Bertold "Berti" Kortbus mitten in der Weinberglandschaft rund um Dernau.

© Privat

Bertold Kortbus aus Legden will ins Ahrtal laufen und Spenden sammeln

rn230-Kilometer-Lauf

Bertold Kortbus trainiert für seinen großen Lauf ins Ahrtal: eine Strecke von 230 Kilometern. Geplant ist aber keine sportliche Aktion, sondern ein Hilfsprojekt. Ein weiteres des Legdeners.

Legden

, 29.09.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sportliche Medaillen kann der Legdener Bertold Kortbus nicht vorweisen, er joggt ein wenig und fährt ab und an Mountainbike. Jetzt aber steht Laufen auf der Agenda. Und gleich eine Distanz von rund fünf Marathon-Strecken. Seit gut einer Woche läuft er dafür die neuen Schuhe ein. Die sollen ihn nämlich 230 Kilometer weit ins Hochwassergebiet an der Ahr tragen.

Genauer gesagt in die Gemeinde Dernau. Dort war Bertold Kortbus schon häufiger als freiwilliger Helfer im Einsatz. „Inzwischen sind auch persönliche Beziehungen dort entstanden“, berichtet der 51-Jährige von seiner emotionalen Nähe zu der Gegend und den Menschen, denen die Flut oft alles genommen hat. Und die will er erneut unterstützen. Diesmal mit einem etwas anderen „Sponsoren-Lauf“, von dem er sich große finanzielle Unterstützung erhofft.

Persönlicher Einsatz im Hochwassergebiet

Rückblende: Kaum erreichten die Bilder von der verheerenden Zerstörung des Hochwassers die Menschen auch im letzten Winkel der Republik, da wurde Bertold Kortbus auch schon aktiv, forderte zu Sachspenden für die Flutopfer auf. Und die Menschen aus Legden und Umgebung brachten Kleider, Schuhe, Spielzeug, Hygieneartikel zur Familie Kortbus.

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Große Mengen davon transportierte Bertold Kortbus persönlich in die betroffene Region. Und nicht nur das: Er packte mit an, schaufelte Schlamm, half überall dort, wo er gebraucht wurde. Zuerst eine Woche „Sonderurlaub“ lang, danach immer wieder am Wochenende. Zuletzt war er sogar im Weinberg in Dernau aktiv: „Dort habe ich beim Entblättern der Rebstöcke und beim Gipfeln geholfen.“ (Unter „Gipfeln“ versteht man das Kürzen der Triebe auf eine bestimmte Höhe)

Die Bilder sollten nicht verblassen

Bei diesen Einsätzen aber wollte er es nicht bewenden lassen: „Die Bilder von da unten haben mich einfach nicht mehr losgelassen, und ich wollte auf keinen Fall, dass sie verblassen.“ An einen Moment erinnert er sich genau: „Da war ich ganz alleine vor Ort und kam ich mir vor wie in einer Geisterstadt.“ Da sei ihm klar geworden, dass es nicht reicht, ein paar Mal dorthin zu fahren.

Also sei „die etwas verrückte Idee“ vom Spendenlauf geboren worden. „Ich kann nur das tun, was ich kann, und das ist laufen“, sagt er. Bestärkt vom privaten Umfeld hat er das Projekt weiter reifen lassen. Inzwischen sind Flyer gedruckt (kostenlos von der örtlichen Druckerei) und verschickt, über die sozialen Netzwerke hat er von der „bekloppten Aktion“ berichtet.

Der Flyer macht inzwischen nicht nur in Legden die Runde.

Der Flyer macht inzwischen nicht nur in Legden die Runde. © privat

Von allen Seiten gab es Zuspruch, und inzwischen sind sogar schon die ersten Spenden eingegangen: „1000 Euro habe ich von der Truppe aus dem Sauerland bekommen, wo ich immer die Weihnachtsbäume herhole.“ Jetzt also steht alles fest: Am Sonntag, 3. Oktober, ist Start an der Bäckerei Ebbing in Legden.

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„Die haben gesagt, dass jeder, der dazu kommt und sich beteiligen möchte, einen Kaffee bekommt“, freut sich Bertold Kortbus. Zuspruch hat Bertold Kortbus auch von seinem ehemaligen Chef Thomas Bultmann, dem ehemaligen Geschäftsführer von Große Glanemann, bei seinem Ausstand bekommen. „Der will auch ein Stück wenigstens mitlaufen.“ Überhaupt kann sich jeder beteiligen und ganz oder teilweise mitlaufen.

Lauf soll Aufmerksamkeit verstärken

Isomatte, Schlafsack und der Rucksack stehen bereit, sodass Bertold Kortbus am Sonntagmorgen pünktlich starten kann. Wie weit er jeweils an einem Tag kommt, kann er nicht genau sagen, aber laut Plan will er sein Ziel am Freitag/Samstag erreichen. Informiert hat er sich über Jugendherbergen, Campingplätze und ähnliche Übernachtungsmöglichkeiten, die auf der Strecke liegen. Jetzt hofft er, dass seine Füße durchhalten und sein Hilfsprojekt noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Aus Dernau gibt es aktuell übrigens noch mehr erfreuliche Nachrichten: Die aktuelle Weinprinzessin Linda Trarbach stammt aus dem 1700-Einwohner-Ort.

230 Kilometer laufen für Flutopfer

Start des 230-Kilometer-Laufs ist am Sonntag, 3. Oktober, an der Bäckerei Ebbing in Legden, Hauptstraße 10. Während seines Laufs wird Bertold Kortbus täglich von seinen Erlebnissen – positiven wie negativen – berichten.