Ein 63 Jahre alter Marler stieg am Pfingstsonntag in die Box von Shetland-Pony Mandy. Er hatte vor, sich an dem Pferd sexuell zu vergehen. Doch dazu kam es nicht.
In über 20 Jahren im Reitverein ist mir so was noch nicht untergekommen.“ Hans-Jürgen Fratzser, zweiter Vorsitzender des Vereins Ruf Sterkrade 1942 und Betriebsleiter des Reithofs, An der Linde, ist darüber entsetzt, was seine Vorstandskollegin am Pfingstsonntag (9. Juni) gesehen hat.
Erschreckende Entdeckung im Pferdestall
Als die erste Vorsitzende des Vereins, Mirjam Galgalewicz, gegen 12.30 Uhr zur Reitanlage kam, fiel ihr ein fremder SUV direkt vor der Reithalle auf. „Wir kennen eigentlich jeden hier im Reitverein, da fällt ein fremdes Fahrzeug direkt auf“, erinnert sich die 41-Jährige. Da es aber immer mal wieder vorkomme, dass sich auch Fremde zum Verein verirrten, um etwa nach Reitstunden zu fragen, dachte sie sich zunächst nichts Böses.
Auf der Suche nach dem unangekündigten Besucher führte ihr Weg sie auch in die Stallgasse, in der die Boxen der Pferde stehen. Und dort traute sie ihren Augen kaum: „In der Box von meinem Shetland-Pony Mandy stand ein Mann um die 60 und versuchte, seine Faust in mein Pferd einzuführen“, erzählt sie und ist noch immer fassungslos.
Täter versuchte sich rauszureden
Als Mirjam Galgalewicz den Mann daraufhin ansprach, was er mit ihrem Pony da anstellen würde, versuchte sich dieser herauszureden. „Der erzählte mir, dass Mandy gestürzt sei und er ihr aufhelfen wollte. Aber Mandy hatte nirgendwo am Körper Spuren eines Sturzes“, erzählt sie. Auf die Frage, was er in der Anlage machte, erklärte er ihr, dass seine Nichte im Stall gegenüber reiten würde. „Einen Namen konnte er mir aber nicht gegeben“, so Galgalewicz.
„Es sei ja nichts geschehen, meinte der Kerl und wollte einfach so wieder gehen“, erzählt sie weiter. Daran hinderte ihn aber die Besitzerin von Shetland-Pony Mandy. Sie wollte die Polizei dazu rufen.
Daraufhin sei der Mann sichtbar unruhiger geworden und versuchte zu flüchten. Galgalewicz hielt den Mann am Arm fest und rief laut um Hilfe. Denn auch Hans-Jürgen Fratzser war im Gebäude. Der 60-Jährige sei auch prompt dazu geeilt, als er das Geschrei der Frau hörte.
Als Fratzser dazu kam, sei der Unbekannte aggressiver geworden. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass er handgreiflich wird“, erzählt der Betriebsleiter der Reitanlage. Sie entschieden sich, den Mann in eine leer stehende Pferdebox zu bugsieren, bis die Polizei kam.
Täter erstattet Anzeige
Die Beamten erschienen kurze Zeit später vor Ort und nahmen den 63-jährigen Marler mit auf die Wache. Gegen ihn wird nun wegen Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt. Doch auch der mutmaßliche Täter erstattete Anzeige.
Denn: Er beschuldigt Fratzser der Körperverletzung, da er, als er in die Box gedrängt wurde, gestürzt sei. Zudem hat er auch noch Anzeige wegen Freiheitsberaubung erstattet. Ob die Mitglieder des Reitvereins tatsächlich das sogenannte „Festnahmerecht von jedermann“ überschritten habe, ermittelt die Polizei.
Pony kommt mit heiler Haut davon
Shetland-Pony Mandy ist bei der ganzen Aktion nichts passiert. Ein Tierarzt konnte bei ihr keine Verletzungen feststellen. Ganz anders sieht es bei ihrer Halterin aus. „Ich mache mir jetzt natürlich Sorgen um unsere Pferde“, berichtet sie. Bei jedem anfahrenden Auto eilt sie nun zum Fenster, um zu gucken, wer es sein könnte.
Was aber für sie besonders beängstigend sei: Der Täter muss schon im Vorfeld den Reitverein und dessen Mitglieder ausgespäht haben. Denn gegenüber Mirjam Galgalewicz ließ der Mann erkennen, dass er ihren Wagen und auch die Anlage bestens kenne. Auch den Nachbarn sei der Wagen des Marlers schon seit mehreren Tagen in der Umgebung aufgefallen.
Und diese kamen laut Fratzser aufgrund der Vorkommnisse im Reitverein Ruf Sterkrade zu erschreckenden Schlüssen: Schon mehrere Wochen lang sei eines ihrer Shetland-Ponys immer mal wieder sehr apathisch gewesen und habe sich benommen, als ob es Schmerzen in den hinteren Extremitäten hätte. Ob aber auch hier der Täter verantwortlich ist, kann nicht nachgewiesen werden.
Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
