80 Fotos von der Jubiläumsgala des SV Herbern: Dynamisch, launig und ein bisschen pikant
100 Jahre SV Herbern
Startschuss für das Geburtstagswochenende des SV Herbern: Zum 100-jährigen Bestehen blickte der Verein vor mehr als 700 Gästen auf seine Vereinsgeschichte zurück. Hier gibt es die Fotos und die große Reportage.
Es ist schon ungewöhnlich, wenn der Bürgermeister bei einem Vereinsgeburtstag keine Rede halten darf. Es ist schon ungewöhnlich, wenn das Ganze größtenteils ohne Ehrungen abläuft.
„Wir wollten keine Rede, wir wollten keine Ehrungen“, stellte SVH-Vorsitzender Jürgen Steffen sodann klar, als er am Donnerstagabend (29. August) bei der Auftaktveranstaltung des großen Geburtstagswochenendes von der Bühne blickte – Hunderte Zuschauer hatten sich da schon im Festzelt am Siepen versammelt.
„Und hier ist Ihr Moderator...“
„Hier ist es so warm. Gleich kommt der Finne und macht einen Aufguss.“
Moderator Sascha Klaverkamp
„Der Countdown läuft“, sagte Steffen immer wieder. Um 19.19 Uhr ging es los – das war dann doch nicht so ungewöhnlich für einen Verein, der sich im Jahr 1919 gegründet hat.
„3 … 2 … 1 …“, zählte eine Stimme aus dem Off herunter, die Zahlen erschienen auf der großen Leinwand, die über der Bühne hing und auf der das Programm in den nächsten zwei Stunden live übertragen werden sollte.
„Und hier ist Ihr Moderator“ – wieder die Stimme aus dem Off: „Sascha Klaverkamp!“ Der Ruhr-Nachrichten-Sportchef kündigte es selbst an: „Sportlich, dynamisch, launig“ wollte er an diesem so besonderen Abend durch das Programm führen.
BVB-Präsident Rauball gratulierte persönlich
Er hielt sein Versprechen: sportlich, dynamisch, launig wurde es – und gleich zu Beginn noch ein bisschen größer und professioneller, als BVB-Präsident Reinhard Rauball dem SV Herbern per Videobotschaft höchstpersönlich zum Geburtstag gratulierte.
„Bleiben Sie weiterhin am Ball“, gab Rauball den Mitgliedern und Freunden des Vereins mit auf den Weg. Und am Ball blieben sie an diesem Abend alle: all die Sportler, die Klaverkamp auf die Bühne holte; die erzählten und lachten und den Verein in all den Jahren erst mit Leben gefüllt haben.
Von nackten Finnen und japsenden Bürgermeistern
Glatt lief dabei nicht alles. Der kurze Einspieler vom Westerwinkel-Lauf wollte partout nicht funktionieren – „so ist das bei Live-Sendungen“, sagte Klaverkamp, unerbittlich angestrahlt vom grellen Licht der Scheinwerfer: „Ich hab‘ sowieso das Gefühl, hier sind schon 90 Grad im Zelt, gleich kommt der nackte Finne und macht einen Aufguss.“
Der nackte Finne war es dann doch nicht, wohl aber Bürgermeister Bert Risthaus, der ganz froh war, dass der Westerwinkel-Film nicht gezeigt werden konnte: „Sonst hätte man mich vermutlich japsend durch die Gegend laufen sehen.“
Anekdoten aus dem Ferienlager
Nein, es war nicht nur lustig, man schlug auch ernstere Töne an. Im Jahr 1945 des großen historischen Rückblicks etwa, als der SV Herbern nach dem Zweiten Weltkrieg neu anfangen musste. Hätte der SVH keinen neuen Anlauf genommen, würde der Gemeinde heute etwas fehlen? „Ja“, sagte Risthaus, „fehlen würde der aktuell größte Verein der Gemeinde Ascheberg.“
Und dieser Verein kann nicht nur Sport, sondern auch Ferienlager. Fast 2900 Kinder seien bis heute im Ferienlager des SV Herbern betreut worden.
Was im Jahr 1967 losgetreten wurde, erzählten die beiden Jugendarbeiter Toni Brockmeier und Robert Heitmann. „Ich wusste, das kann einen schrecklichen Verlauf nehmen“, gab Moderator Sascha Klaverkamp zwischenzeitlich zu bedenken, als Brockmeier und Heitmann von einem Forsthaus mit DDR-Charme erzählten; von der Köchin, die an der Wursttheke ganz forsch an den Kunden vorbeistürmte und den Chef sprechen wollte. Damals, in Mecklenburg-Vorpommern.
Sie erzählten von dem Jungen, der im Reißverschluss „seine komplette Männlichkeit eingeklemmt hatte“. „Peinlich und pikant“ sollte es also auch werden. Und im positiven Sinne sogar etwas verstörend, als der SVH den FC Bayern nach Herbern holen wollte und sich bei Gottschalk und Jauch mit einem Video bewarb, in dem Reinhard „Opa“ Feldmann mit einer Federboa durchs Bild tanzte.
Der Bräutigam, der sich von der Hochzeit schlich
Da waren sie an diesem Abend – all diese Momente und der ganze Sport: Westerwinkel-Lauf, Radtouristik, Tennis, Fußball… „wir können nicht alle Helfer erwähnen“, hatte Sascha Klaverkamp gleich zu Beginn klargestellt. „Wir können nicht jede Anekdote erzählen.“ Eine erzählte er aber doch: die von dem Bräutigam, der sich klammheimlich von seiner Hochzeit verabschiedete, um mit dem SVH um die Meisterschaft zu spielen.
Um 21 Uhr war das Programm am Donnerstag noch längst nicht zu Ende. Da erzählte Werner Storksberger noch von den unzähligen Arbeitsstunden, die er und viele andere in die nagelneue SVH-Chronik gesteckt hatten. Da holte Sascha Klaverkamp noch Werner Heitmann auf die Bühne, den er an diesem Abend immer wieder veräppelt hatte.
Und während wir uns – wie damals der Bräutigam – klammheimlich aus dem Festzelt schlichen, blieben Klaverkamp und Heitmann sitzen, foppten sich und verstanden sich doch so gut. Ein bisschen wie Gottschalk und Jauch.
Und irgendwo – fernab des Zeltes – muss der nackte Finne noch durchs Feld gelaufen sein.