Bereits im Sommer haben 90 Prozent der deutschen Apotheker ihrem Ärger Luft gemacht, ihre Apotheken geschlossen und protestiert. Beim bundesweiten Protesttag am 14. Juni haben sie auf die Lieferengpass-Krise und die schwierige Lage in den Apotheken hingewiesen.
Von einer Lösung der Probleme sei man aber nach wie vor weit entfernt, erzählt Petra Hruby, die selbst Inhaberin einer Apotheke in Legden ist und Vorsitzende der Bezirksgruppe Borken des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, im Gespräch mit der Redaktion. „Deshalb protestieren wir am 27. September erneut“, sagt sie.
Die Betriebe in Westfalen-Lippe werden ab 13 Uhr mindestens für ein paar Stunden geschlossen sein. „Dann haben alle Apotheker die Möglichkeit, zusammen mit ihren Teams die Videobotschaft zu verfolgen, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf übermittelt“, so Petra Hruby.
Mangelnde Gesprächsbereitschaft
Persönlich habe der Minister seit Herbst 2022 mit keinem Vertreter der Apotheker gesprochen, erläutert sie. Alle Gesprächsangebote seien seinerseits abgesagt oder schon im Vorfeld abgewehrt worden. Dabei gehe es in keinster Weise um Panikmache, wie der Bundesgesundheitsminister es erst kürzlich im ARD-Morgenmagazin den Apothekern vorgeworfen habe, stellt Hruby klar.
Die Situation sei ernst. Erst kürzlich sei eine Mutter in ihrer Apotheke gewesen, die für einen Fiebersaft aus dem Osnabrücker Land bis nach Legden gefahren sei, erzählt die Apothekerin. Es gehe in solchen Fällen nicht darum, dass die Patienten kein anderes Präparat nehmen wollen. In der Regel zwingen chronische Erkrankungen oder Unverträglichkeiten zu einem bestimmten Medikament, erklärt sie die Situation.

Aber auch wenn es möglich ist, auf ein anderes Präparat auszuweichen, geht das nicht so unkompliziert, wie es sein könnte. Den Apothekern vor Ort fehle die Handlungsfreiheit, dieses aushändigen zu dürfen, so Petra Hruby. „Dafür muss extra nochmal mit dem Arzt gesprochen und das Rezept geändert werden. Sonst zahlt die Krankenkasse später meist nichts für die neu verordnete Arznei“, erläutert die Legdener Apothekerin.
Apothekensterben
„Der Minister muss sich unseren Mitarbeitern wie auch den Apothekeninhabern gegenüber verantworten, warum er die Arzneimittelversorgung und die Apotheken vor die Wand fahren lässt“, ergänzt sie. Zugleich drohe nämlich das Apothekennetz weiter auszudünnen, mahnt Petra Hruby. „Allein in Westfalen-Lippe haben in diesem Jahr schon 37 Apotheken geschlossen. Bis 2024 werden es sicher 50 werden“, beteuert die Apothekerin.
Die Apotheker vor Ort versorgen die Bürgerinnen und Bürger mit teilweise lebenswichtigen Medikamenten. Gesetzlich sind sie sogar dazu verpflichtet, die Versorgung ihres Einzugsgebietes mit Medikamenten für mindestens eine Woche sicherzustellen.
Sofortige Honorarerhöhung
„In den vergangenen 20 Jahren ist die Apothekenvergütung nur ein einziges Mal erhöht, in diesem Jahr sogar gekürzt worden. Bei explodierenden Kosten, hoher Inflation und steigendem Aufwand kann das nicht gutgehen“, warnt Petra Hruby. „Die Apotheker brauchen eine Honorarerhöhung, und zwar jetzt!“, sagt sie.
Petra Hruby betreibt die Hubertus Apotheke in Legden seit dem Jahr 2011 in dritter Generation. Sie beschäftigt 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Gemeinsam mit ihrem Mann Henning wird sie am 27. September in Düsseldorf der Rede des Bundesgesundheitsministers folgen und hofft, dass endlich ein Austausch stattfinden wird.
Notdienstapotheke in Gescher
Selbstverständlich werden die Menschen im Kreis Borken auch am 27. September mit Medikamenten versorgt. Die Legden am nächsten gelegene Notdienstapotheke ist die Post-Apotheke in Gescher. In der Katharinenstraße 14 ist in der Zeit von 9 Uhr am Mittwoch bis 9 Uhr am Donnerstag, 28. September, eine Versorgung mit Arzneimitteln sichergestellt.
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