-jährige Coesfelderin und ein 17-jähriger Legdener. Gemeinsam hätten sie nachts in der Wohnung des 24-Jährigen gefeiert und Alkohol getrunken. Am frühen Morgen hätten sie sich dann auf den Weg gemacht, um Zigaretten zu kaufen. Beim Versuch, von der Osterwicker Straße nach rechts in die Wibbeltstraße abzubiegen, habe der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Auch Stunden nach dem Unfall hatte er noch erheblich Alkohol im Blut. Vor Gericht verweigerte er die Aussage.
17-jähriger Zeuge will selbst gefahren sein
Der 17-jährige Zeuge hatte eine andere Variante parat: Erst wollte er die Aussage vor Gericht noch komplett verweigern. Als ihm der Richter erklärte, dass das nicht gehe, gestand er freimütig: „Ich bin gefahren.“
„Das hätten Sie jetzt aber wohl besser auch nicht gesagt“, erklärte der Richter. Darauf reagierte der Zeuge kaum. Der 17-Jährige erläuterte detailliert, wo er in der Wohnung den Autoschlüssel fand und wie er mit dem Wagen durch Legden gefahren sei. Einen Führerschein hatte er nicht. Autofahren habe er sich über die Fahrschulbücher seiner Schwester beigebracht. An der Kreuzung sei er von der Straße abgekommen. Durch den Schrecken habe er dann wieder Gas gegeben und sei weggefahren.
Die 17-jährige Coesfelderin, die mit den beiden jungen Männern in der Nacht zusammen war und ebenfalls Alkohol getrunken hatte, belastete den 24-jährigen Legdener. „Der ist gefahren. Das habe ich ja auch mehrfach bei der Polizei gesagt“, erklärte sie. Sie habe mit im Auto gesessen.
Falschaussage bringt 17-jährigen Coesfelder in Bedrängnis
Wegen der Falschaussage wurde der 17-Jährige bereits vom Amtsgericht Coesfeld verurteilt. „Er ist wohl davon ausgegangen, dass ihm deswegen heute nichts mehr passieren kann“, erläuterte der Richter später. Die erneute Falschaussage vor Gericht wird ihm aber wohl noch weiteren Ärger einbringen.
Der Richter sah es als erwiesen an, dass der 24-jährige Legdener am Steuer saß. „Ob der 17-Jährige aus Angst oder aus Freundschaft etwas anderes behauptet hat, können wir nicht klären“, sagte der Richter. Seine Aussage hielt er jedoch für unglaubwürdig: „Erst wollte er komplett verweigern, dann belastet er sich selbst. Das passt einfach nicht.“ Der Verteidiger des 24-Jährigen hatte noch auf Freispruch plädiert: „Im Zweifel für den Angeklagten.“ Dem folgte der Richter nicht.
Bereits mehrfach mit Alkohol am Steuer aufgefallen
Der Legdener indes ist kein unbeschriebenes Blatt: Er stand bereits wegen Trunkenheit am Steuer vor Gericht, hat sechs Eintragungen im zentralen Verkehrsregister. Deswegen musste er auch bereits den Führerschein abgeben. Durch mehrere Aufbauseminare bekam er ihn dann noch einmal zurück. Weil er durch den Unfall im Juli 2019 erneut den Führerschein abgeben musste, verlor er auch seine Arbeit, ist aktuell immer noch arbeitslos.
Den Legdener verurteilte der Richter zu einer Geldstrafe von 1800 Euro (120 Tagessätze zu je 15 Euro). Außerdem wird der Führerschein eingezogen und eine zwölfmonatige Sperre gegen den 24-Jährigen ausgesprochen. Frühestens dann kann er den Führerschein neu machen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
