Die Stadt Bottrop verkauft das ehemalige Kirchhellener Jugendhaus Villa Körner im Bieterverfahren. Das gefällt nicht allen.

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Villa Körner wird unter strengen Auflagen verkauft

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Jahrzehntelang haben viele Kirchhellener einen Teil ihrer Kindheit in der Villa Körner verbracht. Jetzt wird sie verkauft. Auflagen müssen erfüllt werden, Kritik gibt es trotzdem.

von Valerie Misz

Kirchhellen

, 12.06.2021, 15:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Villa Körner ist ein kleines Stück Dorfgeschichte. Als ehemaliger Jugendtreff wurde sie zuletzt während der Bauarbeiten der Kita nebenan als Ausweichmöglichkeit für die Kinder genutzt. Jetzt steht sie zum freien Verkauf, wenn man gewillt ist, tief in die Tasche zu greifen und sich an die Auflagen der Stadt zu halten.

Entgegen der Annahme, die Villa Körner könnte unter Denkmalschutz stehen, ist dies nicht der Fall. Die Sanierungsarbeiten der vergangenen Jahrzehnte haben zu viel von der ursprünglichen Substanz genommen. Das stellte die obere Denkmalbehörde bereits vor einigen Jahren fest. Abgerissen werden darf das Gebäude trotzdem nicht. In der Objektbeschreibung steht eindeutig: „Ein Abbruch und Neubau ist nicht zulässig.“

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Interessenten sollen außerdem darauf gefasst sein, dass grundlegende Sanierungsarbeiten durchgeführt werden müssen. Seit 1984 hat sich in dem Bereich nicht mehr viel getan. Bei zuletzt durchgeführten Arbeiten am Dach wurde Fäulnis im Dachstuhl festgestellt. Die Kosten einer Reparatur belaufen sich auf rund 50.000 Euro. Das ist nur ein Beispiel von vielen kostspieligen Herausforderungen, denen sich der künftige Besitzer stellen muss. Trotzdem startet das Mindestgebot bei stolzen 490.000 Euro. Das Bieterverfahren läuft voraussichtlich noch bis 13. August 2021.

Den neuen Besitzer der Villa Körner erwarten grundlegende Sanierungsmaßnahmen.

Den neuen Besitzer der Villa Körner erwarten grundlegende Sanierungsmaßnahmen. © Valerie Misz

Kirchhellen gehört zu den beliebtesten Wohngegenden in Bottrop. Es gibt kein vergleichbares Grundstück. Die Villa liegt mitten in einem Wald an einem Bachlauf. Gut 200 Quadratmeter Wohnfläche und über 2.000 Quadratmeter Grundstück warten auf einen neuen Besitzer. Das Flair der Villa ist einzigartig - eine historische Holztreppe, mit Stuck verzierte Decken und ein Erkerbalkon mit Jugendstil-Geländer machen den charakteristischen Charme aus.

„Das Interesse ist sehr groß“

Natasha Bettermann vom Fachbereich Immobilienwirtschaft erzählt von ersten Besichtigungen: „Zunächst kam ein großer Ansturm an telefonischen Anfragen. Das Interesse ist sehr groß und die ersten Besichtigungen haben schon stattgefunden. Die Leute wissen, worauf sie sich einlassen und waren auch nicht abgeschreckt.“ Das Anwesen mitten in Kirchhellen ist für den ein oder anderen sicherlich auch eine gute Kapitalanlage. Die steigenden Immobilienpreise und das große Interesse sprechen dafür, dass es am Ende des Bieterverfahrens wahrscheinlich nicht bei den knapp 500.000 Euro bleiben wird.

Die Villa Körner darf aber nicht beliebig genutzt werden. Im Exposé steht geschrieben: „Die traumhafte Lage eignet sich in erster Linie zum Wohnen. Denkbar und zulässig wäre in diesem Gebäude auch eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten. Die Nutzung als reine Gewerbeimmobilie ist nicht möglich.“

Die traumhafte Lage des Anwesens ist ausschlaggebend für das hohe Interesse an der Villa Körner in Kirchhellen.

Die traumhafte Lage des Anwesens ist ausschlaggebend für das hohe Interesse an der Immobilie. © Valerie Misz

Wer eine Nutzung für kulturelle, soziale oder gesundheitliche Zwecke anstrebt, sollte vor Angebotsabgabe zwingend sein Nutzungskonzept mit dem Stadtplanungsteam besprechen. Im Bestfall findet sich ein Interessent, der ebenfalls eine soziale Nutzung vorsieht. Bei Angebotsgleichheit wird diesen Konzepten sogar Vorrang gewährt.

Ludger Schnieder ist der Ansicht, es sei lohnenswert darüber nachzudenken, wie die Villa Körner dem Stadtbild erhalten bleibt. „Es gibt Interessenten, die die Villa Körner sozial nutzen möchten. Ein Mutter-Kind-Haus wäre zum Beispiel denkbar“, erzählt der Bezirksbürgermeister. Mit dem richtigen Konzept und Investoren könnte gemeinsam etwas ausgearbeitet werden.

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Schnieder sieht die Herausforderung darin, dass wenn das Grundstück verkauft ist, die Stadt ihren Einfluss möglicherweise verlieren wird. „Ich würde mir wünschen, dass die Stadt Bottrop die Gelegenheit nutzt und sich in Ruhe Gedanken darüber macht, wie das Grundstück auch in Zukunft eine Bereicherung für die Menschen vor Ort sein könnte.“