Die Ahler haben abgestimmt – und für mehr als die Hälfte der Kategorien in unserer Umfrage zur Lebensqualität gab es Bestnoten. Einer der wenigen Kritikpunkte: der Autoverkehr im Ortskern.

Heek

, 04.05.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Auf einem Schild vor dem Ausflugslokal Hovestadt steht es geschrieben: „Kär, wat is dat schön hier in Ahle.“ Unsere Umfrage bestätigt: Die Ahler lieben ihre Bauerschaft. Reihenweise verteilten die 40 Umfrageteilnehmer Bestnoten: In neun von 17 Kategorien gab es 10 Punkte, allen voran bei der Lebensqualität. Mit Ausnahme der Nahversorgung und der Situation für Senioren schneidet Ahle in vielen Kategorien besser ab als Heek und Nienborg. „Ahle ist spitze“, schreibt ein Umfrageteilnehmer und hat damit recht, denn Ahle ist Spitze beim Ortsteilcheck.

„Kär, wat is dat schön hier“

„Kär, wat is dat schön hier“ © Falko Bastos

Das wurde gut bewertet

Lebensqualität, Familienfreundlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit, Sportangebote, Radfahren, Grünflächen, Gastronomie: 10 Punkte. Das klingt nach paradiesischen Zuständen. Doch was macht das Leben in Ahle so besonders? Für Heinrich Althoff (47), der mit seiner Familie am Rand des Ortskerns lebt, ist die Sache klar: „Wir leben hier umgeben von Natur und jeder hat seine Freiräume.“

Bestnoten in mehr als der Hälfte der Kategorien

Bestnoten in mehr als der Hälfte der Kategorien © Falko Bastos

Familienfreundlichkeit:

Seine Frau Christa Althoff (46) kann sich keinen besseren Ort für ihre Familie vorstellen, die mit drei Generationen unter einem Dach lebt. „Für Familien hat Ahle viel zu bieten, das fängt schon bei den Kleinsten in der Krabbelgruppe an. Dann haben wir hier einen Kindertreff, Kinderchor, Spiel- und Sportplatz, Familienmessen und die Ferienspiele“, zählt sie auf. „Später geht‘s dann weiter mit der KLJB, KFD, Schützenverein und Senioren“, sagt sie - und lacht. Auch einen Kindergartenbus haben die Ahler Eltern organisiert. „Hier gibt es viel Eigeninitiative“, sagt Christa Althoff.

„Das Vereinsleben funktioniert, weil alle mitmachen“, findet auch Heinz-Josef Bröker, der dem Vorstand des Schützenvereins als Beisitzer angehört. „Man findet immer Leute, die mit anpacken.“ Und die Ahler nehmen viele Dinge selbst in die Hand. So kümmern sich die örtlichen Vereine gemeinsam im Wechsel darum, den Spielplatz in Ordnung zu halten.

Spielfläche für Kinder im Grünen, die von den Vereinen im Schuss gehalten wird. Der Spielplatz zeigt, was in Ahle gut läuft.

Spielfläche für Kinder im Grünen, die von den Vereinen im Schuss gehalten wird. Der Spielplatz zeigt, was in Ahle gut läuft. © Falko Bastos

„Und die Ahler sind gesellig“, sagt Christa Althoff. Das zeige sich auch beim Schützenfest. „Das ist hier noch ein richtiges Ereignis“, so Heinrich Althoff. „Die Leute machen sich noch richtig schick dafür.“ Und natürlich sind dann alle Ahler auf den Beinen. „Der Vorteil ist: Wenn einer fehlt, fällt das sofort auf“, meint der 47-Jährige.

Gastronomie:

Treffpunkt für die Vereine und beliebtes Ausflugsziel für Besucher aus anderen Orten ist die Gaststätte Hovestadt. „Da haben wir großes Glück“, findet Heinrich Althoff. „Ohne Hovestadt wäre das nicht so weitergegangen mit dem Dorfleben.“ Nicht nur für Stammtisch-Abende sei das Lokal unverzichtbar, sondern auch für Familienfeiern und andere Veranstaltungen. Und gastronomisch sei das Lokal die klare Nummer eins in der Gemeinde. „Da kommt in der ganzen Umgebung keiner gegen an.“ „Wir freuen uns auch schon auf die Eröffnung von Hovestadts Kaffeemühle“, ergänzt seine Frau.

Das wurde negativ bewertet

Verkehr

In Ahle scheint die Welt noch in Ordnung. Doch selbst in der ländlichen Idylle findet sich der eine oder andere Wermutstropfen. In den Kommentaren zu unserer Umfrage sticht vor allem ein Punkt heraus: Die Verkehrssituation. „Im Ortskern von Ahle ist eine Tempo-30-Zone. Leider halten sich sehr wenige daran“, schreibt eine Teilnehmerin. Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine da. „Zu schnelles Fahren von Autos und landwirtschaftlichen Fahrzeugen ist ein tägliches Risiko im Ortskern, besonders für die Kinder und Radfahrer“, schreibt eine weitere Ahlerin. „Das dürfte schon durch regelmäßige Kontrollen mehr geprüft werden.“ Heinrich Althoffs Mutter Maria bestätigt dies: „Das ist schlimm.“ Die 82-Jährige läuft regelmäßig mit dem Rollator durch den Ortskern.

