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Radler-Trupps fahren über Golfplatz Herbern - Betreiber schreiten ein
Corona-Krise in Herbern
Den gesperrten Golfplatz in Herbern haben offenbar Gruppen von Radfahrern genutzt, um ihre Tour querfeldein über das Grün zu nutzen. Deshalb haben Schloss und Anlagenbetreiber nun reagiert.
An den Wegeinmündungen auf dem Gelände des Schloss Westerwinkel zur Golfanlage in Herbern liegen seit Ende vergangener Woche Äste, die den Weg versperren. Hinweisschilder weisen Spaziergänger und Radfahrer darauf hin, dass es für sie hier nicht weiter geht.
Denn dass der Spielbetrieb auf dem angrenzenden Golfplatz unter den Corona-Auflagen seit Wochen eingestellt ist, haben ganze Radfahrer-Gruppen offenbar genutzt, um einen Abstecher querfeldein über das Grün der Anlage zu machen.
„Wir haben zwei Radfahrergruppen gesehen und fotografiert“, sagt Prof. Dr. Uli Paschedag, Vizepräsident des Golfclubs Wasserschloss Westerwinkel. Außerdem sei eine Gruppe dabei beobachtet worden, wie sie auf dem Grün gepicknickt hat. Doch er vermutet, dass sich während der Schließung noch viel mehr Gruppen auf der Anlage aufgehalten haben.
„Das ist alles nicht so prickelnd, wenn sich ein Radfahrer entscheidet, mal eben auf der 10 zu bremsen“, sagt Paschedag, der in der Vergangenheit sogar schon einen Motorradfahrer auf der Anlage gesichtet hat. „Die Reparaturkosten können dann schnell in den vier- oder fünfstelligen Bereich gehen.“
Nach Sanierung: Schilder und Äste sollen Eindringlinge fernhalten
Auch, weil der Golfclub die Pause unter den Corona-Auflagen nun genutzt hat, um die Golfwege wieder instandzusetzen. „Wir haben die Fairways gelocht und gesandet und alle wieder begradigt“, sagt der Vizepräsident. Deshalb habe man Ende vergangener Woche 20 Stop-Schilder aufgestellt und die Zuwege zum Golfplatz mit Ästen versperrt. Zusätzlich werde am Golfplatz nun auch am Wochenende verstärkt kontrolliert.
Offenbar haben die Maßnahmen gegriffen, denn seither seien nur ein oder zwei Spaziergänger auf dem Gelände gesichtet worden. Und Paschedag sieht die Gefahr, die entsteht, wenn der normale Spielbetrieb wieder losgeht und die Menschen immer noch das Grün betreten: „Wenn sie aus 50 Metern einen Ball an den Kopf kriegen, kann es sein, dass sie tot umfallen.“
Das Gelände des Golfclubs ist durch das angrenzende Schloss Westerwinkel an den Club verpachtet. Auch das Besucheraufkommen im Schlosspark sei seit Ostern „wahnsinnig“, sagt Stefan Grünert, Rentmeister des Schlosses. Die Besucherzahlen seien derzeit durchgehend ein Vielfaches von dem, was das Schloss vor Corona erlebt hat.
Jeder habe das Recht, den Schlosspark gemäß dem Wegerecht zu betreten. Was aber viele vergäßen, so Grünert, sei, dass der Schlosspark sich im Privatbesitz befindet. „Es mag sich jeder hier ergehen, wie er mag, aber das Minimum, was man erwartet, ist, dass man sich an ein paar Spielregeln hält.“
„Muss von normalen Menschen erwarten, dass sie das beachten“
Grünert sagt dies nicht nur mit Blick auf die Radfahrer, Spaziergänger und teils auch Autofahrer, die den Golfplatz betreten oder befahren, sondern auch mit Blick auf die Besucher des Schlossparks, die ihre Hunde kreuz und quer in den Gebüschen herumlaufen oder in den Gräften schwimmen ließen. Denn gerade zu dieser Jahreszeit gebe es viele Jungtiere von Enten, Gänsen und Wildarten, die Nachwuchs auf die Welt bringen. Durch die Hunde, die die Tiere aufscheuchten, werden die extrem gestört, so Grünert.
Er wolle sich nicht generell über die Besucher beschweren, denn einige hielten sich an die Regeln. Auf der anderen Seite gebe es aber auch die, die sich nicht an das Miteinander hielten. Und so habe er derzeit den ganzen Tag lang nichts anderes zu tun, als ein Auge auf die Besucher mit Hunden zu haben. „Man müsste von einem normalen Menschen erwarten, dass er das beachtet“, sagt Grünert.
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
