Eine außergewöhnliche Geschichte 40 Jahre Wagenbau in Feldhausen

Eine außergewöhnliche Geschichte: 40 Jahre Wagenbau in Feldhausen
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Seit mittlerweile 40 Jahren steht der „Herrenclub Feldhausen“ für außergewöhnliche Wagenbauten, die die Menschen beim Brezel-Umzug in Staunen versetzen. Ihre Konstruktionen haben immer einen lokalen Bezug zur Heimat. So richtig packte die Herren aus Feldhausen das „Brezel-Fieber“ im Jahr 1983.

Die Herrengruppe traf sich damals noch in der Waldschänke, ihrer örtlichen Stammkneipe. Passend zum 100. Geburtstag des Brezelfestes kam der damalige Brezel-Hauptmann Rolf Luerweg auf sie zu. „Er fragte die heute ältesten der Truppe, Andreas Barheier und Michael Rößler, ob wir Jungstiere nicht Lust hätten, uns am Umzug zu beteiligen“, erinnert sich Peter Köhler. Schnell entschieden sie, es „einfach mal zu machen“.

Handwerkliches Geschick

Seitdem stellt die Gemeinschaft nicht nur ihren Ideenreichtum, sondern auch ihr außergewöhnliches handwerkliches Geschick unter Beweis. Unter dem Dutzend Feldhausener „Jungstiere“ befinden sich Maler, Schreiner, Elektriker und viele Berufsgruppen mehr. Alles Talente, die man für solche Vorhaben wohl benötigt.

Zum Wagenbaumeister auserkoren hat die Truppe Tischlermeister Andreas Berning. In den vergangenen Jahrzehnten hat er einige raffinierte Baupläne entworfen. „Ohne ihn wären wir aufgeschmissen“, findet Köhler lobende Worte. Einige der Motiv-Wagen bleiben den Kirchhellenern sicherlich bis heute in Erinnerung.

Wagen fuhr durch Parkstadion

So zum Beispiel die Straßenbahn-Linie 17, die bis 1964 zwischen Kirchhellen und Gladbeck pendelte. Im Jahr 1993 rollte sie für einen Tag wieder durch das Dorf, und zwar beim Brezel-Umzug. Im Anschluss wurde der Wagen an einen Karnevalsverein weitergegeben. Dieses Vorgehen ist übrigens üblich für die Herren. Einige ihrer Wagen haben in Duisburg, Oberhausen und Mülheim/Ruhr eine neue Heimat gefunden.

Im Jahr 1993 tingelte die Linie 17 nochmal für einen Tag durch das Dorf.
Im Jahr 1993 tingelte die Linie 17 nochmal für einen Tag durch das Dorf. © Privat

„Als Schalke 1997 den UEFA-Cup gewann, rollte unsere Linie 17 dann durch das Parkstadion“, so Köhler. „Wir haben sie im Fernsehen gesehen.“ Die knapp 1.000 Arbeitsstunden, die damals in den Bau der Linie geflossen sind, haben sich also nachhaltig gelohnt.

Ihr größter Coup

Zu den Höhepunkten zählten außerdem der Nachbau des historischen Bahnhofsgebäudes und der alten Poststation Feldhausens sowie ein Modell im Maßstab 1:3 der Antonov und der Tower des Flugplatzes Schwarze Heide. Für letzteren wurde 1993 sogar ein Lkw gekauft und das Führerhaus abgesägt.

Den wortwörtlich größten Coup landeten sie aber 1999 mit einer maßstabsgetreuen Nachbildung einer Dampflok. Mit einer Länge von 12,50 Meter, einer Höhe von 3,80 Meter, einer Breite von 2,50 Meter und einem Gewicht von knapp vier Tonnen zogen sie alle Blicke auf sich. Der Herrenclub dachte sich wohl „Ganz oder gar nicht“, als ihn das „Brezel-Fieber“ einmal gepackt und bis heute nicht losgelassen hat.

Der wohl größte Wagen in der Geschichte des Herrenclubs: Eine mehr als 12 Meter lange Dampflok.
Der wohl größte Wagen in der Geschichte des Herrenclubs: Eine mehr als 12 Meter lange Dampflok. © Privat

Strenge Verordnungen

„Eine Größenordnung wie die Dampflok wäre heute wohl nicht mehr möglich“, sagt Peter Köhler. Die Auflagen verschärften sich und der TÜV muss jeden einzelnen Umzugswagen abnehmen. Vor neun Jahren machten sich die Männer einen Spaß daraus, als sie mit der Aufschrift „Brezelgesellschaft-Festumzugs-Regulierungs-Verordnungsbehörde“ am Umzug teilnahmen.

Mittlerweile sind die Sprösslinge, die schon seit vielen Jahren mithelfen, groß genug, um die Arbeit ihrer Väter fortzuführen. Da hat sich die Mannstärke der „Wilden 12“ mal eben verdoppelt. „Da ist auch kein Ende in Sicht. Wenn wir irgendwann nicht mehr können, wissen wir unser Andenken in guten Händen“, sagen die Herren.

Ausblick auf das Fest 2023

Seit einigen Wochen treffen sie sich jeden Samstag in der eigenen Brezel-Werkstatt am Hof Barheier. Dort bauen sie eine Nachbildung der Repeler Mühle, die in Feldhausen steht. „Wir rechnen dieses Jahr mit ungefähr 400 Arbeitsstunden“, so Köhler.

Wie bei einer wirklichen Mühle soll sogar Wasser durch das Mühlenrad fließen. Am 5. September kann das Volk dann wieder prächtig jubeln, wenn es das neueste Werk des „Herrenclubs Feldhausen“ beim Umzug bestaunt.

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