Vor allem vor Grundschulen sorgen die sogenannten Elterntaxis morgens immer wieder für Verkehrschaos. Nun will Karl Jehle alias Diskallico aus Herbern mit seinen Light Ridern eine sinnvolle und klimafreundliche Alternative im Münsterland etablieren. „BiciBus“ lautet der Name einer Interessengemeinschaft, die ihre Wurzeln in Barcelona hat. In der spanischen Stadt am Mittelmeer lernten Simone Markel und ihr Mann „BiciBus“ in einem Urlaub kennen.
„Im Endeffekt ist es begleitetes Fahrradfahren für Grundschulkinder“, erklärt Jehle. Eltern wechseln sich dabei ab. Mit den Grundschülern radeln sie von einem Treffpunkt zum anderen und dann gemeinsam zu den Grundschulen der Kinder. „Dabei bilden die Eltern sozusagen einen Schutzschild um die Kinder.“ Und die Kleinen lernen sich so richtig im Verkehr zu verhalten - unter Aufsicht der Erwachsenen.
Aktion bei Schulen vorstellen
Wenn man auf eine Gruppe von mindestens 16 Personen kommt, dürfen sie auch im Verband auf der Straße fahren, die Kinder dabei rechts, die Eltern links. „Die Schülerinnen und Schüler haben ihren Spaß dabei und es ist auch einfach schön, gemeinsam zur Schule zu kommen“, so Jehle. Er hat Kontakt mit Simone Markel, die den „BiciBus“ schon in Karlsruhe und Düsseldorf etabliert hat. „Im Süden ist die Aktion schon relativ weit verbreitet, im Ruhrgebiet bis Essen.“
Jetzt soll es auch im Münsterland oder auch im Kreis Unna soweit sein. Bei „radfahrbarem Wetter“ soll der BiciBus möglichst jeden Tag starten. „Ich bin jetzt dabei, meine Kontakte anzuzapfen. Ich möchte das Projekt in verschiedenen Orten vorstellen - bei Schulen und Verwaltungen.“ Gerne möchte der begeisterter Radler aus Herbern auch den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in den einzelnen Orten mit ins Boot holen.

Jehle wünscht sich, dass der „BiciBus“ in vielen umliegenden Städten und Gemeinden eine echte Alternative zu den umstrittenen Elterntaxis wird. „Ich möchte Initiatoren ansprechen, die den BiciBus dort ins Leben rufen und anschließend autonom weiterführen.“ Dabei denkt er an die Gemeinden Ascheberg und Nordkirchen, die Städte Werne, Hamm, Lünen, Unna, Selm, Lüdinghausen, Ahlen und Beckum. Interessierte Städteförderer, Eltern und Schulleitungen könnten sich gerne bei ihm melden - unter Tel. 01577-4610711 oder per Mail an diskallico@t-online.de.
Aber der BiciBus ist nicht das einzige Projekt, mit dem Diskallico und die Light Rider beschäftigt sind. „Vergangene Woche hat mich der Vorstand des ADFC Unna angerufen und informiert, dass die Unna Bike Night stattfinden wird - so wie früher, mit Beleuchtung und Musik auf den Straßen. Da sind wir natürlich mit dabei und freuen uns sehr darauf.“ Fortsetzen wollen die Light Rider auch die Kooperation mit den „Heart Bikern“, Motorradfahrern aus Hamm mit Herz, die sich beispielsweise für wohnungslose und wirtschaftlich schwache Menschen einsetzen. „Das hat sich aus einer Nikolausfeier ergeben.“
Ausflug nach Kleve
Ein Mitarbeiter der Abteilung Klimaschutz der Stadt Kleve hat die Aktivitäten der Light Rider im Internet entdeckt und sich bei Jehle gemeldet. Wenn alles klappt, machen sich Diskallico und seine Mitstreiter mit ihren beleuchteten Rädern im Juni auf den Weg an den Niederrhein und organisieren dort eine Spaßradeltour. Eine weitere Etappe auf dem Weg zu Jehles Ziel, die Bewegung in möglichst vielen Gebieten zu etablieren. „Aber ich mache mir keinen Druck, denn ich merke, dass es aufgrund der sozialen Medien einfacher wird.“ Jetzt wo das Wetter auch endlich wieder fahrradfreundlicher wird, kann Diskallico endlich regelmäßig aufs Rad steigen. „Als es so regnerisch und kalt war, habe ich eher an meinem Rad gewerkelt, immer wieder neue Beleuchtungselemente angebracht, obwohl eigentlich schon kein Platz mehr war.“
Die ersten Fahrten, um Geburtstagskinder zu überraschen, haben schon stattgefunden. „Wir haben eine Kosmetikerin in Werne überrascht, das hat ihre Freundin organisiert.“ Mittlerweile sind Diskallico und die Light Rider Paten des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes im Kreis Warendorf und Hamm. „Wir fahren Promotion dafür, mit den grünen Bändern.“ Dadurch ergab sich auch der Kontakt zum Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). „Eine Dame vom Wünschewagen hat uns in Ahlen angesprochen.“ Jetzt wollen die Light Rider auch für diese gute Sache werben, bei der große Wünsche von schwerkranken Kindern erfüllt werden.

Attacken von Jugendlichen
Das erfolgreiche Engagement für verschiedene caritative Initiativen lässt ihn auch besser mit einem echten Ärgernis fertig werden. Seit einiger Zeit haben sich einige Jugendliche aus Werne offenbar vorgenommen, ihn zu ärgern. „Sie verfolgten mich, ganz in Schwarz gekleidet und ohne Licht auf ihren Scootern, die nicht für die Straße zugelassen sind.“ Die geschätzt 13- bis 14-Jährigen würden im Zick-Zack in der Innenstadt von Werne auf Jehle zufahren und dann plötzlich bremsen.
Die Situationen seien gefährlich, einmal konnte Jehle gerade noch ausweichen und knallte dabei hart gegen eine Wand. „Zum Glück gab es nur Materialschaden, aber es hätte auch anders ausgehen können.“ Die Jugendlichen würden das Ganze filmen und es dann im Internet posten. Inzwischen hat Jehle sich eine Kamera angeschafft, um die gefährlichen Attacken der Jugendlichen ebenfalls zu filmen und Beweise zu sammeln.
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