
Die angeklagte Mutter aus Kirchhellen zwischen ihren Verteidigern Malte Englert (li.) und Siegmund Benecken. © Jörn Hartwich
Emma (6) aus Kirchhellen starb mit ihrem Kuscheltier im Arm
Landgericht Essen
Vor Gericht erinnert sich ein Feuerwehrmann an den Moment, als die Leiche der sechsjährigen Emma aus Kirchhellen gefunden wird. Dabei bricht ihm die Stimme weg.
Der kleine Körper blutüberströmt, die Schmusekatze im Arm: So hat ein Rettungssanitäter der Feuerwehr vor knapp acht Monaten die Leiche der erst sechsjährigen Emma aus Kirchhellen gefunden. Die Mutter hatte ihr mit einem Messer den Hals aufgeschnitten.
„Das Mädchen lag auf dem Bett, in einer Blutlache“, so der 45-Jährige bei seiner Zeugenvernehmung am Donnerstag am Essener Landgericht. Dann brach ihm auch schon die Stimme weg. „Ich habe eine Tochter im gleichen Alter“, sagte er den Richtern, als er sich wieder gefangen hatte. Zwei Tage lang war er nach dem Einsatz dienstunfähig. „Ich war fertig.“
Für Emma kam damals jede Hilfe zu spät. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt.
Plastik gegessen
Ihre Mutter war nicht weit weg. Sie lag nackt auf dem Boden, direkt vor der Schlafzimmertür. „Sie brabbelte zusammenhangloses Zeug“, sagte der Feuerwehrmann den Richtern. „Man konnte nichts verstehen.“ Die Frau habe völlig neben sich gestanden. „So, als wenn sie etwas eingenommen hatte.“
Die Angeklagte hatte zuvor versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Im Flur waren überall Bluttropfen verteilt.
Die Suizidgedanken sind offenbar bis heute nicht verschwunden. Einem Psychiater, der mehrfach bei ihr im Gefängnis war, hatte die Angeklagte erzählt, dass sie Plastik und Pflanzen gegessen habe, um sich umzubringen. „Sie ist schwer depressiv“, so seine Diagnose.
Mit Emma in der Badewanne
Im Prozess wippt die 46-Jährige ständig hin und her – mal von rechts nach links, mal von vorne nach hinten.
An die Tat selbst will sie praktisch keine Erinnerungen haben. Nur diese: „Ich stehe vor dem Schlafzimmer. Ich glaube ich hatte ein Küchenmesser in der Hand.“ So steht es in einer Erklärung, die am Donnerstag von Verteidiger Siegmund Benecken verlesen wurde.
Und dann gibt es noch eine Szene aus dem Badezimmer: „Ich liege in der Badewanne, Emma liegt seitlich, auch leblos. Das Wasser ist voller Blut und kalt.“
Gefühlt wie ein Zombie
Am Tag vor der Tat war Emmas Vater ein erweitertes Umgangsrecht zugesprochen worden. Damit will die Angeklagte nicht zurechtgekommen sein. Sie habe zwar immer versucht, nach außen hin einen normalen Eindruck zu machen. Tatsächlich habe sie jedoch das Gefühl gehabt, nur noch eine Hülle zu sein: „Ich habe mich gefühlt wie ein Zombie.“
Um überhaupt noch klarzukommen, habe sie ihre Antidepressiva und Beruhigungsmittel in einer Tour überdosiert. Töten wollte sie Emma nach eigenen Angaben nie. Es habe sogar Zukunftspläne gegeben: „Wir hatten beschlossen, eine Karte für das Helene-Fischer-Konzert 2023 zu kaufen.“ „Emma war ganz begeistert.“