
In der kommenden Woche beginnt am Landgericht Essen der Prozess gegen eine 46-jährige Frau aus Kirchhellen. Sie soll ihre sechsjährige Tochter ermordet haben. © Hartmann/dpa
Mutter aus Kirchhellen wegen Mordes an ihrer Tochter (6) angeklagt
Prozess
Eine Kirchhellenerin wird beschuldigt, ihre sechsjährige Tochter getötet zu haben. Nun wird der 46-Jährigen der Prozess gemacht. Die Anklage nennt erstmals auch ein mögliches Motiv.
Der Fall sorgte Anfang des Jahres für Entsetzen im Dorf: Nachdem ein Mädchen nicht in der Schule erschienen war, fand die Polizei die Sechsjährige wenig später tot in einem Mehrfamilienhaus in der Vogelsiedlung. Ebenfalls in der Wohnung befand sich die schwer verletzte Mutter des Kindes, die nun wegen Mordes angeklagt wird.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 46-jährige Frau ihre schlafende Tochter nachts in die Badewanne legte und und ihr ein Schlafmittel verabreichte. Nachdem die Wirkung eingesetzt hatte, soll sie versucht haben, ihr Kind zu ertränken, was zunächst misslang.
Laut Anklage brachte die Mutter ihre Tochter anschließend zurück ins Bett und fügte ihr mit einem Küchenmesser schwerste Verletzungen am Hals zu. Die Obduktion der Leiche ergab, dass das Kind letztlich an diesen Verletzungen verstarb.
Anschließend soll die Mutter versucht haben, sich selbst das Leben zu nehmen. Sie schluckte Medikamente und schnitt sich die Pulsadern auf. Der Suizid-Versuch misslang, weil die von der Lehrerin des Kindes alarmierten Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr die Frau im Wohnungsflur auffanden und ins Krankenhaus brachten.
Streit ums Sorgerecht als mögliches Motiv
Zu einem möglichen Motiv hatte sich die Staatsanwaltschaft lange bedeckt gehalten. Jetzt sieht die Behörde es als erwiesen an, dass der Tat ein Streit zwischen der Angeklagten und dem von ihr getrennt lebenden Ehemann vorausgegangen ist.
Dabei soll es um das Sorgerecht für die gemeinsame sechsjährige Tochter gegangen sein. Zuvor hatte das Familiengericht dem Vater einen Tag mehr Umgang im Monat zugesprochen. Die Mutter wollte offenbar nicht akzeptieren, dass das Gericht gegen ihre Interessen entschieden hatte und befürchtete demnach, das Sorgerecht in Zukunft ganz zu verlieren. Daraufhin soll sie beschlossen haben, sich und ihre Tochter zu töten.
Die Angeklagte war schnell in den Fokus der Ermittlungen geraten und sitzt seit dem Vorfall in Untersuchungshaft. Prozessauftakt am Landgericht Essen ist am 17. August (Mittwoch). Insgesamt sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil ist demnach Ende September zu rechnen.
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
