Impf-Andrang:Auf dem Schulhof der Profilschule bildete sich im Juli 2021 eine lange Schlange.

© (A) Eva-Maria Spiller

Coronaleugner-Propaganda, Impfen bei Wein: Das Coronajahr in Ascheberg (Teil 1)

rnCorona-Pandemie in Ascheberg

Es ist das zweite Coronajahr geworden und in dem ist so manches in den Ascheberger Ortsteilen passiert: Vom missglückten Impfstart über illegale Parties bis zu Impfungen bei Wein im Kirchgarten.

Ascheberg

, 28.12.2021, 07:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Jahr 2021 ist in einen Lockdown erwacht: Geschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs mussten Mitte Dezember 2020 schließen, Schulen und Kitas sollten für Wochen verwaist bleiben. Doch eine Neuigkeit ließ Hoffnung in der Gemeinde Ascheberg aufkeimen: Die langersehnte Coronaschutzimpfung rückte in greifbare Nähe. Zumindest erst einmal für die betagteren Senioren, medizinisches und Pflegepersonal. Auch wenn es erst einmal verschoben wurde. Und der Ersatztermin im Februar sollte auch ins Wasser fallen.

Damit auch alle das Impfzentrum in Dülmen erreichen konnten, bot der Seniorenbeirat der Gemeinde Ascheberg einen Vermittlungsservice für Fahrdienste an. Ehrenamtliche konnten sich als Fahrer beim Seniorenbeirat melden. Weniger Anklang haben derweil die schwurbeligen Coronaleugner-Flyer gefunden, die in Herbern Ende Januar in zahlreichen Briefkästen landeten. Darin rief der Schreiber auf, im „schönen Herbern“ die eigene Wahrheit „in uns selbst“ zu erkennen. Damit Bürgerinnen und Bürger zu verunsichern, ärgerte viele Anwohner.

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Jugendliche hatten derweil Anfang Februar wohl keine Lust mehr auf Kontaktbeschränkungen und feierten kurzerhand eine kleine Party in einem Keller. Dabei war die Feier der Polizei eher durch Zufall aufgefallen, als sie wegen eines anderen Einsatzes unterwegs war.

Um im Lockdown als Gastronomie trotzdem noch ein wenig Geld zu verdienen und den Kontakt zu den Kunden zu halten, boten einige wie das Gasthaus Eickholt in Davensberg und Frenking in Ascheberg ein Wohnmobildinner an: Gegessen wurde im eigenen Camper auf dem Parkplatz.

Dann im März endlich ein wenig Erleichterung: Frisöre durften wieder aufmachen, ebenso das Modehaus Siebeneck. Wenn auch mit Termin, was bei mehreren Läden schonmal für Zeitstress sorgen konnte. Für die eigene Sicherheit gab es zwischenzeitlich 6 Bürgerteststellen in der Gemeinde.

Im April dann stiegen nach dem Impfzentrum die Hausärzte mit ins Impfen gegen das Coronavirus ein. Was heute unvorstellbar wirkt: Damals war der Impfstoff knapp. In Herbern bei Dr. Bernhard Lohmann hatte man im ersten Schwung 60 Dosen Biontech/Pfizer bekommen. Damit wurden erst einmal die bettlägerigen Personen geimpft. „Es ist extrem schwierig zu bemessen, wer es nötiger hat“, sagt der Ascheberger Arzt Frank Matthies. 500 Patienten hatten sich bis Anfang April bereits in der Praxis gemeldet.

Die Hauptgerichte boten beim Wohnmobildinner bei Eickholt für jeden Gaumen etwas an; hier hatte man die Qual der Wahl zwischen Sauerbraten, Grünkohl, Schnitzelgerichten, Zanderfilet oder auch einer bunten Gemüsepfanne. Oder eben Burger.

Die Hauptgerichte boten beim Wohnmobildinner bei Eickholt für jeden Gaumen etwas an; hier hatte man die Qual der Wahl zwischen Sauerbraten, Grünkohl, Schnitzelgerichten, Zanderfilet oder auch einer bunten Gemüsepfanne. Oder eben Burger. © (A) Claudia Hurek

Als im Mai die Coronafallzahlen sanken und die Gastronomie wieder in den einigermaßen normalen Betrieb zurückkehrte, war es vielen egal ob es regnete, hagelte oder schneite: Hauptsache in den Biergarten und unter Leute. „Das Telefon steht eigentlich nicht mehr still. Es waren eigentlich alle Plätze direkt belegt“, erzählte uns damals Franz-Josef Schütte, Eigentümer des Gasthauses Eickholt in Davensberg. In Windeseile stellte derweil Clemens August binnen zwei Tagen eine kleine Speisekarte auf die Beine. Und zwar ohne Kirmes, gab es auf dem Hof Schulze-Wenning im Sommer endlich wieder Backfisch.

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Herberner Praxisangestellte komponiert Impf-Song

Ende Mai dann gehört auch unsere Kollegin Claudia Hurek zu den Glücklichen, die sich endlich gegen das Coronavirus impfen lassen kann. Damals waren 48.385.907 Personen in Deutschland mindestens ein Mal geimpft. Die Aussicht auf Schutz war am Ende größer als die Angst vor Schüttelfrost und Schweißausbrüchen. Derweil macht die Rückkehr ins halbwegs normale Leben das ein oder andere Defizit deutlich: Die Nachfrage nach Schwimmkursen für Schwimmanfänger ist riesig, der Bedarf aber nach Ende der Sommerferien gedeckt, wie uns die Gemeinde Ascheberg mitteilte. Eine Mutter allerdings erklärte uns später, dass das bis in den Herbst hinein nicht der Fall war.

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Mobile Impfaktion an der Profilschule

Die Profilschule verwandelte sich derweil im Juli erstmals in ein Impfzentrum, das Angebot nahmen viele Ascheberger und auch Menschen aus dem Umland dankend an. Und weil die Kirmes ausfallen musste, konnten die Ascheberger zumindest im Weingarten Platz nehmen und sich auch hier gleich noch eine Impfung abholen.

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