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Invasion der Eichenprozessionsspinner – so sollen Sie jetzt vorgehen
Eichenprozessionsspinner
Man muss von einer Invasion sprechen. Der Eichenprozessionsspinner macht sich überall in der Region breit. Hunderte Menschen haben uns Standorte gemeldet. Und einer macht Überstunden.
Der Eichenprozessionsspinner macht sich breit – noch mehr als im vergangenen Jahr. Das sagt Norbert Terbrack. Er muss es wissen. Mit seinem Landschaftspflege-Hausmeisterservice ist der Legdener im Auftrag der Kommunen Legden, Stadtlohn, Gescher und für den Kreis Borken unterwegs. Tag für Tag steht er auf seinem Hubsteiger und saugt die Nester ab. „Zehn bis 20 Prozent mehr als 2018“, schätzt er.
Hunderte Menschen haben sich auf den Aufruf der Münsterland Zeitung gemeldet und uns befallene Bäume gemeldet. Ein paar der Kommentare: „Ganz Legden ist voll. Von Anfang bis Ende.“ „Der St.-Martin-Kindergarten in Legden. Die Kinder können bei dem Wetter nicht mehr raus zum Spielen.“ „Ganz Heek ist bald betroffen.“ „Am Spielplatz bei der Gesamtschule in Ahaus sind auch Bäume befallen.“ „In Vreden ist so gut wie jeder Baum befallen. Ich finde das sehr erschreckend.“
53 Nester allein in einem Baum
Norbert Terbrack ist seit zwei Wochen in Sachen Eichenprozessionsspinner unterwegs. „Heute hatte ich in einem Baum 53 Nester“, erzählt er, „da war ich eine Stunde beschäftigt“. In Hundewick in Stadtlohn war er auf einer Straße mit 60 Bäumen unterwegs: „Jeder Baum war befallen.“ Da reichen acht Stunden nicht für das Tagwerk.
Jetzt hat ihn eine Entdeckung bei seiner Arbeit in der Nähe von Dorf Münsterland alarmiert. Hier war eine Buche vom Eichenprozessionsspinner befallen. „Das habe ich noch nie erlebt“, sagt er. Und er macht den Job schon zehn Jahre.
Und manchmal ist es eine Sisyphos-Arbeit. Anders als im Vorjahr, so beobachtet er, entwickelt sich der Eichenprozessionsspinner nicht einheitlich in seinen Stadien. Das heißt, dass bereits wenige Tage, nachdem Terbrack alle Nester abgesammelt hat, schon wieder neue Nester im Baum sind. Und Raupen außerhalb der Nester auf der Wanderung sind und sich noch nicht verpuppen. Warum das so unterschiedlich ist, ist dem Legdener unerklärlich. Klar ist nur, dass ein warmer und trockener Frühling die Entwicklung der Raupen begünstigt.
Absaugen nur mit kompletter Schutzkleidung
Die nächsten acht bis zwölf Wochen mindestens wird das so bleiben. Norbert Terbrack wird sich in den Schutzanzug hüllen, Mundschutz, Handschuhe anziehen, sich also komplett verkleiden, und dann mit dem Staubsauger die Nester von den Eichen absammeln.
Seine beiden Mitarbeiter kann er nicht einsetzen. „Sie sind allergisch. Und es bleibt nicht aus, dass man ein Härchen abbekommt“, so Terbrack. Er selbst reagiert nicht allzu sehr auf die giftigen Raupenhärchen. „Das kribbelt mal wie bei Brennnesseln,“ sagt er. Und Waschen helfe. Doch bei vielen Menschen rufen die Härchen der Raupe und der Larve starke allergische Reaktionen hervor.
Bleikenkamp, Am Bahnbusch und Industriestraße, die B 474 zwischen Westring und Waldkrone. Täglich kommen die Meldungen im Rathaus in Legden an: Der Eichenprozessionsspinner macht sich auch in Legden breit. Besorgte Eltern warnen in Facebook-Gruppen vor der Raupe. Gut 100 Bäume, so Hans Wittmund von der Gemeinde Legden, sind bislang betroffen.
Gemeinde kann nicht jeden Befall bekämpfen
„Wir schauen bei jeder Meldung nach“, informiert Bürgermeister Friedhelm Kleweken. Manchmal gehen die Meldungen dann weiter zum Beispiel bei den Kreisstraßen an den Kreis Borken. Auf der Homepage der Gemeinde wird auf die Gefahr hingewiesen. Dort heißt es auch: „Die Gemeinde Legden wird nicht jedweden Befall bekämpfen können, sondern sich auf die sensiblen Bereiche, in denen eine Gefahr für die Öffentlichkeit ausgeht, beschränken. Gegebenenfalls erfolgt eine Absperrung des gefährdeten Bereichs. In erster Linie wird sich die Bekämpfung auf die öffentlichen Anlagen wie Parkanlagen, Kinderspielplätze, Sportgelände und Schulhöfe beschränken.“

Die Nester werden abgesaugt. © Markus Gehring
Auch andere Auftraggeber von Norbert Terbrack sehen das so angesichts der vielen Fälle: „Spielplätze, Schulhöfe, Schützenfeste haben Priorität“, sagt Norbert Terbrack. Solange die Nester nicht beseitigt sind, hilft nur fernbleiben und Aufklärung.
Was ist der Eichenprozessionsspinner?
Der Forstschädling befällt bevorzugt Eichen. Er ist ein eher unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter, der auch für Menschen eine Gefahr darstellen kann. Zwar ist der Schmetterling an sich harmlos, doch seine Larven oder auch Raupen tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten der Menschen allergische Reaktionen hervorrufen können.
? Wie verhalte ich mich, wenn ich in Berührung mit dem Eichenprozessionsspinner gekommen bin?
Nach Kontakt mit Raupenhaaren ist vor allem wichtig, sofort die Kleider zu wechseln und zu duschen und die Haare zu waschen, um die Raupenhaare, die sich mit ihren kleinen Widerhaken in der Kleidung, im Haar und der Haut festsetzen können, zu entfernen. Darauf weist die Gemeinde auf ihrer Homepage zu dem Thema hin.
? Was kann passieren?
Bei unmittelbarem Kontakt mit den Gifthaaren kann sich Juckreiz oder Hautausschlag entwickeln. Es können sich drei verschiedene Krankheitsbilder (Raupendermatitis) zeigen: Kontakturtikaria (Quaddeln), toxische irritative Dermatitis (Hautentzündung) oder anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern. Außerdem sind allgemeine allergische Reaktionen denkbar. Nicht in jedem Fall ist ein Arzt aufzusuchen. Dennoch sollte man den Verlauf genau beobachten und sich gegebenenfalls Rat holen.
? Kann ich selbst die Nester beseitigen?
Die Nester sollten durch einen Fachmann entfernt werden. Unter keinen Umständen sollte man das Gespinst mit bloßen Händen anfassen. Auch Tiere, etwa Hunde, sollte man nicht mit den Gespinsten in Berührung kommen lassen.
? An wen wende ich mich, wenn ich Nester entdecke?
Meldungen von Befall an öffentlichen Flächen nehmen die Rathäuser in Ahaus, Heek, Legden, Stadtlohn, Südlohn und Vreden entgegen.