Ascheberger Tafel
Zu großer Andrang: Einkauf für Kunden der Tafel bald nur noch 14-tägig möglich
Ab dem 1. September ändern sich die Ausgabezeiten für die Kunden der Ascheberger Tafel. Zukünftig ist nur noch alle 14 Tage ein Einkauf möglich.
Sie sind blau, gelb und weiß und stehen nicht für Landesfarben oder die Farben eines Vereins. Obwohl, die Ascheberger Tafel ist ein Verein; sogar ein eingetragener. Ab dem 1. September erhält jeder Kunde dort eine personengebundene Karte die entweder blau, gelb oder weiß ist. „Das hat nichts damit zu tun, dass jemand mehr oder andere Berechtigungen hat als ein anderer“, so Martin Hörster(69), seit der Gründung im Jahr 2011 Vorsitzender der Ascheberger Tafel. „Diese Farben werden uns und unseren Kunden künftig die Arbeit und den Einkauf erleichtern.“
Die bisherigen Öffnungszeiten der Ascheberger Tafel, jeden Donnerstag von 11 bis 16 Uhr, sind für die 180 Bedarfsgemeinschaften in diesem Zeitraum kaum händelbar. Die Einkaufszeit für jeden Berechtigten beträgt, hochgerechnet, grad einmal 1,6 Minuten. „Das ist eindeutig zu wenig“, weiß Hörster aus Erfahrung. „Um dieses Zeitfenster zu entzerren, haben wir uns das neue System mit den farbigen Berechtigungskarten überlegt.“
Die gelben Karten sind ausschließlich für die Ausgabe in Herbern, die im 14-Tage-Rhythmus donnerstags in der Zeit von 13 bis 14 Uhr stattfindet. Hier ist der Bedarf deutlich geringer als in Ascheberg. Die Ascheberger Tafelkunden können ab dem 1. September nur noch jede zweite Woche einkaufen. Hier kommen nun die Farben ins Spiel. In der einen Woche können die Berechtigten mit der blauen Karte einkaufen, in der anderen Woche die mit der weißen. „So vermeiden wir unnötige Menschenansammlungen und Diskussionen, die in der Vergangenheit leider Überhand genommen haben.“
Hörster: „Können bestenfalls unterstützten, so gut es geht“
Schlagzeilen in der Presse wie „Tafeln am Limit“ sowie Beiträge in den sozialen Medien heizen diese Diskussionen an, die keinesfalls der Wahrheit entsprächen, so Hörster. Der Tenor lautet hier: Es gibt ohnehin weniger Lebensmittel für die Bedürftigen und die müssen nun auch noch mit den Flüchtlingen geteilt werden. „Letztlich handelt es sich um eine Neiddiskussion, die unmittelbar in eine Ausländerdiskussion übergeht. Uns ist es wichtig, uns hier zu positionieren“, so Hörster. „In unserem Verständnis müsste es lauten ‚Lasst uns teilen was da ist‘ oder ‚Gemeinsam heißt auch teilen‘. Wir als Tafel können die Armut nicht aushebeln, wir können bestenfalls unterstützen, so gut es geht.“Ein großes Problem bei der Ausgabe der Ascheberger Tafel in der Nordweststraße seien Kunden, die glaubten, wenn sie sich bereits um 8 Uhr anstellten und somit die ersten seien, bekämen sie deutlich mehr oder bessere Ware, als die Menschen, die erst zu den regulären Öffnungszeiten erschienen. „Das ist stimmt überhaupt nicht, aber dieser Irrglaube hält sich hartnäckig. Jeder Tafelkunde erhält die gleichen Lebensmittel. Durch die neue Aufteilung von zwei getrennten Ausgaben werden zumindest die Menschenansammlungen deutlich reduziert.“
Um weiterhin eine Versorgung der Menschen zu garantieren, sei dieser Schritt notwendig gewesen, so Hörster. Rund 10 Wochenstunden investieren die ehrenamtlichen Helfer in ihrer Freizeit für das Projekt Ascheberger Tafel. Die Überlegungen, ein zweites Ausgabefenster zu installieren, scheiterte aus organisatorischen Gründen und entzerrt so auch nicht die wöchentlichen Menschenansammlungen.Regelmäßig startet die Ascheberger Tafel Sonderaktionen. © (A) Vanessa Trinkwald
Rund 40 bis 50 Helfer vor Ort sorgen seit vielen Jahren für einen reibungslosen Ablauf. Von der Abholung der Lebensmittelspenden über das Einsortieren im Lagerraum bis hin zur wöchentlichen Ausgabe: Jeder im Team weiß, was er zu tun hat. „Wir haben hier eine richtig gute Mannschaft, würden uns aber über Neuzuwachs sehr freuen. Helfende Hände oder auch finanzielle Unterstützer sind mehr als willkommen.“
Lebensmittelspenden werden weiterhin gern gesehen
Lebensmittelspende werden dort abgeholt, wo es für die Mitglieder der Tafel noch ökonomisch vertretbar ist. „Wir haben einen großartigen Verbund mit Lüdinghausen und Senden und wechseln uns oftmals bei der Abholung ab und verteilen die Waren dann gerecht auf alle drei Orte. Aber auch die Zusammenarbeit mit Drensteinfurt klappt reibungslos.“ Die Lebensmittel stammen aus Über- oder Unterproduktion, sind fehlverpackt oder es muss schlicht und ergreifend Platz für Neuware her.„Die Tafel hat die Aufgabe, die Bedürftigen zu unterstützen und nicht die Komplettversorgung mit Lebensmitteln zu garantieren. Hier irren manche Kunden. Wir helfen, losgelöst von Herkunft und Religion. Gemeinsam heißt auch teilen ist ein zentrales Element des Zusammenlebens. Gemecker halten wir aus“, sagt Hörster mit einem Augenzwinkern.
Ein öffentlicher Aushang neben dem Ausgabefenster weist die Kunden ab dem 1. September auf die jeweiligen für sie zutreffenden Einkaufszeiten hin. Während vor 11 Jahren die Tafeln in Deutschland noch einen leicht schmuddeligen Anschein erweckten, hat sich diese Einkaufsmöglichkeit, ebenso wie die Sozialkaufhäuser, etabliert. „Unser Ziel ist es, ein Baustein im sozialen Gefüge der Gemeinde Ascheberg zu sein. Man muss die Menschen als das behandeln, was sie sind: als Menschen.
Während der italienischen Nacht, die am 12. August in Ascheberg stattfindet, ist die Tafel mit einem Infostand vertreten. Interessierte Bürger können sich hier informieren, wie ehrenamtliche Hilfe für die Bedürftigen aussehen kann. www.ascheberger-tafel.de
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