„Da gab es öfter Beschwerden“, bestätigt Bauamtsleiter Herbert Gausling. Das Thema sei auch schon in der Verkehrsschau behandelt worden. Vor einigen Jahren sei dann die Tempo-30-Zone eingerichtet worden. „An Tempo 50 hält sich schon kaum einer, an 30 erst recht nicht“, sagt Christa Althoff.

Der Autoverkehr nervt viele Anwohner.

Der Autoverkehr nervt viele Anwohner. © Falko Bastos

„Leider Gottes gibt es immer wieder Leute, die sich nicht daran halten“, sagt auch Gausling. Mehr als darauf hinweisen könne die Gemeinde aber nicht. „Kontrollieren kann nur die Polizei.“ Deutlich genug sichtbar sei die Tempo-30-Zone durch die Pflasterung und die Fahrbahnverengung, findet der Bauamtsleiter. Für Verwirrung sorgt aber möglicherweise eine Straßenmarkierung am Ortseingang mit einer großen „50“ für die Gegenspur auf Höhe des Tempo-30-Schildes. Maßgeblich seien aber ohnehin immer die Schilder, so Gausling.

Dass Einkaufsmöglichkeiten (Nahversorgung: 8 Punkte) und ärztliche Versorgung (Gesundheit: 8 Punkte) in einer Bauerschaft mit knapp 600 Einwohnern nicht vorhanden sind, dürfte niemanden überraschen. „Da muss man sich natürlich auf Einschränkungen einstellen, aber das weiß ja jeder, der auf dem Land lebt“, meint Christa Althoff.

Ein Problem ist das nur für diejenigen, die kein Auto zur Verfügung haben. Entsprechend oft muss Christa Althoff als Fahrerin einspringen. Ihre Kinder bringt sie regelmäßig zu ihren nachmittäglichen Hobbys. Einkaufen geht sie dann in Heek oder Ahaus, je nachdem, was auf ihrer Route liegt. „Und wenn mir beim Kuchenbacken ein Ei fehlt, gehe ich zum Nachbarn“, sagt die 46-Jährige.

Senioren:

Ihre Schwiegermutter Maria Althoff (82) hat ihr Auto vor zwei Jahren abgegeben. „Das vermisse ich sehr“, sagt sie. Eingeschränkt fühlt sich die Seniorin dennoch nicht. „Zum Einkaufen oder zum Arzt fahre ich mit meiner Schwieger- oder Enkeltochter und ansonsten frage ich eine Freundin.“ Ein großer Vorteil des Wohnens mit drei Generationen. Das Wohnmodell ist in Ahle keine Seltenheit, denn wer im Alter allein lebt, hat es schwer. Mit einem Schnitt von 7.5 Punkten schneidet die Kategorie „Senioren“ in unserer Umfrage unter den Ahlern am schlechtesten ab.

Die elfjährige Victoria Althoff fährt mit dem Bus zur Schule nach Ahaus. „Der kommt oft zu spät“, ärgert sie sich. Und manchmal halte er gar nicht an, weil er schon zu voll ist, wenn er in Ahle ankommt. Inzwischen habe sich die Situation aber etwas verbessert. Ihrem Vater ist aber noch ein anderer Punkt ein Dorn im Auge: „Die Kinder müssen die B70 überqueren, wo die Autos mit 100 durchfahren. Im Bereich der Bushaltestelle wäre Tempo 70 besser.“

Einwohnerstatistik für Ahle

Einwohnerstatistik für Ahle © Falko Bastos

Trotz dieser Einschränkungen sind die Ahler stolz auf ihre Bauerschaft. Das dokumentieren sie nicht nur mit dem beliebten Autokennzeichen „AH-LE“. „Ahle forever“ und „Ahle ist geil“, so die überschwänglichen Liebesbekundungen der Umfrageteilnehmer. Oder wie es Maria Althoff ausdrückt: „Was soll man denn hier vermissen?“

  • Erstmals urkundlich erwähnt wird die Bauerschaft Ahle 1188 - als Teil des Kirchspiels Wessum. Damals wird sie noch „Aderlo“ oder „Aderloe“ bezeichnet. Erst ab 1600 wird der Name Ahle gebräuchlich.
  • Die Kreuzkapelle wird 1721 gebaut.
  • 1808 entsteht die erste Schule in Ahle.
  • Der Schützenverein Ahle-Süd gründet sich 1878.
  • 1899 wird die Schule Ahle II an der Kapelle gebaut.
  • 1922 wird die Kreuzkapelle neu errichtet.
  • Der Schützenverein Ahler-Kapelle wird 1930 gegründet.
  • 1953 wird ein Friedhof eingerichtet.
  • Die Schule Ahle I (Süd) wird 1967 geschlossen, Ahle II (Nord) 1969.