Im Essener Landgericht: die 46-Jährige auf dem Weg zur Anklagebank.

Im Essener Landgericht: die 46-Jährige auf dem Weg zur Anklagebank. © Jörn Hartwich

Prozess gegen Mutter: Badewasser war rot gefärbt - „Emma lag in meinem Arm“

rnLandgericht Essen

Eine Mutter aus Kirchhellen bringt ihre kleine Tochter um. Jetzt redet sie erstmals über die Tatnacht.

von Jörn Hartwich und Carlin Schneider

Essen, Kirchhellen

, 18.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rot gefärbtes Badewasser, Mutter und Tochter Arm in Arm: Im Prozess um die grausame Tötung der kleinen Emma aus Kirchhellen sind am Donnerstag erstmals Details aus der Mordnacht bekannt geworden.

Die Angeklagte hatte sich nach Prozessauftakt noch einmal mit der vom Gericht beauftragten Psychiaterin zusammengesetzt und alles erzählt, was sie noch in Erinnerung hat. Dabei wurde klar: Das Drama begann schon am Tag vor der Tat.

„Sie fühlte sich bloßgestellt“

Es war der 27. Januar, die 46-Jährige hatte einen Termin im Familiengericht Bottrop. Es ging um ein erweitertes Umgangsrecht für den Vater des Kindes. Das hat sie schwer mitgenommen. „Sie fühlte sich bloßgestellt, weil ihre depressive Erkrankung ins Spiel gebracht wurde“, sagte Psychiaterin Maren Losch den Richtern am Essener Landgericht. Damit sei aus ihrer Sicht auch ihre Erziehungsfähigkeit in Zweifel gezogen worden.

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Nach der Verhandlung habe die Angeklagte gezittert und das Gefühl gehabt, sie würde neben sich stehen. An diesem Tag hat sie Emma schon um 13 Uhr aus der OGS abgeholt. Beide fuhren zu ihren Eltern. Zu diesem Zeitpunkt war die 46-Jährige nach eigenen Angaben bereits vollgepumpt mit Medikamenten.

Blackout nach dem Baden

Als sie abends wieder bei sich zu Hause war, wurde Fernsehen geguckt. Doch auch da will die Angeklagte nicht zur Ruhe gekommen sein.

Die angeblich letzte Erinnerung: Sie geht mit Emma in die Badewanne, legt sich dann auf die Couch. Danach: ein Blackout. Nur einzelne Szenen sind der 46-Jährigen angeblich noch in Erinnerung. Wie Emma scheinbar schlafend mit dem Rücken zu ihr im Bett liegt. Dass sie selbst etwas in der Hand hat. Vielleicht ein Messer. Wie sie mit Emma Arm in Arm in der Badewanne liegt. Das Badewasser blutrot gefärbt. Und wie sie versucht, den linken Unterarm aufzuschneiden.

„Emma lag wie ein nasser Sack in der Badewanne in meinem Arm.“ Genauso hat es die Angeklagte der Psychiaterin erzählt.

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Selbstmordgedanken

Wie es ihr heute geht? „Sie sitzt in ihrer Zelle und überlegt jeden Tag, wie und warum so etwas passieren konnte“, sagte Losch den Richtern am Donnerstag. Selbstmordgedanken habe sie schon länger gehabt. Ihr Kind habe sie jedoch nicht mit in den Tod nehmen wollen. „Das war nie eine Option für sie.“

Dass es der Angeklagten nicht gut geht, war auch am zweiten Prozesstag nicht zu übersehen: Das Gesicht von ihren langen Haaren verdeckt, wippte sie mit ihrem Körper in einer Tour von rechts nach links.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte zunächst versucht hat, ihre Tochter in der Badewanne zu ertränken. Als das nicht funktioniert habe, habe sie dem Mädchen die Kehle durchschnitten. Die Anklage lautet auf Mord. Der Prozess wird fortgesetzt.