
Iris Ignaszak (l.) und Anchristin Uesbeck waren nur zufällig an den Apfelbäumen an der Straße zum Sportplatz in Asbeck vorbeigekommen, halten es aber für eine gute Idee, dass die Früchte kostenlos geerntet werden können. © Markus Gehring
Obsternte von Gemeinde-Bäumen in Legden und Asbeck ausdrücklich erlaubt
Private Verbote
Die Äpfel sind reif. Vielerorts aber liegen die Früchte auf dem Boden, verfaulen. Während die von öffentlichen Bäumen frei gepflückt werden dürfen, untersagen das manche private Besitzer.
An der Zuwegung zum Sportplatz in Asbeck aber auch an anderen Orten in der Gemeinde stehen zahlreiche Apfelbäume, die reiche und reife Früchte tragen. Nicht alle aber sind Allgemeingut. Legdens Bauhofleiter Ralf Mönsters bestätigt auf Anfrage, dass geschätzt 100 Obstbäume im Besitz der Gemeinde sind: „Wir haben Apfel-, Pflaumen- und auch Birnbäume gepflanzt.“ Zum Beispiel an der Skulptoura und am Sportplatz in Asbeck oder in der Bauerschaft Wehr. Und: „Von diesen Bäumen dürfen die Früchte geerntet werden, allerdings immer auf eigene Gefahr.“ Außerdem sollte man auch sorgsam vorgehen.

Reiche und reife Früchte tragen die Apfelbäume an der Straße zum Sportplatz in Asbeck. © Markus Gehring
Auch Bürgermeister Dieter Berkemeier betont, dass die Bäume durch die lange Dürre und Hitze gelitten haben könnten und auch in Teilen morsch sein könnten: „Da ist immer Vorsicht geboten!“ Erlaubt sei die Ernte aber schon, eines Mundraubs mache sich da niemand schuldig.
Auch Obst ist Privateigentum
Das gilt aber nicht überall. Andernorts wird sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Ernte Unbefugten nicht erlaubt ist. So bleiben die Äpfel schlimmstenfalls am Boden liegen und verrotten. Das in einer Zeit, in der die Menschen nicht nur zunehmend gesundes Essen schätzen, sondern viele auch dankbar wären, wenn sie so kostenlos für einen ausgeglichenen Vitaminhaushalt sorgen könnten.
Ein Anliegen, das die Bewohner von Legden auch in früheren Zeiten schon hatten und Obst als hohes Gut schätzten. Haltbare Sorten wie Boskoop wurden auf Regalen im Keller gelagert und bei Bedarf verarbeitet.

Pflücken verboten! Das gibt es eben auch. © Privat
Eingemacht sorgten die Äpfel als wichtiges Nahrungsmittel auch in den Wintermonaten für Abwechslung auf dem Teller. Alt- und Ehrenbürgermeister Friedhelm Kleweken kann sich sogar noch daran erinnern, dass Bäume versteigert wurden und gegen ein kleines Entgelt das Obst geerntet werden konnte.
Apfelsaft aus der Molkerei
Die ehemalige Molkerei nimmt dabei sogar so etwas wie eine Vorreiterrolle ein. Anfang des 19. Jahrhunderts von einer Essener Gesellschaft gegründet, hatten sich die Legdener Milchzulieferer nach dem Zweiten Weltkrieg zur Molkereigenossenschaft Legden zusammengeschlossen. Und der damalige Molkereileiter Hermann Schonefeld war so etwas wie ein Pionier und versuchte neben den Molkereiprodukten in den 1950er-Jahren weitere Geschäftsfelder für die Molkerei aufzubauen.

Wer kann da angesichts solch üppiger "Last" schon widerstehen! © Markus Gehring
So wurde neben der Verarbeitung von hauseigenen Erzeugnissen wie Milch, Butter und Käse auch eine Obstmosterei mit Flaschenabfüllanlage installiert. Das, was heute vielerorts praktiziert wird, war früher schon üblich: Die Bauern lieferten ihre Äpfel bei der Molkerei ab. Im Gegenzug bekamen sie Apfelsaft zurück, oder lieferten die Äpfel gegen Bares. Die Vermarktung des Apfelsaftes übernahm dann die Molkereigenossenschaft.
Gedämpfte Kartoffeln als Viehfutter
Eine Kartoffeldämpfanlage gehörte vorab schon zur Molkerei-Ausstattung in Legden. Dort konnten die Bauern die Erdäpfel, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr brauchbar erschienen, im Lohn dämpfen lassen und das Produkt anschließend silieren und als Viehfutter – vorzugsweise für die Schweine – verwenden.
In den 1970er-Jahren wurde die Molkereigenossenschaft Legden aufgelöst und verkauft an die Firma Suwelack, Billerbeck, welche den damaligen Geschäftsführer Josef Ibing und einige der langjährigen Stammbelegschaft übernommen hat.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
