Fast symbolhaft: Wie die Äpfel am Baum im Hintergrund muss auch Legdens Klimaschutzkonzept unter der Regie von Klimaschutzmanager Frederik Beer noch weiter reifen.

Fast symbolhaft: Wie die Äpfel am Baum im Hintergrund muss auch Legdens Klimaschutzkonzept unter der Regie von Klimaschutzmanager Frederik Beer noch weiter reifen. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Für Legdens Klimaschutzmanager Frederik Beer brennt es schon jetzt

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Frederik Beer sieht Rot. Dann, wenn er die Karte des Deutschen Wetterdienstes zum „Graslandfeuerindex“ anschaut – mit Legden in der Gefahrenzone. Für den Klimamanager brennt es schon jetzt.

Legden

, 04.08.2022, 16:01 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) weist deutschlandweit täglich Gebiete mit erhöhter Waldbrand-, aber auch mit Graslandfeuer-Gefahr aus und gibt auch Prognosen für die nächsten Tage ab. Da befindet sich Legden, das im Bereich DWD-Station Ahaus liegt, bei der Feuergefahr auf der freien Fläche immer wieder in der roten Zone – mit einem Gefahrenpotenzial auf Stufe 4 von insgesamt 5. Heißt: hohe Gefahr. Nach dem für Freitag angekündigten Regen soll es laut DWD auch nur eine kurze zweitägige Pause geben, um schon danach wegen fortsetzter Trockenheit wieder in den Gefahrenbereich zurückzukehren.

„Den Klimawandel kann auch bei uns jeder sehen“, sagt Klimaschutzmanager Frederik Beer und weiß um den nochmal gestiegenen Handlungsbedarf für seine Arbeit, den Weg der Gemeinde Legden zu einem „Integrierten Klimaschutzkonzept“. Und der ist bislang schon durchaus steinig. Was nämlich beim Start im März dieses Jahres noch gar nicht abzusehen war, wie ein Krieg die Welt aus den Angeln heben kann, hat auch Auswirkungen auf Aktivitäten in Sachen Klimaschutz. Selbst auf die im Mikrokosmos einer münsterländischen Kommune.

Klimaschutz im Rückwärtsgang?

Das, was gestern noch galt, gilt heute vielfach nicht mehr, manche aktuellen Überlegungen – zurück zu Braunkohle und Atomkraft zum Beispiel – sind sogar eher Rückwärts- als Fortschritt. Die Gretchenfrage des Klimaschutzmanagers ist daher: „Wo können wir überhaupt etwas tun und wie, welche Stellschrauben gibt es?“ Natürlich nicht er alleine, sondern auch alle Rathaus-Fachbereiche, mit denen er im ständigen Austausch steht.

Explodierende Energiepreise, Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, fehlende echte innovative technologische Alternativen, Lieferprobleme bei technischen Anlagen, ausgebuchte Handwerker und Berater – das in etwa sind die Rahmenbedingungen für den derzeitigen Aufgabenbereich eines Klimaschutzmanagers. Frederik Beer weiß das und räumt auch ein, dass seine Arbeit momentan alles andere als leicht sei, fühlt sich aber gerade jetzt bestärkt von der Wichtigkeit seines Tuns. Und: „Der Wille ist bei den Menschen da, etwas zu tun.“ Allerdings eben auch die Konflikte, die aktuelle Verunsicherung über sinnvolle Strategien, für die Privathaushalte wie für die Unternehmen. Beer: „Es gibt aber keine Patentrezepte.“

Ziel: Energie einsparen und optimieren

Zur Erinnerung: An der Emission von Treibhausgasen hat die Wirtschaft (auch Gewerbe, Handel und Dienstleistung) in Legden mit 47 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Verkehr (30%) und Privathaushalten (21%). Legdens Klimaschutzmanager hat die Zeit seit März genutzt für eine Bestandsaufnahme in Sachen Energie, für Gespräche mit den Akteuren vor Ort und hat von deren Problemen und Wünschen und Sorgen erfahren. Letztere sind vor allem bei den Unternehmen, die für ihre Produktionsprozesse Wärme benötigen und vielfach dafür Gas nutzen, groß. Erklärtes Ziel ist es aber, einerseits Energie einzusparen und andererseits diese zu optimieren. Dabei soll das Klimaschutzkonzept die gemeinsame Grundlage für Maßnahmen sein, auf die man sich verständigt.

Das Problem, das auch Frederik Beer bei seinen bisherigen Kontakten feststellen musste: Es gibt weder beim Heizen noch beim Strom einen technologischen Königsweg, aber auch Grenzen bei den Einflussmöglichkeiten einer Kommune. Trotz aller Unwägbarkeiten und auch wenn die Gefahr, in eine „falsche“ Technologie reinzulaufen, nie ganz gegen Null gehe, sei aber doch zumindest das sicher, dass regenerative Energien einfach effizienter seien.

Beratung als wichtiger Hebel

Sicher sind für den Klimaschutzmanager auch schon jetzt die Handlungsmöglichkeiten für den privaten Bereich. Ob durch Wärmedämmung oder den Einbau neuer Fenster zum Beispiel, die auch öffentlich gefördert werden, oder bei Neu- oder Umbau durch den Einstieg in alternative Technologien. Gerade weil da aber noch so viel Unsicherheit herrscht über den jeweils richtigen Weg, kommt für Frederik Beer der Beratung eine immer größere Bedeutung zu. Zwar sieht er sich für die Bürger von Legden und Asbeck als Ansprechpartner, aber letztlich als „Vermittler“ zu anderen professionellen Akteuren der Energieberatung. Zum Beispiel zu Kreishandwerkerschaft und Verbraucherzentrale. Die Ausweitung von Beratungs-Angeboten hält er für eine dringliche Aufgabe.

Außerdem sei klar, dass auch ein Klimaschutzkonzept nicht in Stein gemeißelt ist, sondern auf dem jeweiligen Stand der Erkenntnis fußt. Frederik Beer: „Das ist ein dynamischer Prozess, ein Dauerauftrag.“

Am Freitag, 18. August, sind um 18 Uhr die Bürger aus Legden und Asbeck in den Dahliengarten eingeladen. Dann stellt nicht nur Klimamanager Beer in einer Zwischenbilanz Eckpunkte des Klimaschutzkonzeptes vor, sondern referiert auch KostBar-Gründerin Sabrina Dankelmann zu „Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Alltag“. Die Bürger sind zudem aufgefordert, über die passenden Klimaschutzmaßnahmen für Legden zu diskutieren.

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