Man hätte fast meinen können, es handele sich um einen Aprilscherz. Doch dafür war es nicht nur viel zu spät. Die Fassungslosigkeit, mit der Bauamtsleiter Helmut Schiermann die Lokalpolitiker über den jüngsten Erlass aus dem Landesverkehrsministerium informierte, ließ keine Zweifel daran, dass die Verordnung tatsächlich besteht.
Kopfschüttelnd saßen die Lokalpolitiker daraufhin in der jüngsten Ratssitzung am Montag (22.4.) im Sitzungssaal im Haus Wessling. „Das Umwelt- und Verkehrsministerium will den Radverkehr und die Radwege für Menschen in Nordrhein-Westfalen sicherer machen“, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung aus der Landeshauptstadt.
Aus Gründen der Barrierefreiheit sollen Sperreinrichtungen auf Radwegen durch die Kommunen mindestens überprüft, am besten sogar abgebaut werden. „Das heißt sämtliche Poller, Sperrpfosten oder versetzt eingebaute Wegsperren in Legden und Asbeck müssen erfasst, besichtigt und eigentlich abgebaut werden“, erklärt Helmut Schiermann den Vertretern der Fraktionen in der Sitzung.

„Immer mehr Menschen greifen zum Rad und tragen dazu bei, dass der Radverkehr eine der tragenden Säulen der Mobilitätswende wird. Wenn wir die Menschen für diese klimafreundliche und gesunde Art der Fortbewegung gewinnen wollen, müssen wir die Radwege sicherer und barrierefreier machen“, argumentiert Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer in besagter Pressemitteilung.
Poller und Sperrgitter seien oftmals eine Gefahrenquelle und sollten nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt werden, heißt es weiter. Besagte Sperrmaßnahmen auf Radwegen stellen eine hohe Kollisionsgefahr dar, heißt es weiter. Hierdurch kam es bereits zu Unfällen mit schweren Verletzungen bis hin zur Todesfolge, ist zu lesen.
Barrierefreiheit für große Räder
Gleichzeitig behindern viele dieser Einrichtungen Menschen mit Lastenrädern, Anhängern oder Dreirädern für Erwachsene und machen Wege für sie unpassierbar. Auch für Kinder und Menschen mit Behinderung stellen solche Wegsperren oftmals eine Gefahrenquelle dar, begründet das Ministerium seine Entscheidung gegen die Sperren.
Schiermann hatte für die Ratssitzung bereits Karten für beide Ortsteile vorbereitet, auf denen sämtliche Stellen markiert sind, an denen sich solche Verkehrseinrichtungen befinden. „Wir sprechen hier über insgesamt 50 Orte in Legden und Asbeck“, erläuterte er im Telefonat mit der Redaktion.
Abmontieren und Einlagern
In der Sitzung schlug er vor, die Poller, Pfosten und Sperren erstmal einzusammeln und einzulagern. „Die Löcher könnte man mit Abdeckungen verschließen“, ergänzte er seine Ausführungen. Wer wisse schon, ob in einigen Jahren nicht das Aufstellen genau dieser Verkehrseinrichtungen wieder gewünscht sei und man sie dann gut brauchen könne.
Herbert Feldhaus, Ratsherr der CDU-Fraktion, äußerte sich als erster zu dem Thema. „Erstaunlich, womit man sich in der Landesregierung so beschäftigt. Als hätten wir sonst keine Probleme in Deutschland“, sagte er in die Runde. Die meisten dieser Barrieren seien doch zum Schutz der Fußgänger installiert worden, ergänzte er kopfschüttelnd. Auch bei den übrigen Fraktionen sah man nur fassungslose Gesichter.
Sollten Sperrmaßnahmen an einzelnen Stellen zwingend notwendig sein, sind zuerst Alternativmaßnahmen wie Verkehrszeichen, Markierungen oder sonstige bauliche Maßnahmen zu prüfen. Fest eingebaute Einrichtungen auf Radverkehrsanlagen sollen nur noch im Ausnahmefall und dort vorzufinden sein, wo sie unverzichtbar sind, stellt das Umwelt- und Verkehrsministerium klar.