Vor zehn Jahren fing alles an Wie die Rentiere nach Kirchhellen-Feldhausen kamen

Vor zehn Jahren fing alles an: Wie die Rentiere nach Feldhausen kamen
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Am Abend vor Heiligabend treffen sich einige Freunde in einer Kneipe. „Uns geht es doch so gut. Warum machen wir nicht etwas für Leute, denen es nicht so gut geht wie uns?“, sagt der eine. Die anderen Freunde stimmen zu. „Hat von euch schon mal jemand ein Rentier gehabt?“, wirft einer in die Runde.

Eine Idee ist geboren, die die Freunde den ganzen Abend nicht mehr loslässt. Noch am selben Abend rufen die Freunde bei einem Rentierzüchter in der Uckermark an. Bald schon sollen Sólv, Ronya und Freya nach Feldhausen kommen. Es ist die Geburtsstunde der Rentierfreunde Feldhausen.

Wurst vom Grill, gebratene Pilze oder eine große Kuchenauswahl: Beim Rentierbasar gab es viele selbst gemachte Leckereien. Die Einnahmen werden an einen guten Zweck gespendet.
Wurst vom Grill, gebratene Pilze oder eine große Kuchenauswahl: Beim Rentierbasar gab es viele selbst gemachte Leckereien. Die Einnahmen werden an einen guten Zweck gespendet. © Julian Schäpertöns

Die Idee, Rentiere zu kaufen, ist mittlerweile schon über zehn Jahre her. Mittlerweile sind Sólv und Freya tot. Doch der Gedanke, etwas Gutes zu tun, ist immer noch präsent.

„Es ist für uns alle ein Hobby und eine tolle Gemeinschaft hat sich daraus entwickelt“, erzählt Peter Köhler, einer der 16 Rentierfreunde.

Gelände neben dem Movie Park

Anfang 2013 wird auf einem gepachteten Gelände neben dem Movie Park ein Stall hergerichtet, die Weiden bearbeitet und Zäune gezogen. Auf 6.000 Quadratmetern finden die Rentiere hier eine neue Heimat. Ende 2013 fahren einige der Rentierfreunde in die Uckermark.

Dort holen sie die drei Rentiere (ein Männchen und zwei Weibchen) ab. Seitdem kümmern sich die Freunde um die Tiere. Wöchentliche Stalldienste werden eingeteilt und die Tiere gefüttert und gepflegt. Das Gelände wird ein kleiner sozialer Treffpunkt für die Feldhausener.

In einem Gehege hinter dem Movie Park lebt Rentier Ronya zusammen mit einer Gruppe Damwild.
In einem Gehege hinter dem Movie Park lebt Rentier Ronya zusammen mit einer Gruppe Damwild. © Julian Schaepertoens

Schnell spricht sich herum, was die Rentierefreunde machen – und die Leute beginnen, Geld zu spenden. Aktionen werden von den Freunden geplant. Zusammen mit Sólv, einem Schlitten und dem Nikolaus fahren die Freunde zur Kinderklinik nach Datteln, um dort Weihnachtstüten und einen Scheck zu übergeben. 2015 wird der Rentierbasar ins Leben gerufen.

„Die Idee kam von unseren Frauen“, erinnert sich Peter Köhler. Ein kleiner, familiärer Weihnachtsmarkt mit selbst gemachten Getränken und Speisen wird seither jährlich eine Woche vor dem ersten Advent veranstaltet.

Für musikalische Unterhaltung war beim Rentierbasar gesorgt.
Für musikalische Unterhaltung war beim Rentierbasar gesorgt. © Julian Schäpertöns

Basar ist ein beliebter Treffpunkt

Der kleine Basar ist mittlerweile ein beliebter Treffpunkt für die Feldhausener. „Das schöne ist, dass wir alle Einnahmen eins zu eins spenden“, erzählt Peter Köhler. In diesem Jahr wird das Geld vom Rentierbasar an den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst in Gladbeck gespendet.

Mit dem Geld soll schwerkranken Kindern sowie deren Eltern und Geschwister ein Familienwochenende am Möhnesee ermöglicht werden.

Seit 2015 findet der Rentierbasar statt. Viel Werbung wird für die Veranstaltung nicht gemacht. Der Basar soll klein und familiär bleiben.
Seit 2015 findet der Rentierbasar statt. Viel Werbung wird für die Veranstaltung nicht gemacht. Der Basar soll klein und familiär bleiben. © Julian Schäpertöns

Von den ursprünglich drei Rentieren lebt mittlerweile nur noch Ronya. Auch der Nachwuchs der Tiere konnte leider nicht überleben. Da die Anschaffung von Rentieren sehr kostspielig ist, haben sich die Freunde 2022 dazu entschieden, lieber Damwild zu kaufen.

Zwei Männchen und zwei Weibchen haben sich zu Ronya gesellt. „Zukünftig werden wir keine neuen Rentiere anschaffen. Aber wir werden weiterhin die Rentierfreunde bleiben“, so Peter Köhler.

Noch vor Weihnachten wurde der Spendenscheck übergeben.
Noch vor Weihnachten übergaben die Rentierfreunde und ihre Frauen einen Scheck in Höhe von 4.575 Euro an Nicole Toffel und Kira Benz vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospiz Gladbeck. © Valerie Misz

Das Kinder- und Jugendhospiz aus Gladbeck nahm vor Weihnachten einen Scheck in Höhe von 4.575 Euro entgegen. „Uns ist immer wichtig, dass wir wissen, was mit dem Geld passiert“, erklärt Rentierfreund Peter Köhler.

Kira Benz vom Hospiz freute sich ganz besonders über diese Geste: „Wir ermöglichen jährlich Familien ein gemeinsames Wochenende am Möhnesee. Dafür benötigen wir einen knapp fünfstelligen Betrag.“

Mit der Spende hätten sie nun mehr als die Hälfte zusammen. Dieses Angebot sei besonders für die schwerkranken Kinder und auch ihre Geschwister wertvoll. Ein paar Tage lang können sie ungezwungen eine schöne Zeit zusammen verbringen. „Oftmals entwickeln sich auch Freundschaften. Erlebnisse und Erfahrungen können ausgetauscht werden“, betont Kira Benz.