
© Elvira Meisel-Kemper
Erste Impfung in Heek abgeholt: „Ich komme da jetzt nicht mehr drumherum“
Corona-Pandemie
Auch ein Termin mitten an einem nasskalten Tag hält viele Impfwillige nicht vom Schlangestehen ab. In Heek werden auch Erstimpfungen verabreicht an diesem Freitag. Die Nachfrage danach steigt.
Freitagmittag: Lange Schlangen von Wartenden säumen die kleine Straße, die vom Jugendhaus Zak zum Dinkelstadion zwischen Heek und Nienborg führt. Ordnungskräfte der Gemeinde Heek regeln den Verkehr und weisen die Parkplätze an, die sich immer weiter vom Zak entfernen.
Auch bei der Abfahrt ist alles mit einem Einbahnstraßensystem geregelt. Der Grund: die Impfaktion des Kreises Borken, die Impfwillige von12 bis 15 Uhr anlockt. Rund 260 Personen werden am Ende insgesamt zu diesem Termin gekommen sein, der für jeden offen ist und ganz ohne Anmeldung funktioniert.

Eine lange Schlange von Impfwilligen bildete sich am Freitagmittag vor dem Jugendhaus Zak. Ein gut organisiertes Parkleitsystem hatten Ordnungskräfte der Gemeinde Heek zuvor eingerichtet. © Elvira Meisel-Kemper
Auch der übliche Fragebogen kann dort ausgefüllt werden. Impfausweise müssen auch nicht mitgebracht werden, die gibt es im Zak. Die Wartenden brauchen lediglich den Willen, geimpft zu werden – und natürlich ihren Personalausweis.
„Schnell aus dem ganzen Schlamassel herauskommen“
David Wellmann (24) aus Nienborg steht schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Start in der Schlange. Er lässt sich zum dritten Mal impfen. „Ich will meinen Beitrag leisten, damit wir aus dem ganzen Schlamassel möglichst schnell herauskommen“, gibt er als Grund an. Bis er an der Reihe ist, vergehen rund 90 Minuten vergangen. Franz Bakeneker (88) aus Epe holt sich zusammen mit seiner Frau die dritte Impfung ab. Er sieht die Warterei absolut locker: „Ich schnappe frische Luft dabei und man lernt Leute kennen.

Bakker Ehler erhielt beim Impftermin in Heek seine erste Impfung von Dr. Jürgen Bohnhorst. © Elvira Meisel-Kemper
Der „junge Mann“ vor ihm mit der einbeinigen Sitzgelegenheit hat ihn am meisten amüsiert. Damit meint der 88-Jährige Ehler Bakker (53) aus Ahaus. Er lässt sich am Freitag zum ersten Mal impfen. „Ich bin nach wie vor skeptisch, aber ich komme da jetzt nicht mehr drumherum. Haben will es eigentlich keiner“, äußert Bakker seine Einstellung, holt sich aber nach fast zweistündiger Wartezeit bei Dr. Jürgen Bohnhorst seinen ersten Piks ab.
Ist draußen schon alles gut organisiert, gilt das für das Leitsystem der Impfwilligen im Innern des Zak umso mehr. 15 Mitarbeiter des Kreises empfangen die Menschen, händigen ihnen die entsprechenden Unterlagen aus, leiten sie weiter zu sechs Ärzten, die beim Ausfüllen des Fragebogens und bei der Beantwortung der Fragen helfen.
Zwei weitere Ärzte impfen die Menschen, die sich danach an einem separaten Ausgang abmelden können. „Die Leute sind schon gut aufgeklärt. Der bevorzugte Impfstoff ist immer noch Biontech. 30 Prozent der Erstgeimpften fragen nach Johnson & Johnson“, sagt Dr. Richard Vollenberg, einer der beratenden Ärzte.

Das Team des Impfmobil des Kreises Borken hatte auch beim Termin am Jugendhaus Zak am Freitagmittag eine Menge zu tun. © Elvira Meisel-Kemper
Das ist auch die Beobachtung von Teamleiter Mike Brands, der hofft, neben Johnson & Johnson und Biontech auch bald Moderna anbieten zu können. „Die Leute können wählen. Wir haben von allem genug da. Wir rechnen, dass wir pro Stunde 100 Menschen impfen können.“
Seit Oktober 2021 ist er mit seinem Impfteam im Auftrag des Kreises Borken im Kreis unterwegs. „Anfangs kamen rund 80 Prozent zur Auffrischung, nur 10 bis 15 Prozent zur Erstimpfung. Seit Kurzem kippe das Ganz: „Jetzt kommen je ein Drittel, die eine Erst-, eine Zweit- oder eine Drittimpfung haben möchten“, resümiert Brands.
Die meisten angesprochenen Erstimpflinge wollen sich nicht gegenüber der Redaktion äußern. Tim Brand (43) aus Ahaus war eine der wenigen Ausnahmen. „Mein Arbeitgeber hat das verlangt. Ich sah bisher keine Notwendigkeit, mich impfen zu lassen. Ich arbeite in einem kleinen Betrieb und habe dort nicht viel Kontakt zu anderen Menschen“, so Brand.
Elvira Meisel-Kemper ist freie Kunsthistorikerin und Journalistin. Sie hat Erfahrung als Autorin, Kunstvermittlerin, Projektbegleiterin und in der Fotografie. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten liegt in der Kunstszene des Münsterlandes.
