Zukunft der Heeker Grundschulen Empörung über CDU-Plakate: „Nur noch populistisch“

Zukunft der Grundschulen: CDU-Aktion sorgt für große Empörung
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Der ab 2026 sukzessiv greifende OGS-Anspruch zwingt die Gemeinde Heek zum Handeln. Beide Grundschulen sind dem bevorstehenden Schüleransturm baulich nicht gewachsen. Es geht um ein Investment, das nie zuvor getätigt wurde. Drei Varianten stehen im Raum. Die CDU-Faktion befeuert jetzt offensiv das Ortsteildenken. Und kassiert dafür schärfste Kritik.

Ungemein harsche und missbilligende Worte flogen im Kreuzfeuer während der jüngsten Ratssitzung in Richtung CDU-Fraktion. FDP, SPD und Dinkelbündnis (DB) waren entrüstet über das, was die CDU in Heek mit Blick auf die Zukunft der Grundschulen gerade öffentlich treibt.

Viel Kritik

„Das ist nur noch populistisch“, wetterte der FDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Neumann. Die DB-Fraktionsvorsitzende Birgit Wüsten legte nach: „Einen Ortsteil gegen den anderen auszuspielen, ist nicht zielführend. Sie haben doch als jahrelange Mehrheitspartei versäumt, vorher etwas zu machen.“

Bernhard Holtkamp (fraktionslos) wurde noch deutlicher: „So ein Vorgehen hätte ich der CDU im Ort nicht zugetraut. Das ist einfach kontraproduktiv.“ Der SPD-Fraktionschef Hermann-Josef Schepers brachte es dann auf den Punkt: „Es wird polemisiert von Ihnen (CDU - Anm. d. Red.). Mit ihren Plakaten konterkarieren sie auch noch Ihren eigenen Antrag.“

Plakate in Nienborg

Plakate? Wer mit offenen Augen durch Nienborg läuft, dem dürften die Plakate – unter anderem auf der Burg – der CDU-Fraktion nicht entgangen sein. Die Christdemokraten laden darüber zu einer Veranstaltung (27. Juni) zum Thema „Grundschulen der Zukunft“ ein.

„Infos, Fragen, Diskussion“ heißt es auf den Plakaten. Und: „Nienborg ohne Grundschule? Wir wollen Grundschulstandorte in Heek und Nienborg“. Zudem wird SPD, FDP und DB auf den Plakaten unterstellt, sie hätten sich schon auf einen zentralen Standort festgelegt. Mit dem Zusatz, dass es dann in Nienborg keine Grundschule und Sporthalle mehr gebe.

Luftbild von Heek
Aktuell gibt es zwei Grundschulstandorte in der Gemeinde Heek. Ob das auch in Zukunft der Fall sein wird, ist noch unklar. © Machbarkeitsstudie

Dabei haben FDP, SPD und DB das noch nicht getan. Wie auch? Nach wie vor fehlen Zahlen seitens der Verwaltung, was es im Details kosten würde, beide Schulen zu sanieren und zu erweitern (Variante I), beide Schulen abzureißen und an gleicher Stelle neu zu bauen (Version II) oder aber beide Standorte zu Gunsten eines zentralen Standortes (Version II) aufzugeben.

Die drei genannten Faktionen tendieren zu einem zentralen Standort, wie sie auch auf Anfrage der Redaktion bereits bestätigten, aber festgelegt haben sie sich nicht. Am Ende des Tages wird es darum gehen, was sich die Gemeinde leisten kann und was zukunftsorientiert und nachhaltig ist.

Insofern kann die CDU-Aussage auf den Plakaten schon als eine Art Unterstellung gedeutet werden. Eine, die den übrigen Fraktionen übel aufstieß. Erst recht, weil die CDU im Rat zusätzlich beantragte, dass doch die Gemeinde eine Infoveranstaltung für die Bürger zum Thema Grundschulen durchführen möge. Also eine zusätzliche Veranstaltung zu der eigenen.

CDU will jetzt informieren

„Es ist gerade jetzt wichtig, die Bürger zu informieren. Sie betrifft es direkt und indirekt. Wir halten den Zeitpunkt genau für richtig“, betonte Mario Strehlow (CDU). Dafür kassierte seine Fraktion viel Unverständnis.

Worüber man denn informieren wolle, hakte etwa die SPD-Fraktion nach. Der Politik selbst würden doch noch belastbare Zahlen und Informationen fehlen, um überhaupt eine Entscheidung treffen zu können. Welche drei Varianten zur Diskussion stehen, sei zudem längst der Öffentlichkeit bekannt.

Zum Hintergrund: Seit 2021 wird über das Thema politisch gesprochen. Bis vor Kurzem hinter verschlossenen Türen. Erste Zahlen für die drei Varianten machten auch schon die Runde. Ob sie belastbar sind? Fraglich.

Im jüngst von der Verwaltung vorgelegten Maßnahmenkatalog für Hochbaumaßnahmen in den kommenden Jahren wird ein zentraler Schulstandort mit 30 Millionen Euro beziffert. Wie es für die anderen Varianten aussieht? Unklar. Dass auch diese nicht günstig würden, steht außer Frage.

Eine Planskizze
Der neue, zentrale Standort wäre genau zwischen den beiden Ortsteilen und würde einer ersten Schätzung nach Kosten von 30 Millionen Euro (inklusive Halle) nach sich ziehen. © Gmeinde

Es gibt also noch viele unbekannte Variablen, um überhaupt eine Entscheidung treffen zu können. Die Verwaltung sicherte aber zu, zeitnah valide Zahlen für jede Version vorzulegen. Dann - und erst dann - wollen SPD, FDP und DB in den Dialog mit den Bürgern treten. „Um Fakten in der Hand zu haben“, wie stellvertretend Tobias Neumann (FDP) betonte.

Dass die CDU sich schon jetzt – als einzige Fraktion – auf eine Version (Erhalt beider Standorte) festgelegt hat, sorgte bei den übrigen Fraktionen für Kopfschütteln.

„Vielleicht hat die CDU ja Information, die wir und die Verwaltung nicht haben“, stichelte Tobias Neumann (FDP). Und Hermann-Josef Schepers kritisierte: „Sie verlassen einfach die Sachebene und treiben ein Keil in die Bürgerschaft.“ Und Rolf Baltus (FDP) wetterte: „Sie schüren einfach nur Emotionen. Das geht gar nicht.“

Schlussendlich ergriff Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff das Wort und kochte die Emotionen wieder runter. Die Verwaltung wird jetzt alle benötigten Informationen zusammentragen und mit den Fraktionsspitzen dann einen Termin für eine Bürgerveranstaltung abstimmen.

Mutmaßlich wird das Herbst 2024 oder Anfang 2025 der Fall sein. Bis dahin werden die Debatten auf anderer Ebene weitergehen. Ob das für eine von Emotionen befreite Entscheidung förderlich sein wird, ist die große Frage.

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