Als der letzte Wolf Westfalens geschossen wurde
1835 im münsterländischen Herbern
Der Wolf - eine räuberische Bestie, eine Gefahr für Mensch und Tier. Dieses Bild gab es früher . Und es führte dazu, dass Wölfe massiv gejagt wurden in Westfalen. Bis am 19. Januar 1835 im münsterländischen Ascheberg-Herbern der letzte Wolf des ganzen Landstriches totgeschossen wurde. Das ist die Geschichte dazu.

Diese Bronzeskulptur - aufgestellt im Jahr 2013 - steht auch in Ascheberg-Herbern. Sie zeigt den Wolf eher als aufmerksames Tier denn als fleischfressende Bestie.
Als im Winter 1834/35 ein Wolf sechs Wochen lang durch die westfälischen Wälder strich, war die Beunruhigung groß – bis das Tier am 19. Januar 1835 in Herbern zur Strecke gebracht wurde: ein Einzeltier, denn bereits Ende des 17. Jahrhunderts war der Wolf weitgehend aus dem Münsterland verschwunden.
Ein Umstand, über den sich die Menschen damals freuten. Denn wo immer der Wolf auftauchte, galt er als gefährliches Raubtier. So wird er auf der Tafel an der B 54 (Werner Straße) in der Herberner Bauerschaft Horn dargestellt. Die 1935 errichtete Tafel erinnert an den Abschuss des letzten Wolfes Westfalens 100 Jahre zuvor.
"Kälber wurden zerrissen und selbst Fohlen angegriffen"
Professor Hermann Landois (1835-1905), Zoologieprofessor und Gründer des Zoologischen Gartens in Münster, hat über die Jagd auf den letzten Wolf und den Streit um den tatsächlichen Schützen in seinem 1883 erschienen Buch „Westfalens Tierleben in Wort und Bild“ geschrieben. Auf der Erinnerungstafel am Bronzewolf in Herbern (am Dorfteich an der Straße Auf der Rulle) ist das entscheidende Kapitel nachzulesen:
„Im Winter des Jahres 1834/35 richtete ein größeres Raubtier nicht unbedeutenden Schaden an Schafsherden an, Kälber wurden zerrissen und selbst Fohlen angegriffen. Man erkannte bald in dem Räuber einen starken Wolf, und nachdem die Kunde von seinen Missetaten allgemein ruchbar geworden, veranstaltete man am 19. Januar 1835 eine große Treibjagd, wozu nicht allein die Nimrode Herberns und der Umgegend, sondern auch mehrere Jäger aus Münster geladen waren.
Das Treiben begann, und bald auch war der Wolf aufgescheucht. An einer Kuhweide zwischen zwei kleinen Gehölzen, hier „Büsche“ genannt, ist der Wirt J. Hennemann aus Herbern positioniert; der sieht das Tier aus dem Gehölze kommen und über das zu der Weide führende „Heck“ setzen, und gibt einen Schuss auf des Wolfes Breitseite ab. Das Tier kommt aber nicht zu Fall, sondern rennt über die Weide und schleicht durch die gegenüberliegende Wallhecke in das jenseitige Gehölz. Der Jäger überzeugt, das Tier getroffen zu haben, hört nun verwundert noch zwei Schüsse hinter der Hecke fallen, eilt dorthin und findet neben dem verendeten Wolfe die von Merveldtschen Jäger, die behaupten, dem Tier den Garaus gemacht zu haben, daher sie die Beute als ihr Eigentum in Anspruch nehmen und im Triumphe nach Münster führen.
1834 in Herbern geschossen - der letzte Wolf Westfalens
Hier wurde der Wolf, ein prächtiges Tier von 40 Kilogramm Körpergewicht, auf dem von Merveldtschen Hofe – Ludgeristraße, der Kirche schräg gegenüber – zur Schau gestellt und unter der Freitreppe dieses adeligen Hofes in dem Kellergang zur Besichtigung für alt und jung aufgebahrt.
Es war nicht so sehr die Erlangung des von der Regierung für Erlegung eines Wolfes ausgesetzten Schussgeldes, als vielmehr die Ehre, ein solches Tier geschossen zu haben, was den Wirt Hennemann veranlasste, seine gerechten Ansprüche auf das Tier Geltend zu machen.
Die bezügliche Behörde ließ den Fall sachverständlich untersuchen und beurteilen, und die Untersuchung der von den Jägern bei der Jagd im Hagelbeutel getragenen, und der aus dem Kadaver des Wolfes ausgezogenen Schrotkörner ergab, dass die Rehposten (Patronen), welche den Wolf getötet hatten, mit denen des Hennemann übereinstimmten, während sich in dem Fuchshagel der von Merveldtschen Jäger kein einziges Korn in de Wolfe auffinden ließ. Nach dem Urteil des richtenden Schiedsmannes hatten die Jäger also in dem Augenblicke, wo der tödlich verwundete Wolf in ihrem Jagdbezirk zusammenbrach, nach blinde Schüsse abgefeuert, als wenn er durch sie erlegt worden sei. Hennemann brachte nun seine Beute nach Herbern und schenkte dann den Kadaver an das zoologische Museum in Münster.“
Dort - in Münster - ist das Präparat übrigens heute noch zu sehen.