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Rupert Wanschura: Heeker geht nach dem Abitur ins Maurerhandwerk
Ausbildung
Nach ihrem Abitur gehen viel junge Menschen erst einmal studieren oder hinaus in die Welt. Nicht so Rupert Wanschura aus Heek. Er hat am 1. August eine Maurerlehre in seinem Heimatort begonnen.
Morgens um 7 Uhr ist Arbeitsbeginn. Maurer-Azubi Rupert Wanschura schließt dann die „Bude“ auf der Baustelle auf. In diesem Container befinden sich alle Arbeitsutensilien, wie der Kranfunk, das Bedienelement für den Kran. Der dient dazu, Speis und Steine auf das Gerüst zu befördern.
Das Anmischen von Speis und das anschließende Mauern gehören auch zu seinen Tätigkeiten. Nachdem etwa zehn bis elf Lagen gemauert wurden, muss das Gerüst, auf dem die Maurer stehen, erhöht werden. „Ich darf alles machen“, sagt Rupert Wanschura.
Seine Arbeit wird momentan natürlich noch von Arbeitskollegen kontrolliert. Dass er bereits nach wenigen Wochen in der Ausbildung so viel machen darf, führt der 18-Jährige auf die geringe Größe des Betriebs zurück.
„Der Chef braucht jeden.“ Der Arbeitstag endet in der Regel um 16 Uhr, wenn die „Bude“ beladen und verschlossen ist. Freitags ist der Arbeitstag bereits um 14.30 Uhr vorbei.
Bewusst für Ausbildung entschieden
Nach seinem Abitur an der Canisiusschule hätte Rupert Wanschura auch studieren können. Schließlich erlangte er die Allgemeine Hochschulreife. Doch er hat sich ganz bewusst für eine Ausbildung zum Maurer entschieden. Der 18-Jährige hat bereits frühzeitig praktische Erfahrung gesammelt, um herauszufinden, ob ein Beruf im Handwerk etwas für ihn ist.
„Ich bin am Wochenende mit meinem Schwager los gewesen und habe beim Pflastern geholfen. Im letzten Abiturjahr habe ich auch Ferienjobs im Maurerbetrieb gemacht“, erzählt er.
Die körperliche Betätigung, das handwerkliche Arbeiten und die frische Luft haben ihm besonders gefallen. „Dachdecker war dann aufgrund der Höhe raus und Fliesenleger wegen meiner Knieprobleme“, sagt der Heeker. Die Entscheidung ist auf das Maurerhandwerk gefallen.
Mit Youtube gelernt
Neben der bereits erlangten praktischen Erfahrung, informierte Wanschura sich auch im Internet. „Auf der Seite der Agentur für Arbeit steht, welche Anforderungen einige Maurerbetriebe haben. Zum einen sollte man Spaß daran haben, an der frischen Luft zu arbeiten und außerdem handwerkliches Geschick mitbringen.“ Auf Youtube habe er sich bereits Videos dazu angeguckt, wie genau man mauert und worauf man achten muss.
„Ich habe nur eine Bewerbung abgeschickt“, erinnert sich Rupert Wanschura. Vom Bewerbungsgespräch bis zur Zusage sei alles ganz schnell gegangen. Seit dem 1. August ist er nun Auszubildender bei Gausling Konzeptbau in Heek. „Ich bin top zufrieden mit der Firma. Innerbetrieblich haben wir ein gutes Verhältnis“, sagt der Auszubildende.
Ihm gefällt vor allem das junge Team. Besonders schön findet der Heeker, dass er zusammen mit einem Schulfreund in die Ausbildung gestartet ist: „Das ist natürlich cool, direkt jemanden gut zu kennen.“
Zu einer Ausbildung gehört auch die Berufsschule. Der Unterricht findet in Form von vierwöchigen Blöcken statt. Neben dem theoretischen Unterricht wird auch praktisch im Mauern unterrichtet.
Heimatmensch
Die finanziellen Gegebenheiten unterscheiden sich zwischen Ausbildung und Studium ebenfalls deutlich. „Ich spare mir Miete und Sprit“, sagt der Azubi. Er habe auch bereits einen Sparplan mit seinem Bankberater erstellt. Der habe vor allem seine geringen Ausgaben hervorgehoben.
„Ich habe dann schnell genug Geld für ein Auto zusammen.“ Auch, dass er weiterhin in Heek wohnen kann, sieht Rupert Wanschura als einen Vorteil. Er selbst bezeichnet sich als Heimatmenschen – da trifft es sich gut, dass sein Ausbildungsbetrieb in seinem Heimatort ansässig ist.
Der Auszubildende hält sich trotz seines Abiturs nicht für überqualifiziert. „Handwerkliches Geschick und die Schulbildung sind verschiedene Sachen“, meint er. Er werde zwar oft gefragt, warum er sein Abitur gemacht hat und dann in das Handwerk gegangen ist, schlussendlich seien jedoch „alle begeistert“.
Alle Möglichkeiten offen
Durch sein Abitur habe er schließlich noch alle Möglichkeiten offen. Falls die körperliche Belastung zu hoch würde, könnte er immer noch studieren. Eine Ausbildung wird dabei häufig als Wartesemester angerechnet.
Ein Studium, um beispielsweise Architekt, Bauingenieur oder Bauleiter zu werden, schließt der Azubi nicht aus. Auch eine Weiterbildung zum Polier oder Meister seien für ihn interessant.
„Machen würde ich einen Polier oder Meister gerne, ich muss mich allerdings noch mehr informieren. Direkt nach der Ausbildung möchte ich allerdings erstmal als Geselle Geld verdienen.“