Dass Marcel einmal auf der Straße von fremden Menschen nach einem Foto gefragt wird, hätte er sich vor zwei Jahren kaum träumen lassen. Doch mit durchschnittlich 50 Millionen Aufrufen pro Monat auf TikTok und Instagram kann der 37-Jährige heute von seinen kurzen Videos leben.
Mit seinen Sketchen, die eine große Portion Ruhrpott-Nostalgie versprühen, begeistert er Hunderttausende in den sozialen Netzwerken.
Den Kirchhellenern dürfte Marcel Kiel vor allem durch sein Geschäft „Chaos Design“, in dem er zusammen mit seiner Frau Julia bedruckte Produkte im Ruhrpott-Style verkaufte, bekannt sein. 2024 schlossen sie den Laden, betreiben aber weiterhin ihren Onlineshop.
Marcels Fokus hat sich mittlerweile jedoch auf Social Media verlagert. „Das ist ein Vollzeitjob“, erzählt er. Schließlich lädt er fast täglich neue Videos auf TikTok und Instagram hoch.
Figur des 90er-Uwe
Unter dem Namen Marcel Kay veröffentlichte der Kirchhellener 2023 sein erstes virales Video. „Ich habe einen Ausgleich zur Arbeit gesucht“, erinnert er sich. So entstand die Figur des 90er-Uwe. „Und das Video schlug ein wie eine Bombe“, sagt er.
Inspiration für seine Clips findet Marcel im Alltag. „Manchmal liege ich nachts im Bett und muss aufstehen, weil mir eine Idee kommt, die ich mir aufschreiben muss“, erzählt er. Mit der Figur Uwe bedient er typische Ruhrpott-Klischees. Als Kontrast dazu erfand er Sören-Merlin. „Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. In manchen Clips lasse ich sie aufeinandertreffen“, sagt er. Auch seine Frau Julia ist als Uschi mittlerweile regelmäßig in seinen Videos zu sehen. „Ich glaube, die Menschen können sich gut mit den Figuren identifizieren“, so der Content Creator.
Hype, Hass und harte Arbeit: Der Weg zum Social-Media-Erfolg
Rund 250.000 Menschen folgen Marcel auf TikTok, 170.000 auf Instagram. Richtig durchgestartet ist er in den vergangenen sechs Monaten. Mittlerweile wird er deutschlandweit erkannt. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht nach einem Foto gefragt werde“, berichtet er.
Die plötzliche Bekanntheit war für den 37-Jährigen anfangs ungewohnt, gibt er zu. Und auch die Schattenseiten des Erfolgs lernte er schnell kennen. „Ich bekomme auch Hassnachrichten. Daran hatte ich anfangs zu knabbern, aber inzwischen kann ich damit umgehen“, sagt er. „Die überwiegende Resonanz ist positiv.“
Von seinen TikTok-Aufrufen und Werbekooperationen kann Marcel mittlerweile gut leben. Auch mehrere TV-Jobs konnte er sich bereits sichern – unter anderem war er bei „Richterin Barbara Salesch“, „Notruf“ und „Verklag mich doch“ zu sehen. Sein großer Traum: einmal in einem Kinofilm mitzuspielen.
Auch über Stand-up-Comedy hat er bereits nachgedacht. „Das ist nochmal etwas ganz anderes als vor der Kamera, wo man Szenen einfach wiederholen kann, wenn etwas nicht klappt“, sagt er. „Aber abgeneigt bin ich nicht.“