
© Andrea Wellerdiek
Thomas Storksberger (33) schlachtet noch selbst auf dem eigenen Hof
Hofschlachtung
Immer mehr Fleisch entsteht in der Massenproduktion. Kleine, landwirtschaftliche Betriebe, die selbst noch schlachten, sind heutzutage selten. Eine Ausnahme bildet die Familie Storksberger.
Das Steak liegt auf dem Teller. Doch wie es dort hingekommen ist, wie das Tier verarbeitet, geschlachtet wurde, welchen Transportweg es hinter sich hat, wissen die wenigsten.
Viele Bürger kaufen es im Supermarkt. Metzger gibt es nicht mehr viele. Und es gibt mit dem Hof Storksberger in der Umgebung nur einen landwirtschaftlichen Betrieb, bei dem noch Rinder und Schweine geschlachtet werden.

Im Hofladen verkaufen Bernhard (l.) und Sohn Thomas Storksberger sowie Senada Saric das Fleisch. © Andrea Wellerdiek
„Solange ich es selbst mache, weiß ich, was drin ist“, sagt Thomas Storksberger. Der 33-Jährige ist Fleischermeister und kümmert sich mit seinen Eltern Monika und Bernhard und seiner Freundin Senada Saric um den Familienbetrieb.
Die beiden Männer schlachten, zerlegen und verarbeiten Rinder, Schweine und Geflügel noch selbst – auf traditionelle und konventionelle Art. Eine Seltenheit heutzutage.
Der Hof schlachtet nur auf Bestellung
Die Storksbergers arbeiten ausschließlich auf Bestellung. Andere Landwirte, die selbst keine Hausschlachtung (mehr) durchführen, bringen ihre Tiere einzeln zum Hof Storksberger.
Diese werden von einem Tierarzt untersucht. Zunächst schaut er sich die Tiere lebend an. „Sie müssen gesund sein und transportfähig“, erklärt Thomas Storksberger. Laut Storksberger werden die Rinder dann mit einem Bolzenschuss und die Schweine mit einer Stromzange stressfrei betäubt. Danach entnimmt der Arzt Fleischproben, ob es in den Verkauf gehen kann.

Auf dem Hof Storksberger wird noch selbst geschlachtet. Im Hofladen wird das Fleisch verkauft. © Andrea Wellerdiek
Im eigenen Schlachthaus verarbeiten die Fleischermeister Bernhard und Thomas Storksberger die tierischen Produkte. Gerade vor Weihnachten und zur Grillsaison herrscht hier Hochbetrieb.
Etwa fünf bis sechs Schweine schlachten und verarbeiten die beiden dann in der Woche. Landwirte aus Hamm, Dortmund oder dem Kreis Warendorf zählen zu ihren Kunden.
Auf dem Hof, der schon etwa seit 1725 von der Familie geführt wird, halten die Storksbergers aber auch selbst Tiere, die sie schlachten. Etwa 30 Rinder und 70 Schweine sind es aktuell.
Die Tiere stehen auf Stroh und leben in offenen und nicht beheizten Ställen. Medikamente bekommen die Tiere keine, wie Thomas Storksberger erzählt. „Wir sortieren keine Tiere aus nach einer bestimmten Zeit. Sie leben lange bei uns“, sagt der 33-Jährige. Er oder Vater Bernhard schlachtet ein Tier erst, wenn es schwer genug ist und wenn es bestellt wird.
Schwerere Schweine
Durch die bewusst langsame Mast sind die Schweine deutlich schwerer als die aus der Massentierhaltung. Während die Tiere in großen Schlachthöfen laut Storksberger mit knapp 100 Kilogramm getötet werden, bekommen sie hier ein Gewicht von 140 Kilogramm.

Etwa 30 Rinder und 70 Schweine leben aktuell auf dem Hof Storksberger. © Andrea Wellerdiek
Dadurch bekommt das Fleisch eine ganz andere Konsistenz. „Das ist pures Fleisch, es hat nicht so viel Fett“, sagt Senada Saric, Freundin von Thomas Storksberger. Sie kümmert sich wie Monika Storksberger um den Verkauf der Ware.
Den Hofladen Storksberger gibt es seit 15 Jahren
Seit etwa 15 Jahren gibt es einen Hofladen. Das Angebot ist überschaubar. „Wir wollen nicht auf Teufel komm‘ raus die Theke voll haben und am Ende des Tages alles wegwerfen“, erklärt Thomas Storksberger.
Nur nach Bestellung wird hier geschlachtet und so zum Verkauf angeboten. Auf ein Rindersteak wartet man schon einmal vier Wochen.
Doch der Kunde übt sich gern in Geduld. „Die Leute kaufen immer bewusster Fleisch ein. Das gibt uns Hoffnung, dass wir den Betrieb weiterführen können“, sagt Bernhard Storksberger. Immer mehr Menschen möchten heute wissen, woher ihr Steak auf dem Teller kommt.