Morgendliche Blutentnahme: Medizinstudentin Carolin Sprenger (22) sammelt in einer Legdener Hausarztpraxis neue Erfahrungen und ist beeindruckt.

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Legdener Hausarzt-Praxis macht Medizinstudentin (22) Appetit auf mehr

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Nur wenige Sätze und klar ist: Diese Frau brennt für ihren Beruf. Dabei ist Carolin Sprenger (22) erst auf dem Weg dorthin. Zurzeit ist die Medizinstudentin mittendrin im Hausarzt-Praktikum.

Legden

, 22.03.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gut drei Wochen hat Carolin Sprenger aus Borken in der Legdener Hausarztpraxis Dr. Volker Schrage/Bernd Ballof bereits hinter sich und schwärmt: von der Aufgaben-Vielfalt, vom Team, von der professionellen Betreuung.

Doch der Reihe nach: Dass die 22-Jährige sich für den Arztberauf entscheiden würde, liegt angesichts ihrer Familien-Konstellation fast auf der Hand. Beide Eltern sind Ärzte, ihre ältere Schwester auch. Der Vater arbeitet als niedergelassener Kardiologe, die Mutter beim Gesundheitsamt und die Schwester zurzeit als Assistenz-Ärztin im Krankenhaus in Coesfeld.

Schon von kleinauf habe sie erfahren, wie erfüllend der Arztberuf offenbar sei. „Ich habe sehr zufriedene Eltern erlebt, die haben und hatten einfach immer sehr viel Spaß“, sagt sie. Und anders, als es oft vermutet werde, habe ihr Vater sogar „total viel Zeit“ für die Familie gehabt. Ihr Berufswunsch steht daher schon sehr früh fest: „Ich wollte nicht Prinzessin sondern Ärztin werden.“

Eltern waren große Vorbilder

Nur zwischenzeitlich findet sie den Job einer Polizistin auch recht interessant. Also schreibt sie sich nach dem Abitur an der Westfälischen-Wilhelms-Universität (WWU) fürs Medizin-Studium ein. Eine Entscheidung, die die Eltern ihr ganz alleine überlassen, nie Druck ausgeübt hätten. Die Vorbild-Funktion hat aber offenbar ausgereicht, dass zwei der drei Töchter beruflich die gleiche Richtung eingeschlagen haben. Nur die mittlere ist aus der Reihe getanzt und wurde Lehrerin.

Dass es die richtige Entscheidung war, hat sich für Carolin Sprenger inzwischen auch längst bestätigt. Sechs Semester hat sie bereits abgeschlossen, das Physikum auch. Und im Rahmen der insgesamt viermonatigen Famulatur, der Praxiszeit während des Studiums, verbringt sie auch einen Monat in der Legdener Hausarztpraxis. Und ist begeistert und überrascht zugleich. Davon zum Beispiel, „wie gut Hausärzte ausgebildet sind“. Vorher habe sie nämlich gar nicht gewusst, mit wie viel unterschiedlichen Krankheitsbildern sie konfrontiert würden und wie viele sie auch behandelten. „Das hat mich beeindruckt.“

Carolin Sprenger, 22, künftige Ärztin

Carolin Sprenger, 22, künftige Ärztin. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Große Chance: Selbstständiges Arbeiten

Dankbar ist sie aber nicht nur für diese Erfahrung sondern auch dafür, dass sie so viel selbstständig machen durfte. Nicht nur beim regelmäßigen Blutabnehmen, sondern auch während der Sprechstunde, bei der sie jeden Patienten auch habe untersuchen dürfen. Einmal hat der Chef (Bernd Ballof) sie sogar mit der Diagnose und der Vorstellung des Falls beauftragt. Und, lag sie da richtig? „Alles lief bestens, außerdem wird mir auch immer ganz viel erklärt, und ich kann viele Fragen stellen.“ Bernd Ballof mache es „es richtig Spaß, mir etwas beizubringen.“ Unterstützung habe sie aber auch von allen bekommen: „Ein tolles Team!“

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Selbst in das für sie völlige Neuland „Ultraschall“ hat sie sich in Legden schon vorwagen können. „Da bin ich noch nicht gut drin, da fehlt noch die Übung“, hat sie festgestellt. Mit vielen ihrer Erfahrungen ist sie ihren drei Mitstreitern bei „Hand aufs Herz: Ärztinnen und Ärzte in den Kreis Borken“, die den Praxismonat unterstützt, sogar voraus. Eine Aktion des Kreises Borken, die Carolin Sprenger richtig gut findet, sogar besser als ein Stipendium, wie es andere Kreise anbieten, um Hausärzte in die Fläche zu holen. „Hand aufs Herz“ stellt nicht nur Auto und WG-Wohnung, sondern bietet auch ein interessantes Rahmenprogramm. Carolin Sprenger: „Uns wird gezeigt, wie toll es hier ist, was der Kreis zu bieten hat.“

Ein Rucksack voller Erfahrungen

Die 22-Jährige nimmt jedenfalls, wie sie sagt, ganz viel mit aus Legden zurück ins Studium. Ob sie das nach zehn Semestern beenden will, oder noch ein zusätzliches Halbjahr dranhängt, hat sie noch nicht entschieden. Das hängt nämlich auch von ihrer Doktorarbeit ab. Da steht das genaue Thema noch nicht fest, wohl aber der Forschungsbereich im Rahmen der Psychiatrie. Eine Untersuchung zur Spinnen-Phobie.

Welche Fachrichtung es dann letztendlich mal sein wird, weiß sie noch nicht, nur, welche nicht. Im OP sieht sie sich auf keinen Fall, auch nicht als Orthopädin oder Augenärztin. Mit der Gynäkologie könnte sie sich anfreunden, wäre da nicht doch auch während der Ausbildungszeit das Muss an Operationen. Schon jetzt kann sie sich aber durchaus vorstellen, dass sie sich nach Praktischem Jahr (PJ) und Facharztanerkennung tatsächlich in einer Hausarztpraxis wiederfindet. In eine Großstadt zieht es sie jedenfalls nicht.

Nur ein dickeres Fell müsste sie sich dann noch zulegen. „Die Nähe zu den Patienten ist zwar einerseits sehr schön und hilfreich, andererseits kommen auch deren zum Teil schwere Schicksale auch ganz nah an uns ran.“ Ob sie denn schon gefragt wurde, ob sie nicht wiederkommen wolle? Ihre Antwort: „Leider nein!“