Birgit Homann und Wilfried Voß erinnerten in ihren Ansprachen an die Familie Samson und die Geschehnisse in der Progromnacht.

© Claudia Hurek

Pogrom-Gedenken: „Margret und Gerda Samsons Heimat war immer Herbern“

rnGedenkfeier Familie Samson

Mitten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die jüdische Familie Samson aus ihrem Haus gescheucht und verprügelt. Zum Pogromgedenken am Dienstag kamen auch ihre Verwandten.

Herbern

, 10.11.2021, 15:25 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vier kleine Steine, sogenannte Stolpersteine, eingelassen in den Gehsteig an der Bernhardstraße/Ecke Merschstraße erinnern an die Mitglieder der jüdischen Familie Samson: Ernst, Emma, Margret und Gerda.

Seit 2013 veranstaltet der SPD-Ortsverein zum Gedenken an die Opfer der Gräueltaten der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November eine kleine Feier. Dort, wo einst die Werkstatt und das Wohnhaus standen, erinnern lediglich diese vier kleinen, mit Inschriften versehenen Stolpersteine an die Familie Samson.

Josef Farwick arbeitete die jüdischen Geschichten trotz Gegenwindes auf

Ein großes Dankeschön richtet Birgit Homann trotz seiner krankheitsbedingten Abwesenheit an Josef Farwick. Dank akribischer Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Familien in Herbern bleiben diese erhalten und erinnern die nachfolgenden Generationen daran, zukünftig das zu verhindern, was zur damaligen Zeit geschehen ist. „Herr Farwick hat sich trotz viel Gegenwindes daran gemacht, Herberner Geschichte zu erhalten. Da kann man nicht genug für danken“, so Birgit Homann, Ratsmitglied der SPD. In seinem Buch, das in einer Auflage von 400 Stück im Jahr 2004 erschienen und leider restlos vergriffen ist, zeichnet Josef Farwick die Geschichte der jüdischen Familien in Herbern und Ascheberg von 1710 bis 1945 auf.

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In ihrer weiteren Rede erinnerte Birgit Homann im Wechsel mit Wilfried Voß an die Geschehnisse in jener Nacht, die immer noch sehr betroffen machen und für jeden denkenden Menschen einfach nicht zu fassen sind. Neben weiteren Mitgliedern des Ortsvereins, interessierten Bürgern sowie Bürgermeister Thomas Stohldreier, nahmen auch zwei Angehörige der Familie Samson an der Gedenkfeier teil.

Einer von ihnen, beide möchten hier nicht genannt werden, hielt eine kurze Ansprache: „Wir freuen uns hier sein zu können. Die Geschichte unserer Familie steht stellvertretend für viele andere und ist ebenso ein Teil der eigenen Geschichte. Man sollte Täter und Opfer immer mit den Augen ihrer Zeit betrachten. Margret und Gerda Samson, die Töchter von Ernst und Emma, sind nach Amerika ausgewandert; Amerika war nie wirklich ihr Zuhause. Heimat war immer Herbern. Hier haben sie viel Gutes, allerdings auch viel Leid erlebt. Wir müssen die Erinnerung wachhalten. Die Familien von Margret und Emma tun dies nun an einem weit entfernten, anderen Ort.“

Kaya Homann legte gemeinsam mit den anwesenden Angehörigen der Familie Samson Blumen und Gedenklichter an den Stolpersteinen nieder.

Kaya Homann legte gemeinsam mit den anwesenden Angehörigen der Familie Samson Blumen und Gedenklichter an den Stolpersteinen nieder. © Claudia Hurek

Die Stolpersteine der Familie Samson an der Ecke Merschstraße/Bernhardstraße.

Die Stolpersteine der Familie Samson an der Ecke Merschstraße/Bernhardstraße. © Claudia Hurek

Warum heißen Stolpersteine eigentlich Stolpersteine?

Stolpersteine sorgen dafür, dass die jüdischen Opfer des Holocausts nicht vergessen werden. Stolpersteine sind immer auf Gehwegen zu finden. Fußgänger stolpern nicht mit den Füssen darüber, sondern nur mit dem Kopf, den Augen und dem Herzen. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 seinen Anfang nahm. Der Künstler: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ In Deutschland und 25 weiteren Ländern gibt es inzwischen 75.000 dieser Stolpersteine.
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