Mit Lüftungsversuchen an der Paulus-van-Husen-Schule in Legden hat Alfred Mennekes die Aufmerksamkeit des Max Planck Institutes auf sich gezogen.

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Lüftungstest in Klassenraum: Ist das die Lüftungs-Lösung für Schulen?

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Alfred Mennekes hat sich ausgiebig mit dem Thema Lüften beschäftigt und hat Versuche in Klassenräumen der Paulus-van-Husen-Schule durchgeführt. Sogar das Max-Planck-Institut zeigt Interesse.

Legden

, 06.11.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Alle 20 Minuten soll in Klassenräumen derzeit gelüftet werden, wenn möglich sogar häufiger. Das empfiehlt das Umweltbundesamt. Im Sommer mag das noch angenehm gewesen sein, allerdings ist Herbst und die bereits winterlichen Temperaturen sorgen für frierende Schüler. Das will Alfred Mennekes (71) ändern.

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Der Tierarzt im Ruhestand kennt sich mit Belüftungsanlagen aus. Er war unzählige Male berufsbedingt in Ställen und hat sich mit den Belüftungstechniken dort auseinandergesetzt. Also, warum sollte man das dort erlangte Wissen nicht weiternutzen - beispielsweise für Lüftungsmethoden in Klassenräumen zur Verhinderung der Verbreitung von Covid-19?

Effektiveres Lüften in Klassenzimmern

Das fragte sich auch Alfred Mennekes und machte sich ans Werk. In einem Standard-Klassenzimmer der Paulus-van-Husen-Schule in Legden, das für rund 25 Schüler ausgelegt ist, erprobte er verschiedene Lüftungsmethoden.

„Ich habe mich gefragt, wie kann man noch effektiver in Klassenzimmern lüften? Da ich nicht davon überzeugt bin, dass das Lüften mit Fenstern effektiv genug ist“, sagt Alfred Mennekes im Gespräch mit der Redaktion. Der Klassenraum, in dem die Versuche durchgeführt wurden, hat laut Mennekes ein Raumvolumen von rund 200 Kubikmetern.

Damit man erkennen kann, wie sich die Luft im Raum verteilt, hat Alfred Mennekes eine Kaltrauchmaschine für die Tests benutzt. „Die kennen viele ja von Discos“, sagt er. Der Rauch macht die Luftbewegung sichtbar und ist eine gängige Methode für derartige Versuche.

Die ersten drei Versuche

Beim ersten Versuch sind sowohl Fenster als auch die Tür geschlossen. Die Luftbewegung war gleich null, denn die Luft konnte nirgendwo hin. Beim zweiten Versuch war ein Fenster geöffnet, die Tür aber zu. Passiert sei auch hier kaum etwas. Bei Versuch Nummer drei wurden sowohl ein Fenster als auch die Tür geöffnet.

„Der Effekt war hier schon besser zu sehen, aber je nach Windstand draußen kommt der Wind zum Fenster rein und zur Tür wieder raus“, erklärt der 71-Jährige. So sei es möglich, dass der angrenzende Flur bei geöffneter Tür mit der vernebelten Luft befüllt wird.

2500 Kubikmeter Luft pro Stunde

Versuch Nummer vier brachte da schon mehr Erkenntnisse. Bei einem installierten Ventilator im Fenster und einem geöffneten Fenster, kommt frische Luft in den Raum und die vernebelten Luft wird mit dem Ventilator aus dem Raum nach draußen geblasen. Der Ventilator schafft es, innerhalb einer Stunde ungefähr 2500 Kubikmeter Luft aus dem Raum nach draußen zu befördern. Dies war der effektivste Versuch. So werde es sich bei Corona-belasteter Luft ebenfalls verhalten.

Alfred Mennekes hat sich mit verschiedenen Instituten über die Testreihe ausgetauscht: „Ich habe aber vor allem mit dem Max-Planck-Institut in Göttingen intensiven Kontakt gehabt“, so Mennekes. Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz habe seinen Test „hochspannend“ genannt und er geht sogar noch einen Schritt weiter.

Lüftungseffekt wird noch verstärkt

Die Empfehlung, die der Professor für Physik und Aerosolforscher dem ehemaligen Tiermediziner gibt, lautet: Die Luft nicht mithilfe des Ventilators rausblasen, sondern Frischluft in den Raum pusten und ein Fenster öffnen. Dadurch werde der Lüftungseffekt sogar noch verstärkt.

Alfred Mennekes hat in der Paulus-van-Husen-Schule Lüftungsmethoden getestet.

Alfred Mennekes hat in der Paulus-van-Husen-Schule Lüftungsmethoden getestet. © privat

Frieren müssen Schüler allerdings nicht bei dieser Technik, denn es reichen drei Minuten Lüftungszeit nach jeder Schulstunde. Durch die Körperwärme der Schüler, durch den Boden und die Wände heize sich der raum schnell wieder auf, sodass es nur zu einer kurzfristigen Temperatursenkung im Raum komme.

Zu dem Verfahren hat das Max-Planck-Institut folgende Stellungnahme an Alfred Mennekes gesendet: „Nach Meinung von Herrn Professor Bodenschatz ist es ausreichend, die Klasse nach der Schulstunde so alle 45 Minuten für 3-5 Minuten bei geschlossener Tür zu lüften. Der Wärmeabfluss würde danach sehr schnell wieder ausgeglichen.“

Eine langfristig gute Investition

Der positive Nebeneffekt sei laut Mennekes, dass es keine verbrauchte Luft mehr nach dieser Lüftungsart im Raum gibt. Das heißt: „Dadurch sinkt der CO2-Gehalt in der Luft und gleichzeitig erzeugt man so einen hohen Sauerstoffgehalt“, erklärt Alfred Mennekes. Das habe auch den Vorteil, dass Schüler nicht mehr so müde seien und die Konzentrationsfähigkeit steige.

Somit ist nach Meinung des 71-Jährigen diese Art zu Lüften nicht nur eine vorübergehende Lösung während der Corona-Zeit, sondern eine langfristig gute Investition. Alfred Mennekes glaubt an die Methode, ebenso wie weitere Technische Universitäten im gesamten Bundesland. „Es ist eine effektive, schnell zu installierende und vor allem kostengünstige Methode“, sagt er.

Die gesamte Installation sei durchaus bereits praktikabel, das habe er in Gesprächen mit dem Max-Planck-Institut so kalkuliert: „Die Investition pro Klassenraum beträgt fix und fertig samt Montierung geschätzt unter 1000 Euro“, sagt Alfred Mennekes. Er bleibt an dem Thema dran und mit den verschiedenen Instituten in Kontakt.