Marktleiter Siegfried Mangold (l.), Verkäuferin Janina Wenge und Metzger Volker Karrenbauer freuen sich, endlich dem Kundenwunsch nach regionalen Fleisch- und Wurstwaren nachkommen zu können.

© Claudia Hurek

Nach Tönnies-Skandal: Supermarkt in Herbern setzt auf regionale Fleischprodukte

rnWirtschaft in Herbern

Die Nachfrage nach Fleisch und Wurstwaren aus der eigenen Region ist stark gestiegen. Deshalb bietet der Supermarkt Edeka Peschke nun auch Produkte der Landfleischerei Schürmann aus Lüdinghausen an.

Herbern

, 19.09.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Wir reagieren damit auf den Kundenwunsch“, erklärt Siegfried Mangolt, stellvertretende Marktleiter im Edeka Peschke an der Werner Straße in Herbern. „Seit dem Skandal bei Tönnies haben die Kunden immer wieder einmal nach Fleisch und Wurst aus der Region gefragt.“

Bereits seit einigen Jahren bezieht Edeka bereits Hühnereier aus Werne oder auch eingelegte Gurken aus Warendorf. „Wir freuen uns immer über Anregungen von Kunden und sind bemüht diese auch umzusetzen“, so Mangold, der bereits seit 15 Jahren bei Peschke beschäftigt ist.

Sortiment und Verkaufstage sind ausbaufähig

Metzger Volker Karrenbauer hat sich gemeinsam mit Ladeninhaber Veit Peschke auf die Suche nach einer regionalen Fleischerei begeben und ist schließlich bei Familie Schürmann fündig geworden. „Momentan bieten wir Schürmanns Wurst und Fleisch von donnerstags bis samstags an. Sowohl das Sortiment als auch die Verkaufstage sind aber durchaus ausbaufähig.“ Das reguläre Sortiment bezieht Edeka weiterhin von der Firma Rasting.

Wenn Klemens Schürmann am Weidezaun seine „Rindviecher“ ruft, kommen sie neugierig angelaufen. Auf dem Hof der Landfleischerei des Ehepaares Klemens (64) und Heike (57) Schürmann herrscht bereits am frühen Morgen rege Geschäftigkeit. Die ersten Kunden warten geduldig auf den Eintritt in den kleinen Hofladen. „Seit Corona mit dem notwendigen Hygiene- und Abstandregeln dauert es halt etwas länger“, so Heike Schürmann. „Aber unsere Kunden sind da sehr geduldig.“

Klemens Schürmann, seit über 50 Jahren Metzger aus Leidenschaft, und Ehefrau Heike, gebürtige Rheinländerin und seit 15 Jahren an seiner Seite, haben beide einen „Halbtagsjob“, wie die gelernte Bankerin berichtet. „Der Tag hat 24 Stunden und davon arbeiten wir 12.“ Urlaub ist selten möglich und wenn es nach dem Chef geht auch gar nicht notwendig. „Mir reicht der abendliche Plausch mit den Nachbarn vollkommen.“ Ehefrau Heike zuliebe ging es in den vergangenen drei Jahren allerdings auch schon mal auf eine kleinere Schiffsreise.

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Drei Verkäuferinnen, zwei Metzger sowie Aushilfen unterstützen das Ehepaar. Der landwirtschaftliche Betrieb mit Rinderweidewirtschaft (etwa 20 bis 25 Tiere) führt direkt auf eigenem Grund und Boden die Schlachtung der Tiere durch. Doch bis es soweit ist, dürfen die Tiere rund zweieinhalb Jahre den Sommer auf der Weide und den Winter im mit Stroh ausgelegten Stall verbringen. Neben frischem Gras stehen Heu sowie Kraftfutter auf dem Speiseplan, erklärt Schürmann.

Klemens und Heike Schürmann am Weidezaun der Rinder: Das Ehepaar beliefert Edeka Peschke nun mit Fleisch- und Wurstwaren vom eigenen Hof.

Klemens und Heike Schürmann am Weidezaun der Rinder: Das Ehepaar beliefert Edeka Peschke nun mit Fleisch- und Wurstwaren vom eigenen Hof. © Claudia Hurek

Für eine breite Angebotspalette kaufen Schürmanns zusätzlich Schweine vom direkten Nachbarbetrieb; diese lässt der Metzger im benachbarten Dülmen schlachten, bevor er sie im eigenen Betrieb zerlegt und weiterverarbeitet. „Der Betrieb arbeitet nach Tierwohlhaltung, es wird weder genmanipuliertes Futter noch Soja oder Mais gefüttert“, so Schürmann. „Wir arbeiten bereits seit über 30 Jahren sehr gut zusammen.“

Hofladen, Automat und Verkaufswagen

Neben vielerlei Fleisch- und Wurstspezialitäten bietet der Hofladen fertige, selbstgekochte Gerichte wie zum Beispiel Gulaschsuppe oder auch Rindfleisch mit Zwiebelsoße in Weckgläsern, für die der Kunde Pfand zahlt, an.

Mit ihrem Verkaufswagen stehen sie regelmäßig in Capelle oder auch Ascheberg. „Das ‚Coronajahr‘ hat uns ansonsten ja alle Veranstaltungen wie Schützenfeste oder Bauernmärkte gestohlen“, sagt der Landwirt. „Aber dafür hat der Boom beim Grillfleisch deutlich zugenommen.“

Neben der typischen Grillwurst gehören eingelegte Nackensteaks, Fetaröllchen oder Hähnchenspieße zum Angebot. Und das nicht nur im Hofladen. Am Selbstbedienungsautomaten direkt neben der Ladentür können sich „Spontangriller“ auch außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten versorgen.

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