97 Jahre Blumenkorso in Legden Wie ein ganzes Dorf für und vom Korso lebt

97 Jahre Blumenkorso: Wie ein ganzes Dorf für und vom Korso lebt
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Vor 97 Jahren hatte ein Mann eine Idee, die Legden noch heute alle drei Jahre in den Ausnahmezustand versetzt. Vikar Theodor Entrup hatte in der Zeitung von einem Blumenkorso in Nizza gelesen. Das wollte er auch in Legden umsetzen. In der damaligen Gaststätte Lanfer, heute Alt Legden, überzeugte er an einem Juli-Abend mit seiner Redegewandtheit und Starrköpfigkeit einen Stammtisch von seiner Vision.

Und die hält bis zum heutigen Tage an. „Nur in den Jahren vor und nach dem Krieg und während der Corona-Pandemie fiel der Dahlien-Kinder-Blumenkorso aus“, erklärt Norbert Haverkock, der Vorsitzende des Blumenkorsovereins. Zum 32. Mal rollt er am Sonntag, 17. September, durch Legdens Straßen und begeistert Tausende. Seit jeher sind es die Legdener selbst, die alles rund um den Umzug auf die Beine stellen. Und das komplett ehrenamtlich.

Die Wagenbaugemeinschaften beginnen fast ein Jahr vor dem Blumenkorso mit den Vorbereitungen. Oft bestehen die Gruppen aus dem Zusammenschluss mehrerer Nachbarschaften. Jede überlegt sich zuerst ein Thema beziehungsweise ein Motto. Passend dazu wird ein Motivwagen entworfen, der über mehrere Monate gebaut wird. Erst einen Tag vor dem Umzug werden zehntausende farbige Dahlien daran befestigt.

Korsowagen der Nachbarschaft "Unner Uss & Friends".
Hoch motiviert hämmern, sägen und schrauben die fünf Männer am Blumenkorsowagen der Wagenbaugemeinschaft „Unner Uss &Friends“. Monatelang werkeln die Nachbarschaften an ihren Motivwagen.

Gleichzeitig werden passend zum Thema Kostüme gefertigt, diese tragen die 15 bis 20 Kinder, die beim Umzug auf jedem Wagen sitzen. Im Kostümfundus des Blumenkorsovereins können sich die Wagenbaugemeinschaften nicht nur die unterschiedlichsten Verkleidungen ausleihen.

Es gibt auch unzählige Requisiten. „Manchmal kommen Nachbarschaften auch einfach, um sich inspirieren zu lassen“, weiß Christa Haverkock, die den Fundus betreut und selbst als kleines Mädchen schon auf einem Korsowagen mitgefahren ist.

Blick auf einen Blumenkorsowagen.
Die Kinder auf den Korsowagen sind immer passend zum Thema verkleidet. © Ronny von Wangenheim

Am Korso-Wochenende ist dann das ganze Dorf auf den Beinen. Bereits freitagabends kommen die in den Niederlanden bestellten 1,4 Millionen Dahlien in Legden an und werden nach Farben und Sorten so sortiert, wie die Wagenbaugemeinschaften sie bestellt haben.

In diesem Jahr bieten der Heimat- und der Dahliengartenverein erstmals am Samstag vor dem Blumenkorsotag Führungen an. Die geschichtliche Entwicklung Legdens, Interessantes über die Dahlie und das Thema Wagenbau wird in drei Führungen durch Ehrenamtliche des entsprechenden Vereins erläutert.

Alles für den Blumenkorso

Und auch am Korso-Tag selbst ziehen die Legdener umgangssprachlich an einem Strang. Die Feuerwehr sperrt die Straßen ab, betreut die Parkplätze und verkauft Eintrittskarten. Unterschiedliche Vereine und Institutionen bieten an zwei Stellen Kaffee und Kuchen an. Viele Mitglieder des Dahliengartenvereins erzählen Interessierten Spannendes über die ursprünglich aus Mexiko stammende Knollenpflanze.

Blumenkorso in Legden
Tausende kommen zum Blumenkorso nach Legden und genießen die vielen Angebote im ganzen Dorf. © Anna-Lena Haget

Warum macht man das, fragt sich der ein oder andere jetzt sicherlich? Dafür gibt es wohl mehrere Gründe. Beginnen wir mit dem naheliegendsten. Es macht einfach Freude, als Gruppe etwas so Großes auf die Beine zu stellen. Alle drei Jahre ein tolles Gemeinschaftsprojekt als Nachbarschaft, das verbindet miteinander.

Viele Legdener sind selbst schon als Kind auf einem Korsowagen mitgefahren und möchten auch ihren Kindern dieses unvergessliche Erlebnis vermitteln. Ein ganz besonders wichtiger Punkt ist aber auch die Gemeinnützigkeit. Alle erwirtschafteten Überschüsse aus dem Blumenkorso kommen seit dem Gründungsjahr 1926 Aktionen in und um Legden zugute.

Unterstützung für Gemeinnütziges

In diesem Jahr unterstützt der Blumenkorsoverein gleich fünf Projekte: den Schwimmunterricht im dritten Schuljahr der Legdener Brigidengrundschule, ein Klettergerüst und Outdoor-Spielzeug für die Kita Pusteblume, eine „Robbenfahrt“ für das Ferienlager des SuS-Legden, die Errichtung eines Niedrigseilgartens für das Legdener Jugendhaus „Pool“ und einen Pavillon für die Freiwillige Feuerwehr in Legden.

Im ersten Jahr erbrachte der Blumenkorso einen Überschuss von 3000 Mark. Davon wurde damals ein Anbau an das Krankenhaus finanziert. Vom nächsten Korsogeld wurde dann ein Röntgengerät gekauft. Es floss aber auch schon Geld in die Kirchenorgel, in ein Kriegerehrenmal und in den Dorfbrunnen.

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