
© Till Goerke
Heilig Kreuz Heek feiert Gottesdienst an einem ganz besonderen Ort
Weihnachten und Corona
Weihnachten steht vor der Tür. Für viele Menschen gehört der Gottesdienstbesuch dazu. Wegen Corona ist allerdings viel Kreativität gefragt – so wie in der Gemeinde Heilig Kreuz Heek.
Noch sieht die Reithalle in Averbeck kahl aus. Es zieht ein wenig. Hufspuren sind im Sand erkennbar. Schippen und Harken stehen in der Ecke. Kirchenbänke, Altar, Kerzen und Weihnachtsbaum – Fehlanzeige.
Kaum vorstellbar, dass hier am Heiligen Abend ein Weihnachtsgottesdienst stattfinden soll. Doch genau das ist der Plan der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Heek. Die Corona-Pandemie ist die Triebfeder.
Immerhin ein paar Krippenfiguren aus Holz haben am Dienstagabend bereits den Weg in die Reithalle gefunden. Uwe Bröcker, Vorsitzender des Pfarreisrates Heilig Kreuz Heek, hat sie in mehreren Kartons mitgebracht. „Noch sieht es wenig weihnachtlich aus, aber das wird noch“, verbreitet er Optimismus.
Kein ökumenischer Gottesdienst
Denn dort, wo am Dienstag noch durchwühlter Sand liegt, wird am Heiligen Abend um 17 Uhr ein Wortgottesdienst stattfinden, den es in der Form zuvor noch nie in Heek gegeben hat. Unter strengen Hygieneauflagen.
Dabei wird der Gottesdienst nicht wie ursprünglich geplant als ökumenische Messe stattfinden – die evangelische Christus-Kirchengemeinde hat auf Anraten der evangelische Landeskirche Westfalen einen Rückzieher von der Mitgestaltung gemacht – dafür aber mit identischem Inhalt.
Mittelpunkt ist ein „modernes Krippenspiel“
Im Mittelpunkt wird ein „modernes Krippenspiel“ stehen. Und dabei sollen auch Themen wie das Leid in dieser Welt – beispielsweise das Flüchtlingsdrama auf der griechischen Insel Lesbos – oder die Coronakrise thematisiert werden. „Es ist ein Gottesdienst für Erwachsene. Es wird kein Puderzucker-Krippenspiel“, stellt Pastoralreferentin Mechtild Sicking klar.
Doch bevor es dazu überhaupt kommt, hat die Kirchengemeinde Heilig Kreuz alle Hände voll zu tun, die notwendigen und strengen Auflagen wegen der Corona-Pandemie zu erfüllen. Viel Aufwand, den alle Beteiligten aber gerne betreiben. Denn angesichts der Coronakrise stellt Papstoralreferentin Mechtild Sicking klar: „Es ist ein absolutes Privileg, dass wir überhaupt noch Gottesdienste feiern dürfen.“
Aufbau startet am 24. Dezember
Die Planungen für den Gottesdienst laufen natürlich schon länger, der eigentliche Aufbau und das Herrichten der Halle erfolgt jedoch im Rekordtempo am Heiligen Abend. Um 8 Uhr morgens starten Uwe Bröcker und einige Helfer mit den Arbeiten. „Ein straffes Programm, aber wir werden das schaffen“, so der Vorsitzende des Pfarreisrates.
Dabei wird der zuvor platt gewalzte Sand in eine Vielzahl von Planquadraten (drei Mal drei Meter) mit Flatterband auf dem Boden eingeteilt. Zwischen den Reihen werden Gänge angelegt, damit ausreichend Abstand gewährleistet ist. Kirchenbänke wird es keine geben. Dass es in den Quadraten gemütlich und weihnachtlich wird, liegt in den Händen der Gottesdienstbesucher.

Die Sandfläche wird vor dem Gottesdienst am Heiligen Abend noch platt gewalzt und mit Flatterband am Boden in Planquadrate eingeteilt. Alles, um sicherzustellen, dass der Mindestabstand eingehalten werden kann. © Till Goerke
Bis zu 200 Besucher sind unter Einhaltung aller Hygienebedingungen in der Halle des Heeker Reitvereins zugelassen. „Jeder bringt sich selbst seine Decke, einen Hocker oder ein Weihnachtsschmuckstück mit“, erklärt Papstoralreferentin Mechtild Sicking. Ein Altar, ein Weihnachtsbaum, eine Krippe sowie Kerzen sollen ebenfalls dazu beitragen, die Reithalle am Heiligen Abend in eine weihnachtliche, besinnliche Stimmung zu tauchen.
Tore der Halle bleiben geöffnet
Warme Kleidung sei jedem Gottesdienstbesucher ans Herz gelegt, denn die Tore der Halle werden geöffnet bleiben, damit ausreichend Luftzirkulation gegeben ist. Etwas, das in Zeiten von Corona unumgänglich ist. Ebenso die Tatsache, dass kein Spontanbesuch des Gottesdienstes möglich ist. Das gilt übrigens für alle Gottesdienste und Krippenspiele der Kirchengemeinde.
Nur, wer sich im Vorfeld bei der Gemeinde Heilig Kreuz angemeldet hat, erhält Zutritt. So wird es am Eingang zur Reithalle Einlasskontrollen geben und die Ordner werden die Besucher zu ihrem jeweiligen Planquadrat geleiten. „Damit die Besucher nicht durcheinanderlaufen“, erklärt die Papstoralreferentin. Alles ist strikt organisiert. Auch, damit das Ordnungsamt grünes Licht gibt.
Maskenpflicht gilt auch auf dem Platz
Zudem gilt Maskenpflicht auf dem Platz. Lieder singen? Nicht in Zeiten von Corona. Zumindest nicht für die Gottesdienstbesucher. Ein bisschen musikalisch soll es dann aber doch werden. Coronakonform, versteht sich. „Da darf sich jeder überraschen lassen“, so Mechtild Sicking.
Und noch etwas wird anders sein. Alle Gottesdienste werden straffer als gewöhnlich sein. „Wir sind angehalten, diese so kurz wie möglich zu gestalten.“ Auf die Minute sei das zwar nicht bezifferbar, aber: „Ausschweifend wird es nicht“, so Sicking. Und sie hat zugleich noch eine Bitte: „Wegen Corona möchten wir die Besucher bitten, sich weder vor noch nach dem Gottesdienst vor der Halle aufzuhalten.“ Zügig rein und wieder nach Hause, lautet die freundliche, aber bestimmte Ansage.
Helfer haben viel Arbeit vor sich
Uwe Bröcker und das zwölfköpfige Helferteam werden auf das Treiben vor der Halle ein wachsames Auge haben. „Wir werden da absolut keine Grüppchenbildung dulden.“ Auch gehört ein reihenweiser Auszug aus der Reithalle nach Ende des Gottesdienstes zum Hygienekonzept.
Und wenn die Gottesdienstbesucher längst schon wieder vor dem heimischen Tannenbaum sitzen, steht für die Helfer der Kirchengemeinde Heilig Kreuz noch jede Menge Arbeit auf dem Programm. Noch am selben Abend muss der Weihnachtszauber wieder aus der Halle verflogen sein. Schon am ersten Weihnachtsfeiertag muss der Ort wieder aussehen wie eine Reithalle.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
