Peter Pawliczek vom Heimatverein zeigt ein Bild des Malers Niko

© Manuela Hollstegge

Große Kunst trotz Kriegsgefangenschaft - Heimatverein zeigt beeindruckende Ausstellung

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Der Heimatverein Kirchhellen zeigt Bilder des Weißrussen Niko, der in Kriegsgefangenschaft in Kirchhellen lebte und ruft zum Gang auf den heimischen Dachboden auf.

Kirchhellen

, 21.01.2020, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Niko war Weißrusse und lebte als Kriegsgefangener „An der Dringenburg“ in Kirchhellen. Unter Bewachung wurde er täglich zu Bellendorf/Schroer gebracht, um dort zu arbeiten. Angeblich soll er auf dem Weg dorthin mit dem Ochsenziemer geschlagen worden sein. Als er sich einmal wehrte, drohte ihm die Erschießung. Doch die Bewohner des Hofes Schulze-Oechtering setzten sich für ihn ein und retteten ihn. Bis zirka 1952 arbeite Niko dann auf diesem Hof. Anschließend ging er nach Amerika.

Das ist alles, was Peter Pawliczek, 1. Vorsitzender des Heimatvereins, über die Person weiß, der der Verein ab dem 8. März (Sonntag) eine ganze Ausstellung widmen wird. Denn obwohl Niko unter grausamen Bedingungen in Kirchhellen lebte, fand er Zeit und Muße zu malen. „Eine Gladbecker Malerin hat ihm eine besondere Maltechnik bescheinigt“, erzählt Pawliczek.

Kolpingsbild 1945 gemalt

Die Bilder des religiösen Kriegsgefangenen zeigen Bauernhöfe und Landschaften aus der Kirchhellener Umgebung, Stillleben und Tiere, er malte jedoch auch von Postkarten und anderen Bildern ab. So zum Beispiel auch das berühmte Kolpingbild. 1945 malte Niko es für die Kirchhellener Kolpingsfamilie. Diese schenkte es ein Jahr später dem scheidenden Präses, Kaplan Josef Döpp, zum Abschied. Nikos Honorar: 100 Zigaretten. Nach dem Tod des Kaplans brachte dessen Haushälterin das Bild der Kolpingsfamilie zurück und übergab es Josef Schlüter. Jetzt wird es in der Ausstellung im Heimathaus zu sehen sein - Pawliczek hat es aus der ehemaligen Gaststätte Dickmann-Keßler gerettet.

Bild des Künstlers Niko

Auch dieses Bild hat der Künstler Niko gemalt. © Manuela Hollstegge

Aktuell ist Peter Pawliczek viel unterwegs, um einerseits mehr über Niko herauszufinden („Wir wissen beispielsweise noch nicht seinen ganzen Namen“) und um andererseits weitere Bilder von ihm für die Ausstellung einzusammeln. Gemeinsam mit dem Vorstand des Heimatvereins bittet er die Bürger und ganz besonders die Landwirte der Umgebung, einmal bei ihnen auf dem Dachboden nachzusehen, ob sich noch weitere Werke des Malers finden lassen. Wer glaubt, ein Niko-Bild zu Hause zu haben, kann sich bei Peter Pawliczek melden unter Tel. (02045) 22 15 bzw. (0160) 6 11 56 23.

Eröffnung der Ausstellung am 8. März

Eröffnet wird die Niko-Ausstellung am 8. März (Sonntag) um 11.30 Uhr im Heimathaus am Wellbraucksweg. Zu sehen sind die Bilder ansonsten sonntags zwischen 12 und 16 Uhr bis zum 22. März. Führungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich.

Doch der 1. Vorsitzende des Heimatvereins ist momentan nicht nur auf Bildersuche. Er steht auch in engem Kontakt mit den Kirchhellener Schulen. Denn neben einer Ausstellung zu 100 Jahren VfB vom 24. Mai bis zum 6. September plant der Verein im zweiten Halbjahr auch eine zur Geschichte der Schule in Kirchhellen.

Schon in Pawliczeks Fundus befinden sich beispielsweise die alte Schulglocke aus Grafenwald und die Klinke der Eingangstür der Gregorschule. Auch alte Schultornister hat er schon bekommen. Wer noch alte Fotos, Zeugnisse oder andere Gegenstände aus Schulzeiten hat, darf sich gerne bei ihm melden. „Mit dem Auslaufen der Hauptschule zum Sommer und dem 70. Geburtstag der Gregorschule bietet das Jahr 2020 einen idealen Anlass dafür, einmal auf die Kirchhhellener Schulgeschichte nicht nur dieser beiden Schulen zurückzublicken“, so Pawliczek.

Heimatverein hat viele Termine im Programm

Der Verein hat neben den drei Ausstellungen 2020 aber noch viele andere Termine im Programm. Den Anfang macht die Seniorenveranstaltung, die in Kooperation mit der Söllerstiftung auf der Tenne des Hofes Jünger am 30. Januar um 15 Uhr durchgeführt wird. Der Eintritt ist kostenlos. Es folgt das Panhas-Essen im Waldpädagogischen Zentrum am 11. Februar um 19 Uhr sowie die Jahreshauptversammlung, die am 10. März um 19.30 Uhr im Brauhaus am Ring stattfinden wird.

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Nicht fehlen im Programm dürfen auch die Radtour durch die Kirchheller Heide am frühen Morgen des 1. Mai sowie im Herbst die Dichterlesung auf Schloss Beck am 27. Oktober, das Grünkohlessen am 11. November und zum 2. Advent die heiter-besinnliche Stunde im Pfarrheim am 6. Dezember.

Die diesjährigen Fahrten gehen im Mai (25. bis 29.) ins Altmühltal und am 23. September zur Meyerwerft nach Papenburg sowie zur niederländischen Festung Bourtange. Die Termine für die Anmeldungen werden noch bekannt gegeben.