Jetzt ist klar: Der Machercampus auf dem Ex-Hülsta-Areal soll tausende Quadratmeter größer werden als bisher öffentlich kommuniziert.

© Till Goerke

Machercampus: Vorwürfe, Drohgebärden und neue Dimensionen

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Der geplante Machercampus auf dem Ex-Hülsta-Areal sorgt weiter für Wirbel. Die Planer teilen gegen die Presse aus und „drohen“ der Lokalpolitik. Auch soll plötzlich alles viel größer werden.

Heek

, 22.04.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Stück für Stück kommt an die Öffentlichkeit, was Unternehmer Ludger Gausling auf dem Ex-Hülsta-Areal plant. Dass der Unternehmer dort gerne einen Machercampus für Energie und Umwelt realisieren möchte, ist klar. Doch die Dimension soll plötzlich deutlich größer sein, als bisher öffentlich kommuniziert.

Das Thema Campus hatte zuletzt bereits für Wirbel gesorgt. Unternehmer Gausling ließ sich von drei Mitglieder des Dinkelbündnis unter dem Projektnamen „Trion“ entgeltlich mit Blick auf den Campus beraten. Die Begriffe Korruption und Befangenheit standen und stehen im Raum. Das gesamte Vorgehen soll noch extern überprüft werden. Dessen ungeachtet ist jetzt klar, dass es für den Campus zwei Anträge gibt – über insgesamt 6333 Quadratmeter.

Arbeiten haben bereits begonnen

Im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss war Ludger Gausling eingeladen, sein Campus-Projekt vorzustellen. Allerdings überließ der Unternehmer das Mikrofon bis auf wenige Sätze Hans Schöttler, der Gausling mit weiteren Mitarbeitern in die Sitzung begleitet hatte.

Hans Schöttler teilte während seiner Präsentation auch gegen die Medien aus. Ludger Gausling (sitzend) hielt sich bis auf wenige Sätze zurück.

Hans Schöttler teilte während seiner Präsentation auch gegen die Medien aus. Ludger Gausling (sitzend) hielt sich bis auf wenige Sätze zurück. © Till Goerke

Wer zuletzt in der Stroot unterwegs gewesen ist, der wird es gesehen haben. Längst sind auf der bereits in der alten Legislaturperiode von Gausling erworbenen Ex-Hülsta-Fläche – unter anderem die alte Halle – die Baumaschinen angerückt. Fenster sind eingesetzt, ein Teil der Fläche geschottert. Die Baugenehmigung ist erteilt.

„Campi“ braucht mehr Platz

Doch der Platz für den Campus, der von den Planern jetzt nur noch „Campi“ genannt wird, reicht nicht (mehr) aus. „Wir bitten um Erweiterung der Fläche“, führte Hans Schöttler aus. Es wären dann insgesamt 600 Quadratmeter. Doch damit nicht genug: Denn Schöttler brachte – zuvor mit der Verwaltung nicht abgesprochen – auch noch einen zweiten Antrag ein.

So sei man für das Campus-Projekt auch an der angrenzenden rund 5700 Quadratmeter großen Fläche direkt an der B70 interessiert. „Bekommen wir die, ist Antrag eins hinfällig“, stellte Schöttler klar. Dann könne man ja selbst entscheiden, dass der „Campi“ erweitert wird. Dass plötzlich eine Verniedlichungsform im Spiel ist, liegt an Antrag zwei.

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Denn auf der gewünschten zweiten Fläche soll ein weiterer, futuristischer Campus entstehen. So zumindest die Wunschvorstellung der Planer. Über 250 Arbeitsplätze in den nächsten zehn Jahren, der Überführung in eine Stiftung mit möglicher Beteiligung der Gemeinde sowie die „vielen Vorzügen“ eines solchen Campus‘ sprach Hans Schöttler.

Vieles bleibt im Vagen

Allerding blieb vieles im Vagen: Auch auf Nachfragen der Ausschussmitglieder antworte Schöttler kurz angebunden und wenig präzise. Viele „könnte“, „denkbar“ und „muss man sehen“ waren im Spiel. Belastbare Zahlen und Fakten? Fehlanzeige.

Zwar sei das Thema mit Antrag II laut Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff nicht neu, doch vorgesehen war das im Ausschuss nicht. So habe es vom Unternehmer bereits vor zwei Jahren eine Anfrage in die Richtung gegeben. „Dass es jetzt aber so kam, war nicht abgesprochen“, sagt Weilinghoff am Tag nach der Sitzung auf Anfrage.

Um diese zusätzliche Fläche (Antrag II) geht es für den "futuristisch" geplanten Campus.

Um diese zusätzliche Fläche (Antrag II) geht es für den "futuristisch" geplanten Campus. © Till Goerke (repro)

Übrigens teilte Schöttler auch wortreich gegen die seiner Meinung nach negative Berichterstattung der Medien über das Projekt aus und „drohte“ zugleich den Ausschussmitgliedern. „Es geht hier um die Zukunft Heeks“, führte er mit Blick auf die Campus aus. „Wir brauchen vor allem für Antrag eins eine schnelle Entscheidung. Jetzt wird gebaut, nicht im Winter.“

„Natürlich war das eine Drohung“

Und um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, sagte Schöttler: „Herr Gausling muss das nicht in Heek machen, es gibt andere Möglichkeiten.“ Es folgte zwar der Nachsatz, dass dies keine Drohung sei, doch die Reaktionen der Ausschussmitglieder waren eindeutig. Kopfschütteln machte sich breit.

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Dabei wurde der Fraktionsvorsitzende der SPD, Hermann-Josef Schepers, deutlich: „Natürlich war das eine Drohung. So läuft das hier nicht.“ Und auch Bürgermeister Weilinghoff stellte in der Sitzung klar: „Die Zeitschiene ist nicht unser Problem.“ Es gehe darum, alles ausführlich abzuwägen. Nicht nur mit Blick auf Antrag zwei, sondern auch in Bezug auf die Erweiterung des „Campi“.

Es ist eine Grundsatzentscheidung

Denn dies sei eine Grundsatzentscheidung. Schließlich hieße ein politisches „Ja“ zur Erweiterung auch ein „Ja“ zum „Campi“. Doch genau diese Entscheidung ist noch immer nicht gefallen. Und so gerne die Campus-Planer einen Beschluss gesehen hätten, dieser blieb aus. Laut Bürgermeister auch im nicht-öffentlichen Teil.

Könnte so der große Campus mal aussehen, so es politisch grünes Licht gibt? Zumindest stellten die Campus-Planer dieser Entwurf in ihrer Präsentation vor.

Könnte so der große Campus mal aussehen, so es politisch grünes Licht gibt? Zumindest stellten die Campus-Planer dieser Entwurf in ihrer Präsentation vor. © Till Goerke (repro)

Die Fraktionen waren sich einig, alles nochmal intern zu besprechen. Besonders mit Blick auf Antrag Zwei fehle es an Informationen, war der einstimmige Tenor. Da half es auch nichts, dass die Wirtschaftsförderung in Person von Ingo Trawinski die Idee guthieß.

Da die Idee im Grundsatz fraktionsübergreifend als Bereicherung für die Gemeinde angesehen wird, soll das Thema weiter ausführlich in den politischen Gremien behandelt werden. „Ich denke und hoffe, dass wir vor der Sommerpause zu einem Ergebnis kommen“, so Bürgermeister Weilinghoff.