
Was für die Bewohner gilt, soll auch für die Mitarbeitenden gelten: Sie sollen durch eine Impfung gegen Covid-19 sich und auch andere schützen. © Haus Hall
Bei Pflegekräften in Legden und Asbeck ist eine Impfpflicht überflüssig
Verfassungsgericht-Entscheid
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Die Impfpflicht für Pflegekräfte und medizinisches Personal ist rechtens. Für Einrichtungen in Legden hat das eine unterschiedliche Bedeutung.
Das Gericht in Karlsruhe hat die Klage von Mitarbeitenden im Gesundheitsbereich abgewiesen, die eine Impfung als Eingriff in ihre körperliche Unversehrtheit ansehen. Das ist es auch, bestätigten die obersten Richter und Richterinnen, allerdings stuften sie den Schutz der vulnerablen Gruppe von Pflegebedürftigen und Kranken höher ein.

Wilhelm Winter, Leiter Altenwohnhaus St. Josef © Ronny von Wangenheim
Für Wilhelm Winter, Leiter des Altenwohnhauses St. Josef (Stiftung Haus Hall), hat der Beschluss allerdings nur bedingt Bedeutung: „Wir haben hier eine Impfquote von 100 Prozent.“ Gleich bei der ersten Runde habe man das Impf-Angebot gemacht, was auch gerne angenommen worden sei. Gleichwohl wisse er, dass es in anderen Einrichtungen zu großen Problemen gekommen sei.
Auf Legden trifft das aber offenbar nicht zu. Fragen an Matthias Wittland, Vorstand für das Ressort Pflege und Gesundheit beim Caritas-Verband Ahaus-Vreden:
Wie sieht es in Sachen Impfpflicht in den Einrichtungen der Caritas, den stationären wie ambulanten, und vor allem für Legden und Asbeck aus?
Wir haben eine sehr hohe Impfquote, sie liegt bei bis zu 100 Prozent bei den Bewohnern und Patienten. Nach den sehr schweren Erkrankungen bei den älteren Menschen in den ersten beiden Corona-Phasen, ist seit der Impfung eine sehr deutliche Entspannung bemerkbar. Jedoch sind bis zum April immer wieder viele Mitarbeitende mit Infektionen und milden bis mittelschweren Verläufen sowie quarantänebedingt ausgeschieden.

Matthias Wittland, Vorstand für das Ressort Pflege und Gesundheit beim Caritas-Verband Ahaus-Vreden, ist gegen eine Impfpflicht für eine Berufsgruppe. © Caritas
Das zehrt an der Substanz, vor allem bei hierdurch bedingten Ausfallquoten bis zu 15 Prozent. Die Mitarbeitenden in den Einrichtungen leisten hier seit Monaten extrem viel, um die Ausfälle immer wieder aufzufangen. Leider wird das Thema Corona häufig nur an den Inzidenzen und Verstorbenen bemessen und dieser Aspekt weniger gesehen.
Gibt oder gab es da Impfverweigerer, aus diesem Grund vielleicht sogar Kündigungen von Mitarbeitern?
Wir haben von Anfang an für die Impfung geworben, bei unseren Mitarbeitenden, bei den Bewohnern in unseren Einrichtungen. Bundestag und Bundesrat hatten ja Anfang Dezember vergangenen Jahres die Impfpflicht für Beschäftigte in bestimmten Einrichtungen beschlossen. Mitte Januar waren so gut wie alle Mitarbeitenden unseres Caritasverbandes geimpft, die meisten auch schon geboostert. Es gab im Gesamtbereich Pflege vier Mitarbeitende, die von sich aus gekündigt haben. Die Mitarbeitenden haben sich freiwillig impfen lassen, um sich und ihr Umfeld zu schützen. Wie schon gesagt, die Impfquote liegt bei nahezu 100 Prozent.
Sehen Sie Probleme vor dem Hintergrund des aktuellen Urteils, künftig Mitarbeiter für die Pflege zu gewinnen?
Mit Blick auf das aktuelle Urteil sehe ich vielmehr ein Problem darin, dass das grundsätzliche Verständnis für die Impfpflicht, nicht jedoch für die Impfung, sinkt. Vor allem Pflegefachkräfte haben den Umgang mit Infektionen als wichtigen Bestandteil in der Ausbildung erlernt. Dementsprechend nur diese Gruppe einer Impfpflicht zu unterwerfen, den Großteil der Bevölkerung hier nicht zu verpflichten, sehe ich als schwierig an. Dieses besonders mit der Argumentation, vulnerable Gruppen schützen zu wollen.
Um diese wirklich zu schützen, ohne deren Leben wieder einschränken zu müssen, müsste man über eine allgemeine Impfpflicht nachdenken. Das ist auch eine Frage der Solidarität. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie sollte nicht auf einzelne Berufsgruppen abgewälzt werden.
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
