Der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine nach Deutschland reißt seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs nicht ab. Jede Kommune ist verpflichtet, mehr und mehr Flüchtlinge aufzunehmen. In Heek sind die Kapazitäten erschöpft.
Auch wegen Versäumnissen in der Vergangenheit wird jetzt politisch intensiv an einer großen, langfristigen Lösung gearbeitet, damit die Gemeinde handlungsfähig bleibt. Es geht um eine zentrale Unterbringung. In einer Dimension, die es so bisher in Heek noch nicht gibt.
Standortsuche läuft
Zentrale Fragen: Wo wird die Flüchtlingsunterkunft errichtet? Und: Werden es am Ende vielleicht sogar zwei Standorte? Klar ist: Es wird gebaut werden. Eine Containerlösung wird es nicht werden. Und auch die Umnutzung der Sporthallen als Notunterkünfte ist noch nicht vom Tisch.
Das alles ergibt eine Nachfrage der Redaktion bei Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff. „Ein Dutzend“ Standorte für die zentrale Unterbringung sind aktuell noch in der Verlosung. Da es sich um Liegenschaftsangelegenheiten handelt, wurde darüber politisch bisher nicht-öffentlich gesprochen.
Aber sowohl Verwaltung als auch Politik wissen, dass sie mit dem Thema zeitnah mit offenen Karten an die Öffentlichkeit müssen. Auch, wenn es dann zu Widerstand seitens der Bürger kommen könnte. Mutmaßlich möchte wohl niemand so ein größeres Gebäude vor der eigenen Haustür haben.
„Wir wollen hier nichts verheimlichen, werden das zeitnah öffentlich machen“, so der Bürgermeister. Zu den zur Auswahl stehenden Standorten sagt er mit Verweis auf die anstehende Ratssitzung noch nichts.
Bolzplatz im Gespräch
Aus verlässlichen Quellen weiß die Redaktion aber, dass sowohl Gewerbegebiete als auch der Bolzplatz an der Kettlerstraße diskutierte Standorte sind. Schaut man sich die Gegebenheiten auf dem Bolzplatz an, überrascht das nicht: Zentraler Ort, die Versorgungsleitungen liegen bereits und die Fläche ist ohnehin für eine perspektivische Wohnbebauung (Wohnpark 55+) auserkoren. Der Bebauungsplan wurde dafür jüngst entsprechend geändert.

Gefallen, das sei betont, ist die Entscheidung politisch noch nicht. Am Ende entscheidet der Rat. Doch ein paar grundlegende Fakten gibt der Bürgermeister auf dezidierte Nachfrage bereits bekannt.
„Wir reden ganz klar über eine Lösung für die nächsten 40 bis 60 Jahre.“ Dass dabei die Unterkunft nicht nur auf 20 oder 30 Personen ausgelegt sein wird, versteht sich von selbst. Das würde langfristig auch nicht helfen.
Das belegen bereits die aktuellen Zahlen, die das Ordnungsamt auf Nachfrage bekanntgibt. 270 Flüchtlinge (Stand 26.10.22) sind derzeit in Heek aufgenommen worden. Davon alleine 116 aus der Ukraine. 167 sind kommunal untergebracht und „nur“ 28 in privaten Unterkünften.
Seitens der Bezirksregierung muss die Gemeinde, wie alle Kommunen, mit weiteren Zuweisungen rechnen. Entsprechend muss Wohnraum zu Verfügung gestellt werden. Spielraum hat die Gemeinde da nicht.
Versäumnisse aufholen
Dass jetzt in großen Dimensionen geplant wird, ist in der bisherigen Vorgehensweise begründet. In Heek wurde durch Unterbringungen in alten Gebäuden sowie durch Anmietung von Wohnflächen auf eine dezentrale Unterbringung gesetzt. Plus ein paar Container in Nienborg.
Über eine dauerhafte (zentrale) Lösung wurde bisher nicht nachgedacht. Der Bürgermeister spricht da offen von „Versäumnissen in der Vergangenheit“. Diese müsse man jetzt aufholen.

„Wir müssen es konzentrieren, um es überhaupt noch händeln zu können.“ Das heiße aber nicht, dass es keine dezentrale Unterbringung mehr gebe. Eine Mischung werde angestrebt.
Auch darf man nicht vergessen, dass die Flüchtlingsunterbringung in alten Gebäuden im Gemeindebesitz die städtebauliche Entwicklung blockiert. „Für diese Objekte hatten und haben wir eigentlich andere Pläne“, so Franz-Josef Weilinghoff.
Zwei Gebäudemananger
Randnotiz: Aktuell beschäftigt die Gemeinde bereits zwei Gebäudemanager, die natürlich auch ein Auge auf die Flüchtlingsunterkünfte werfen müssen. Über eine dritte Kraft wird bereits laut nachgedacht.
Eine zentrale Unterbringung erspart dabei natürlich lange Wege, die momentan zwischen den verstreut liegenden Unterkünften anfallen. Stichwort Arbeitserleichterung.
Zum Zeitplan: Bereits in der kommenden Ratssitzung (9. November) könnten der oder die Standorte für die Notunterkünfte bekanntgegeben werden. Oder aber im unmittelbaren Nachgang.
Dass Tempo in die Sache muss, verdeutlicht der Bürgermeister mit folgender Aussage: „Mitte, Ende 2023 muss die Unterkunft stehen. Das ist schon unser klares Ziel.“
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