Im Hofladen der Familie Storksberger kaufen Stammkunden, aber nach dem Skandal um den Schlachtbetrieb Tönnies auch viele Neukunden ein. „Immer mehr Leute achten darauf, welches Fleisch sie kaufen“, sagt Senada Saric, die für den Verkauf im Hofladen zuständig ist. © Andrea Wellerdiek (A)

Fleischproduktion in der Krise

Hofladen boomt: Mehr Kunden möchten Fleisch aus artgerechter Tierhaltung

Die Krise um Tönnies verändert das Verhalten der Kunden. Familie Storksberger aus Herbern, die Tiere aus artgerechter Haltung schlachtet, registriert eine höhere Nachfrage im eigenen Hofladen.

von Andrea Wellerdiek

Herbern

, 09.07.2020 / Lesedauer: 3 min

Der Skandal um die Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück könnte zu einem Umdenken im Fleisch-Konsum der Verbraucher führen. Fragen zur Herkunft der Tiere und zur Fleisch-Produktion werden in Herbern häufiger gestellt. Das zumindest ist der Eindruck, den die Familie Storksberger aus Herbern bekommt.

Seit 16 Jahren bietet sie im Hofladen Fleisch aus der eigenen Hausschlachtung an. Und die Nachfrage ist zuletzt deutlich gestiegen. „Die Leute achten verstärkt darauf, welches Fleisch sie kaufen. Auch unsere Kunden fragen nach, welches Fleisch wir haben und woher es kommt“, erzählt Senada Saric, die Freundin von Thomas Storksberger.

Tiere aus artgerechter Haltung

Antworten auf diese Fragen erhalten die Kunden gleich, wenn sie auf den Hof in Herbern kommen. In offenen Ställen sind Rinder und Schweine zu sehen. Diese Tiere werden hier in der Hausschlachtung verarbeitet. Tiere, die derzeit nicht wie gewohnt zu großen Schlachthöfen wie der Firma Tönnies transportiert werden können, werden hier auch in der Krise nicht angenommen.

„Nein, wir nehmen keine anderen Tiere auf. Wir wollen unseren Namen nicht kaputt machen. Bei uns dreht sich alles um die artgerechte Tierhaltung. Unsere Kunden wissen, dass sie bei uns Qualität bekommen - nämlich Fleisch ohne Antibiotika“, erklärt Saric, die sich gemeinsam mit Monika Storksberger um den Verkauf im Hofladen kümmert.

Produktion durch höhere Nachfrage angepasst

In der Vergangenheit haben die Fleischermeister Thomas und Bernhard Storksberger nur auf Bestellung die eigenen Tiere geschlachtet. In den Wintermonaten waren das fünf bis sechs Schweine in der Woche. „Wir wollen nicht auf Teufel komm‘ raus die Theke voll haben und am Ende des Tages alles wegwerfen“, sagte Thomas Storksberger, als er in den Wintermonaten einmal seinen Betrieb vorstellte.

Die Fleischermeister Bernhard (l.) und Thomas Storksberger schlachten und verarbeiten die Tiere, die auf dem eigenen Hof leben, noch selbst. Im Hofladen, der nun auch erstmals im Sommer geöffnet hat, wird das Fleisch von Senada Saric verkauft. © Andrea Wellerdiek (A)

Mittlerweile sieht das allerdings etwas anders aus. Denn: Nun ist die Nachfrage so hoch, dass auf dem Hof Storksberger die Produktion verändert wurde. Während in den Vorjahren keine Tiere in den Sommermonaten geschlachtet wurden, sind es nun drei bis fünf Schweine in der Woche, wie Saric sagt.

Hofladen der Familie Storksberger erstmals im Sommer geöffnet

So gibt es nun täglich im Hofladen, der zum ersten Mal auch im Sommer geöffnet hat, Schweinefleisch. Derzeit sei natürlich das Grillfleisch beliebt, so Senada Saric. Die vielen Neukunden, die ihre Steaks und Bratwürstchen nun im kleinen Hofladen kaufen, informierten sich teilweise telefonisch oder über die Facebook-Seite der Storksbergers, welche Produkte zu haben sind.

Thomas Storksberger zerlegt die Tiere im Schlachthaus auf dem Hof. © Andrea Wellerdiek (A)

Dabei wollten viele wissen, woher die Tiere kommen, erzählt Senada Saric. Neben den Tieren, die auf dem eigenen Hof auf Stroh und in offenen und nicht beheizten Ställen stehen, verarbeiten sie auch Tiere von Landwirten, die selbst nicht mehr schlachten.

Tierarzt untersucht die Tiere vor der Schlachtung

Auf dem Hof wird das Vieh dann zunächst von einem Tierarzt untersucht. Die Rinder werden laut Thomas Storksberger dann mit einem Bolzenschuss und die Schweine mit der Stromzange stressfrei betäubt. Dann entnimmt der Arzt Fleischproben, um zu schauen, ob es in den Verkauf gehen darf.

Im eigenen Schlachthaus auf dem Hof verarbeiten Bernhard und Thomas Storksberger dann die Tiere. Die Schweine vom eigenen Hof sind durch die lange Mast deutlich schwerer als in der Massentierhaltung. Statt 100 Kilogramm sind es hier schon mal 140 Kilogramm. Und das schmeckt der Kunde. „Das ist pures Fleisch. Es hat nicht so viel Fett“, sagt Senada Saric.

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