
© Till Goerke
Asbesthaufen: Entsorgung kostet jetzt schon 600.000 Euro – weitere Kosten folgen
In der Bleiche
Der Asbesthaufen in Heek ist Ende 2021 verschwunden. Auch reichlich Erdreich hat die von der Gemeinde beauftragte Fachfirma entsorgt. Doch jetzt gibt es eine gleich doppelt böse Überraschung.
Im November 2021 war die Freude noch groß in Heek. Die Entsorgung des Asbesthaufens in der Bleiche war angelaufen. Der Bauschutthaufen mit tückischem Innenleben war zügig verschwunden. Doch jetzt gab es eine gleich doppelt böse Überraschung. Mit Folgen.
Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff geht angesichts der Entwicklung und eines zuvor nicht-öffentlich gefassten politischen Beschlusses jetzt bewusst an die Öffentlichkeit. „Wir wollen hier absolut nichts unter den Tisch kehren“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Neue Asbestfunde im Boden
Doch was genau ist geschehen? Zwar ist der Haufen weg und reichlich Boden abgetragen worden, doch ein Ende ist nicht in Sicht. Denn: Während der Arbeiten tauchten neue, zuvor nicht einkalkulierte Asbestfunde im Boden auf. In welcher Größenordnung ist unklar. Auch für die Gemeinde.
Und: Die Kosten für die Entsorgungsarbeiten haben schon jetzt den anvisierten Rahmen von 200.000 Euro um ein Vielfaches überstiegen. Aktuell, so berichtet der Bürgermeister, lägen diese bei rund 600.000 Euro. Das habe man sich natürlich anders vorgestellt.

Proben während der Arbeiten Ende 2021 haben ergeben, dass weiteres belastetes Material im Boden lagert. Der Umfang ist jedoch völlig unklar. © Till Goerke
Problem: Während der Arbeiten sollen Bodenproben ergeben haben, dass weiteres belastetes Material im Erdreich auf dem 10.000-Quadratmeter-Areal liegen soll. Doch bis in welche Tiefe? Genau das ist unklar. Und damit wird das Ganze finanziell faktisch zu einem Fass ohne Boden.
200 Euro kostet die Gemeinde die Entsorgung einer Tonne Material durch die beauftragte Firma. Wenn jetzt auf der großen Fläche in die Tiefe gegangen würde, wäre nicht absehbar, wohin sich die Kosten entwickeln würden, erklärt Weilinghoff.
Kosten nicht mehr weiter tragbar
Und letztlich sei so ein Schritt auch einfach von den Kosten her nicht mehr tragbar. Schließlich fallen jetzt schon 400.000 Euro mehr an als ursprünglich kalkuliert. Was also passiert jetzt?
Mit einem nicht-öffentlichen Dringlichkeitsbeschluss Ende 2021 entschied die Lokalpolitik, so berichtet es der Bürgermeister, die Entsorgungsarbeiten unverzüglich zu stoppen und die Fläche stattdessen absichern zu lassen.

Der Asbesthaufen verschwand im November 2021 zügig. Inklusive der weiteren notwendigen Arbeiten liegen die Kosten für die Entsorgung bei rund 600.000 Euro. © Till Goerke
Will heißen, dass eine Vliesschicht im Boden verlegt wird, die die belasteten Bereiche auf der Fläche vom Rest trennt. So soll auch zusätzlich sichergestellt werden, dass niemand in 20 oder 30 Jahren mal auf dem Areal Bodenarbeiten durchführt und das Material unwissentlich bewegt.
Denn nur dann ist der Gefahrenstoff Asbest mit seinen Mikrofasern eine tatsächliche Gefahr. Solange das Material nicht bewegt wird, ist die auf ein Minimum reduziert. Gefährlich wird es, wenn Fasern eingeatmet werden. Sie gelten als krebserregend.
Ob das belastete Material schon im Boden lag, als der Vorbesitzer die Fläche erworben hat oder erst danach hineingelangt ist, bleibt offen. Letztlich rückwirkend auch praktisch nicht mehr zu klären. Letztlich zum finanziellen Nachteil der Gemeinde.
Zu Schaden ist niemand gekommen
Von dem Haufen sei, das betont Weilinghoff, übrigens nie Gefahr ausgegangen. „Es ist so auch niemand zu Schaden gekommen.“ Das ändere aber natürlich nichts daran, dass die Fläche eine belastete bleiben werde.
Und damit sind die 10.000 Quadratmeter auch erst mal nicht für eine theoretische Erweiterung des Baugebietes Strothbach geeignet. Anders gesagt: Solange der Boden als belastet gilt, ist das sogar ausdrücklich ausgeschlossen.
Darum soll das Areal jetzt eine Grünfläche werden. 20.000 bis 30.000 Euro will die Gemeinde dafür in die Hand nehmen. Die Details sollen noch erarbeitet werden. Kurzfristig wäre etwa eine Blühwiese denkbar.
„So ist es jedenfalls dann eine gute Ausgleichsfläche und die Natur bekommt noch ein bisschen etwas zurück“, gewinnt der Bürgermeister der gefundenen Lösung aus der Not heraus noch Gutes ab.
- Auf der Fläche stand einst ein Kälbermaststall.
- Für die Realisierung des Baugebiets Strothbach musste die Gemeinde die Fläche kaufen.
- Durch den Stall war die Geruchsbelästigung zu hoch für ein Wohngebiet.
- Nach dem Stall-Abriss wurde das Asbest-Material im Boden entdeckt.
- Es wurde zum Haufen aufgeschüttet und lag jahrelang auf der Fläche.
- 2021 erfolgt nach langem Hin und Her die Entsorgung.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
