
© Nils Dietrich
Eichenprozessionsspinner: Der giftigen Raupe geht es jetzt an den Kragen
Biozid im Einsatz
Die Straßenmeisterei in Legden beginnt bereits jetzt mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners – und setzt dabei auf eine ungewöhnliche wie erfolgversprechende Methode.
Die Temperaturen steigen, die Sonne scheint länger – und die Natur sprießt. Beste Bedingungen für den Eichenprozessionsspinner, der in den vergangenen Jahren immer wieder ein Ärgernis darstellte vor allem für Fußgänger und Radfahrer. Der Kontakt mit den Haaren der Raupen ist nicht nur unangenehm, sondern äußerst schmerzhaft.
Das Thema treibt Behörden, Kommunen, Wald- und Gartenbesitzer bereits seit einiger Zeit um. Der Landesstraßenbaubetrieb Straßen.NRW verfolgt bei der Bekämpfung der giftigen Raupen einen speziellen Ansatz: Schon jetzt sind die Mitarbeiter der Straßenmeisterei in Legden unterwegs, um ein so genanntes Biozid auf die Bäume in der Region aufzutragen.
Technik aus dem Weinbau
„Was wir machen, ist erstmal eine Präventionsmaßnahme“, sagt Heinrich Harpering von der Straßenmeisterei in Legden. Mit Hilfe einer Turbinenspritze, die eigentlich im Weinbau zum Einsatz kommt, wird das Mittel in die Bäume „geschossen“.

Ralf Böing (l.) und Stefan Schlamann – hier vor der Turbinenspritze – sind derzeit auf den Straßen der Region unterwegs, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. © Nils Dietrich
Das muss recht genau zum jetzigen Zeitpunkt passieren. Man habe abhängig von den Entwicklungsstadien des Eichenprozessionsspinners verschiedene Möglichkeiten zur Bekämpfung des Schädlings: „Jetzt im Larvenwachstum haben wir die Möglichkeit ein Biozid zu versprühen auf die Blätter, von denen sich die Larven ernähren. Die verenden dann.“
Biozid für Menschen ungiftig
Bei dem Biozid handelt es sich um ein Bakterium, dieses wird über die benetzten Blätter durch die jungen Raupen aufgenommen und verhindert die weitere Ausbreitung. Für Menschen, andere Tiere und Pflanzen ist dieses Mittel nicht schädlich, heißt es bei Straßen.NRW.
Diese vorbeugende Maßnahme kann im großen Umfang angewendet werden. Und das tut Straßen.NRW auch: Seit dieser Woche sind die Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb unterwegs für zehn bis 14 Tage, so kommen pro Tag 200 bis 300 Bäume zusammen. Die allerdings müssen zweimal mit dem Mittel behandelt werden. Im vergangenen Jahr wurden so rund 3000 Bäume behandelt.
Punktgenauer Einsatz
Dabei ist die Straßenmeisterei in Legden für die Landes- und Bundesstraßen im Kreis Borken und im westlichen Teil des Kreises Coesfeld zuständig – sozusagen von Oeding bis Gronau oder Heek, von der niederländischen Grenze über Laer, Billerbeck nach Nottuln. Auch die Meistereien in Beckum und Rhede haben mit dem Aufbringen des Biozids begonnen.
Raupe mit giftigen Haaren
Ab Mitte April beginnt die Raupenzeit des Eichenprozessionsspinners, einer von Juli bis September aktiven Mottenart. Die Raupen sind für den Menschen aufgrund ihrer giftigen Behaarung gefährlich. Bei Kontakt mit der Haut können starke Juckreize oder allergische Schockreaktionen auftreten. Werden Raupenhaare eingeatmet, kann es zu Entzündungen der Atemwege kommen. Bei dem angewendeten Bekämpfungsverfahren werden die befallenen Bäume großflächig besprüht.Es handelt sich nicht um eine großflächige Verteilung, sondern um einen Einsatz an neuralgischen Punkten, wo also viele Fahrradfahrer, Fußgänger, Schulkinder unterwegs sind. Hier ist die Gefahr von Beeinträchtigungen groß, viele Stellen sind aus den Vorjahren bekannt. Die Mitarbeiter der Straßenmeistereien sammeln darüber hinaus weiterhin die Nester der Raupen ein.
Methode hat sich bewährt
„Wir haben positive Erfahrungen gemacht, der Befall ist erheblich zurückgegangen“, so Heinrich Harpering. Das Biozid wird bereits seit 2018/19 eingesetzt. Im vergangenen Jahr seien die Witterungsbedingungen günstig gewesen.
Eine Bitte haben Heinrich Harpering und seine Mitarbeiter: Das Fahrzeug, mit dem das Biozid versprüht wird, ist recht auffällig. Wenn andere Verkehrsteilnehmer es sehen, sollten sie nicht direkt hinterherfahren, sondern Abstand wahren. Das Biozid hat eine ölige Konsistenz, es soll die Blätter benetzen. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass ein paar Tropfen des ungiftigen Mittels herunterfallen. Warten kann sich also lohnen. Der Sprühvorgang an sich dauert nur wenige Sekunden – hat aber einen nachhaltigen Effekt.