Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder „Zusammenhalt und Nächstenliebe sind unerlässlich“

Ludger Schnieder: „Zusammenhalt und Nächstenliebe sind unerlässlich“
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Nachdem die Welt im vergangenen Jahr von der Corona-Pandemie in Atem gehalten wurde, kamen 2022 neue Herausforderungen auf die Kommunen zu. Krieg, Inflation und die Energiekrise prägten die Monate.

Herr Schnieder, wir alle hofften auf bessere Zeiten in diesem Jahr. Was ist aus dieser Hoffnung und dem Optimismus geworden?

Versucht man, das Jahr Revue passieren zu lassen, gestaltet sich das schwierig. Man fragt sich: Was ist passiert? Was haben wir das gesamte Jahr über gemacht? Selten war es so schwer, Erlebnisse und Entwicklungen zu greifen. Ziemlich schnell wurde im Februar klar, dass andere große Aufgaben auf uns warten. Spricht man in einem Moment von einkehrender Normalität im Alltag, die wir in der Pandemiezeit verloren, mussten wir uns gleichzeitig neuen Themen öffnen. Die Tragweite des Krieges in der Ukraine war einem da zunächst nicht klar.

Humanitäre Hilfe war das Element, das unser Jahr geprägt hat. Auch wir in Kirchhellen mussten und müssen sie weiterhin leisten. Ein Ende ist da noch nicht in Sicht. Das stellt die Stadt Bottrop vor große Herausforderungen und damit auch die Bevölkerung. Nach wie vor sind die Zuweisungszahlen hoch. Der Zusammenhalt in Kirchhellen hat jedoch gezeigt, dass wir Probleme angehen und Aufgaben bewältigen können – gemeinsam. Ich denke, wer glücklich in seiner Heimat ist, ist auch bereit, anderen Menschen zu helfen. Die Bürgerinnen und Bürger haben in diesem Jahr einen Weg gefunden, um für alle Seiten etwas zu tun. Viele Spendenaktionen und Benefizveranstaltungen waren zugunsten der Ukraine, aber auch ortsbezogene Projekte konnten so unterstützt werden. Hoffnung ist ein wichtiger Baustein, mit dem wir uns den kommenden Herausforderungen stellen müssen. Ich bin dankbar, dass das in diesem Jahr so gut funktioniert hat. Das gibt einem auch einen Grund, positiv auf das anstehende Jahr zu blicken.

Was waren außerdem relevante Themen für die Politik? Wird uns auch im kommenden Jahr etwas davon begleiten?

Viele kleine Dinge konnten angestoßen oder bewegt werden. Dabei freue ich mich insbesondere über die gute Zusammenarbeit innerhalb der Bezirksvertretung. Es ist nicht selbstverständlich, dass über die Wichtigkeit der Themen solch eine Einigkeit herrscht. Größere Projekte wie etwa der Alleen-Radweg laufen über mehrere Jahre. Da ist Geduld gefragt. Nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei uns Politikern. Wenn es bei solchen Themen nicht voran geht, liegt das nicht am guten Willen der politischen Vertreter und Initiatoren. Es fehlen Entscheidungen, die schwierig zu treffen sind. Teilweise müssen diese in überörtlichen Gremien getroffen werden. Das kostet viel Zeit. Oft hört die Bevölkerung Monate oder Jahre nichts. Dann heißt es plötzlich: Ach ja, das war mal Thema. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir den neuen Radweg am Kirchhellener Ring im kommenden Jahr bekommen werden. Auch mit dem Ausbau der Hackfurthstraße rechnen wir. Um den neuen Standort der Feuerwache wurde es auch still. Die Verwaltung arbeitet im Hintergrund. Die Warterei in der Politik kann einen mürbe machen. Mir tut es vor allem für die Freiwillige Feuerwehr leid, dass wir da noch nicht konkreter werden können.

Es gab auch schöne Momente. Sie durften in den vergangenen Monaten viele Veranstaltungen eröffnen und begleiten …

Es war ein schwieriges Jahr für alle Bürger. Voller Sorgen und Ungewissheit. Wir haben dennoch tolle Erlebnisse geteilt, wie die Bauernolympiade oder die Lichterfahrt der Landwirte. Da gilt natürlich ein großes Dankeschön allen Veranstaltern und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Auch wenn es nicht einfach ist, können hoffentlich einige schöne Momente den Einzelnen dazu bewegen, am Ende des Jahres eine positive Bilanz für sich zu ziehen. Damit uns die Institutionen, die so wichtig für das gesellschaftliche Leben im Dorf sind, auch erhalten bleiben, konnten wir zum Jahresende hin mit den bezirklichen Mitteln noch einiges Gutes tun. Wir haben beispielsweise das Waldpädagogische Zentrum und den Hof Jünger unterstützt. Das wird in den kommenden Jahren sicherlich wieder anders gelagert sein, aber war in diesem Jahr sehr wichtig.

Auch der Hof Jünger wurde in 2022 unterstützt, hier das Team um Hermann Reinbold, Monika Pulham und Reinhold Grewer.
Auch der Hof Jünger wurde in 2022 unterstützt, hier das Team um Hermann Reinbold, Monika Pulham und Reinhold Grewer (v.l.). © Aileen Kurkowiak (A)

Was wünschen Sie sich für das anstehende Jahr?

Ich wünsche mir Frieden. Dass sich dadurch die Auswirkungen auf das gesellschaftliche und berufliche Leben verbessern. Dass das nicht von heute auf morgen passiert, ist klar. Aber mehr Normalität im Alltag ist ein Wunsch, den viele hegen. Und das ist wie erwähnt, ein wichtiger Pfeiler für das Meistern anstehender Herausforderungen. Wir selbst mögen kaum einen Einfluss auf die Entwicklungen in Russland und der Ukraine haben. Wir sind aber nicht hilflos. Wir sollten nicht müde werden, darauf hinzuweisen, dass Gewalt keine Lösung ist. Und uns darauf konzentrieren, Dinge, die dort im Großen passieren, im Kleinen bei uns zu verhindern. Dabei ist es auch ganz wichtig, Nächstenliebe zu zeigen.

Vergessen dürfen wir natürlich auch nicht, dass wir in das langersehnte Festjahr starten. Bald ist das letzte sechs Jahre her. In der Regel besucht man mit 17 oder 18 Jahren sein erstes Schützen- und Brezelfest. Eine ganze Generation wird mit Anfang 20 zum ersten Mal dabei sein. Das ist ein Unterschied. Für Kirchhellen ist dies eine wichtige Tradition, die nicht nur den Zusammenhalt im Dorf stärkt, sondern auch als gemeinsames Erlebnis lange Zeit in den Köpfen der Menschen erhalten bleibt. Daraus können wir Kraft schöpfen. Ich wünsche uns allen, dass wir das im Jahr 2023 wieder erleben dürfen.

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