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Coronavirus: Stoffwiese geht neue Wege und liefert sogar nach Berlin
Coronavirus
Für kleine Geschäfte sind es schwierige Zeiten. So auch für Bernadette Behrendt von der Stoffwiese in Kirchhellen. Sie versucht, in der Krise neue Wege zu gehen, und bleibt nicht untätig.
Erst war ihr Geschäft einen Tag geschlossen, dann durfte Bernadette Behrendt ihr Stoff- und Nähgeschäft „Stoffwiese“ an der Hackfurthstraße wieder öffnen, da es ein Handwerksbetrieb ist. Kundschaft kann sie also weiterhin bedienen, wenn auch anders als vor der Corona-Pandemie. Anderes musste die Inhaberin absagen, doch untätig ist sie nicht.
„Wir bieten sehr viele Nähkurse und Workshops an. Die mussten wir alle absagen“, erzählt Behrendt. Für sie ist das finanziell ein großes Problem. Denn viele haben die Kurse bereits bezahlt - teilweise schon im vergangenen Jahr - und beispielsweise zu Weihnachten verschenkt. Nach der Absage jetzt zahlt Bernadette Behrendt diesen Kunden den Wert des Kurses als Gutschein für ihr Geschäft aus. „Diese Einnahmen fehlen mir jetzt“, sagt Behrendt.
Kunden können sich eine „bunte Tüte“ zusammenstellen lassen
Doch den Kopf in den Sand stecken, das ist nicht ihre Art. Zum einen möchte sie weiter für ihre Kunden da sein. Das geht jedoch nur nach vorherigem Anruf. „Viele haben jetzt Zeit zum Nähen, aber keinen Stoff mehr da“, so die Inhaberin. Am Dienstag rief sie daher bei Facebook dazu auf, ihr Bilder von Stoffen zu schicken, die benötigt werden. Egal, ob Stoffe, Garn oder Nähmaschinennadeln: „Wir machen euch die bunte Tüte fertig“, schreibt Behrendt auf Facebook.

Viele Mund- beziehungsweise Sprechschutze wurden schon in Kirchhellen genäht. © privat
Am Mittwoch hatte sie bereits die ersten Anfragen. Wer möchte, kann nach Absprache die „bunte Tüte“ direkt am Geschäft abholen - dabei darf jedoch nur eine Person gleichzeitig im Laden sein. Gemeinsam mit ihren Nichten hat Behrendt aber auch einen Bringservice ins Leben gerufen. „Die erste Lieferung geht direkt nach Marl“, erzählt die Inhaberin. Kein Verständnis hat sie für Anrufer, die fragen, ob der Nähkurs am nächsten Tag stattfindet. „Von solchen Anrufen hatte ich einige - das macht mich ehrlich gesagt ein bisschen aggressiv“, sagt die Inhaberin.
Ansonsten bleibt Behrendt eigentlich nicht viel zu tun. Doch das wollte sie nicht akzeptieren und fing an, Mundschutze zu nähen. „Das ist die einzige Aufgabe, die ich gerade in meinem Handwerk erledigen kann“, sagt sie. Also nähte sie rund 100 Stück und verschenkte sie an Krankenhauspersonal und Feuerwehrleute. Doch dann kamen auch Pflegedienste und sogar Krankenhäuser auf sie zu, die ebenfalls dringenden Bedarf hatten.
Also verkauft Behrendt die Mundschutze jetzt für 12 Euro das Stück. Beliefert hat sie bereits eine Ergotherapiepraxis und durch Kontakte auch ein Unternehmen in Berlin. Es gibt zwar bereits im Internet Anleitungen zum Nähen eines Mundschutzes (zum Beispiel unter https://www.essen.de/gesundheit/coronavirus_6.de.html), aber ganz so einfach sei das Nähen nicht, wie Behrendt erklärt. „Wenn ich das vernünftig mache und alles parat liegen und zugeschnitten habe, schaffe ich in einer Stunde vielleicht fünf Stück.“ Je mehr sie mache, desto schneller werde sie natürlich.
Viel Wissen über Mundschutze angelesen
Als Stoff benutzt sie dicht gewebten, aber nicht zu dicken Baumwollstoff. Eine Einlage näht sie nicht ein, sie nimmt den Stoff nur doppelt. „Ich sage auch, dass es mehr ein Sprechschutz ist“, so Behrendt, die sich inzwischen viel Wissen darüber angelesen hat.
So hat ihr ein Arzt beispielsweise erklärt, dass man selbst genähte Mundschutze mehrfach verwenden kann. „Entweder wäscht man sie oder aber man bügelt einmal ganz heiß drüber. Das ist der Vorteil der genähten Schutze“, erklärt die Stoffwiese-Inhaberin.
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Erreichbar ist die Stoffwiese Kirchhellen unter Tel. (02045) 38 36 bzw. per Mail behrendt@stoffwiese.de
- Geliefert wird ab 20 Euro, ab 50 Euro versandkostenfrei. Ab 100 Euro Bestellwert gibt es einen genähten Mundschutz gratis dazu.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
