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Geplantes Verbot von Reserve-Antibiotika verurteilt Tiere zum Tod
Meinung
Resistenzen sollen vermieden werden. Die Art und Weise wie das passieren soll, verurteilt Tiere aber zum sicheren Tod und widerspricht jedem ethischen Verhalten, findet unsere Redakteurin.
Das EU-Parlament strebt eine Gesetzesänderung an. Bald sollen Tiere keine Reserve-Antibiotika mehr bekommen dürfen. Diese werden eingesetzt, wenn andere Medikamente bei der Behandlung von Haus- und Nutztieren nicht mehr wirken. Bekommen sie diese besonderen Antibiotika nicht, sterben sie.
Überall liest man von Forderungen nach mehr Tierschutz, Verbraucher wollen mehr Tierwohl in den Ställen und dann kommt so ein Gesetzesvorschlag, in dem auf Deutsch gesagt, Tiere zum Tode verurteilt werden. Irgendwo läuft doch dann gewaltig etwas schief.
Tierschutz ist das Leben und Wohlbefinden von Tieren zu schützen
Vor allem, wenn man bedenkt, dass in der Humanmedizin diese Antibiotika laufend eingesetzt werden, und zwar ganz ohne Resistenztests. Die sind aber in der Tiermedizin sogar Pflicht. Außerdem werden sie in der Tiermedizin nur unter strengen Auflagen und zu einem sehr geringen Teil, also viel seltener als in der Humanmedizin, eingesetzt.
Hört sich für mich nach einem Alibi-Gesetz an. Zum schönen Schein, um gegen Resistenzen vorzugehen, lässt man also Tiere sterben. Wo sonst über ethische Grundsätze und Tierschutz bei jedem kleinsten Anlass diskutiert wird, zählt eben letzteres auf einmal nicht mehr: das Leben und Wohlbefinden eines Tieres zu schützen. Dann macht doch bitte den Resistenztest in der Humanmedizin zur Pflicht. Das wäre doch mal was.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
