
Wildunfälle im Raum Legden sind für den Hegeringleiter Clemens Freiherr von Oer immer wieder ein Thema. © dpa/Gehring
Blind vor Liebe in Legden: Rehe kreuzen urplötzlich die Straßen
Wildunfälle
Wildunfälle treten während der Paarungszeit von Rehen vermehrt auf. In diesem Jahr verschiebt sich das Zeitfenster aber. Clemens Freiherr von Oer vom Hegering Legden weiß, warum.
Wenn die Temperaturen steigen, erhöht sich auch die Gefahr eines Wildunfalls. Heimische Rehböcke kreuzen dann quasi blind vor Liebe vermehrt auch gut befahrene Straßen auf der kilometerlangen Suche nach einer Partnerin – oder aber Ricken flüchten vor den aufdringlichen Böcken. Und das auch verstärkt tagsüber und nicht ausschließlich während der Morgen- und Abenddämmerung, auf die sich die Autofahrer schon eher einstellen.
„In diesem Jahr hat das Ganze schon eher als üblich angefangen, weil es so warm war“, berichtet Hegeringleiter Clemens Freiherr von Oer vom Hegering Schöppingen/Legden. Normalerweise würde diese sogenannte Blattzeit, so die Bezeichnung von Jägern, noch bis Mitte August stattfinden. Aber: „Dieses Jahr ist sie eher zu Ende. Wir hatten schon früh einige warme Wochen. Das hat sich darauf ausgewirkt.“
Rehe sind territorial
Wildunfälle im Raum Legden sind dabei für den Hegeringleiter immer wieder ein Thema. Seiner Erfahrung nach ist es aber gar nicht die aktuelle Paarungszeit, die besonders viele Wildunfälle hervorbringt: „Das halbe Jahr vorher leben die Rehe sehr territorial. Ausgewachsene Böcke und Ricken haben ein eigenes Revier, das sie gegen Geschlechtsgenossen verteidigen. Während dieser Zeit passieren die meisten Unfälle.“ Das sei etwa ab März der Fall. Autofahrer müssen also auch zu dieser Zeit mit plötzlich wechselndem Wild rechnen.
In Legden sei dabei insbesondere eine Stelle prädestiniert: Die K33 im Bereich der Brücke bis zum Fuß der Rampe, wo die K33 über die Autobahn führt. „Hier ereignen sich jedes Jahr mehrere Unfälle“, so Clemens Freiherr von Oer. Personenschäden sind ihm dabei nicht bekannt. Meistens kommen die Fahrer mit einem Schrecken und einem Blechschaden davon. Der kann jedoch ziemlich hoch sein.
Die Rehe aber sind nach den Zusammenstößen immer tot, wie er sagt. Und meistens auch nicht mehr zu verwerten. Das liege daran, dass die Fahrer oftmals sehr schnell unterwegs seien, wie er weiter erklärt: „Sie sind dann überrascht und können nicht mehr bremsen. Das ergibt oft ein sehr unschönes Bild. Ich erinnere mich noch an einen Vorfall, bei dem eine Ricke mit ihren zwei Kitzen erwischt wurde.“
Begradigte und breiter ausgebaute Straßen – das sind für den Hegeringleiter unter anderem die Gründe, warum so schnell gefahren wird. „In den letzten Jahren war die Zahl der Wildunfälle dabei vergleichbar hoch. Auf die letzten 20 Jahre bezogen, lässt sich aber schon ein Anstieg insgesamt ausmachen. Das wird sicherlich auch mit den verbesserten Straßenverhältnissen zusammenhängen“, so Clemens Freiherr von Oer.
Sein Tipp daher: Runter vom Gas! So werde das Risiko reduziert. Auch genügend Abstand zum Vordermann, bremsbereites Fahren und ein Blick auf den rückwärtigen Verkehr sowie die Seitenränder sind zu empfehlen. Außerdem müsse man immer damit rechnen, dass direkt mehrere Tiere die Fahrbahn überqueren. Befindet sich ein Reh auf oder neben der Fahrbahn, sollte weiterhin unbedingt auf Fernlicht oder gar Lichthupe verzichtet werden, da das Wild womöglich irritiert im Lichtkegel stehen bleibt und seine Flucht unterbricht.

Achtung Reh! Schön langsam fahren und mit Nachzüglern im Wildwechsel rechnen. © picture alliance/dpa
„Bremsen, Lenkrad festhalten und die Fahrtrichtung beibehalten. So lauten die allgemeinen Empfehlungen, wenn ein Zusammenstoß mit Wild nicht mehr vermeidbar ist“, erklärt Clemens Freiherr von Oer. Im Anschluss muss natürlich die Unfallstelle gesichert werden. Auch gilt es Verletzte zu versorgen und den Unfall bei der nächsten Polizei- oder Forstdienststelle zu melden. Und das Wild darf übrigens in keinem Fall mitgenommen werden: Eine Anzeige wegen Wilderei würde sonst drohen.
Schon im Jahr 2015 kurz für die Münsterland Zeitung als Redakteurin tätig gewesen, nun nach einem Zwischenspiel als Redakteurin für Sonderprodukte in Dorsten und Haltern endlich wieder zurück im Münsterland und interessiert an spannenden Geschichten aus Ahaus und Umgebung.
