Eine Anlage, um gefährliche Abfälle zu behandeln, soll mitten in Heek entstehen. Die Bekanntmachung, die die Bezirksregierung Münster am Freitag veröffentlicht hat, liest sich erst einmal gefährlich. Es geht um die Errichtung und den Betrieb einer chemisch-physikalischen Behandlungsanlage für gefährliche Abfälle an der Benzstraße 27. Aktuell werden die Unterlagen der Umweltverträglichkeitsprüfung ausgelegt.
Michael Sendes, Geschäftsführer des Antragstellers VZH, beruhigt: Es geht um die Aufbereitung von Wasser und Klärschlamm aus den Abscheidern von Tankstellen und Autowaschanlagen. „Seit 25 Jahren bereiten wir inzwischen diese Abwässer auf“, erklärt er. Bundesweit sind die 45 Mitarbeiter unterwegs. „Auf dem bestverfügbaren Stand der Technik“, erklärt der Nottulner.
Sechs bis sieben Millionen Euro
Insgesamt rund sechs bis sieben Millionen Euro will sein Unternehmen an der Benzstraße investieren. Etwa fünf Millionen Euro für die eigentliche Anlage, noch einmal 1,5 Millionen Euro für Verwaltungsgebäude und Infrastruktur. Denn das Unternehmen will den gesamten Betrieb nach Heek verlegen. In spätestens eineinhalb bis zwei Jahren.
Läuft alles nach Plan, sollen noch in diesem Jahr die Arbeiten beginnen. Die Anlage soll im Jahr 2024 in Betrieb gehen. 2025 soll dann der Umzug nach Heek abgeschlossen werden. Den Standort in Marl will das Unternehmen dann komplett aufgeben. Weitere Filteranlagen gibt es in Zwickau und Karlsruhe. Eine baugleiche Anlage wie demnächst in Heek wird gerade in Wittenberge in Brandenburg gebaut.
In Heek gebe es für die Firma nur Vorteile. „Ein tolles Gebiet direkt an der Autobahn“, betont Michael Sendes. Eher zufällig war er auf das Angebot der Gemeinde gestoßen. Es passte ideal.
Von dort aus sollen die Lastwagen aus einem Umkreis von rund 250 Kilometern die Abwässer aus dem gesamten Nordwesten von Deutschland einsammeln. „Die liefern wir momentan hier noch in fremde Anlagen. Beispielsweise nach Borken“, sagt Michael Sendes.

Früher seien die Abwässer noch mit Öl belastet gewesen. „Heute ölen die Autos ja nicht mehr“, erklärt der Geschäftsführer. Heute seien es vor allem Ablagerungen von Reifen oder Bremsstaub, die in Wasser und Schlamm zurückbleiben. Der Großteil des angelieferten Abwassers wird später geklärt wieder zurück in die Waschstraßen und -anlagen gebracht. „Die müssen ja wieder aufgefüllt werden“, erklärt er.
Denn fast alle Autowaschanlagen in Deutschland würden im geschlossenen System arbeiten. „Pro Auto braucht man nur ungefähr 50 bis 60 Liter Frischwasser“, sagt er. Der Rest werde immer wieder verwendet. In den Anlagen sammeln sich dabei verschiedene Ablagerungen, die nach einer gewissen Zeit eben geklärt werden müssen.
Das Meiste ist Wasser
Ungefähr 70 Prozent des angelieferten Mengen sei am Ende reines Wasser. „Das könnten wir auch in die Kläranlagen leiten, wir benutzen es aber lieber für die nächste Waschanlage“, erklärt Michael Sendes. Die übrigen 30 Prozent seien am Ende Feststoffe. Die würden dann fachgerecht entsorgt oder auch weiterverarbeitet: beispielsweise als Deponieabdeckung oder in der Zementindustrie.
Die Anlage wird in einer geschlossenen Halle gebaut und soll – laut Bericht der Umweltverträglichkeitsprüfung – einmal bis zu 18.249 Tonnen Ölabscheiderinhalte pro Jahr verarbeiten. Alle Anlagenteile werden dabei so gebaut, dass auch im Fall einer Havarie kein Abwässer in die Umgebung gelangen können. So wird beispielsweise eine komplett wasserdichte Betonwanne gebaut. Sie soll nicht nur das Klärwasser aufnehmen können. Sie soll auch ausreichend Reserven haben, um Löschwasser bei einem Feuer aufnehmen zu können. Auswirkungen auf Menschen Luft, Landschaft und Wasser seien nicht zu erwarten. Oder falls doch, nur in so geringem Ausmaß, dass der Genehmigung nichts im Wege stehe.
„Leider konnte sich das Unternehmen nicht zur Gewerbeschau in Heek präsentieren“, bedauert Heeks Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff.
Er begrüßt die Ansiedlung ausdrücklich. Wegen der zusätzlichen Gewerbesteuer und wegen der Arbeitsplätze, die dadurch nach Heek kommen. „Der Grundstücksverkauf an das Unternehmen war ja auch ein einstimmiger Beschluss“, fasst er die Beratung in der Heeker Politik zusammen. Das Unternehmen sei in einem Industriegebiet genau richtig aufgehoben.
Ausdrücklich verteidigt er auch die umfassenden Genehmigungsverfahren. „Natürlich ist das ein langer Rattenschwanz mit viel Bürokratie und Formalismus“, erklärt er. Aber es gehe eben auch um ein Höchstmaß an Sicherheit. Jede Gefährdung müsse ausgeschlossen werden.
- Ab Montag, 16. Oktober, liegen die Antragsunterlagen für den Bau des Unternehmens einen Monat lang unter anderem in der Gemeindeverwaltung Heek aus. Sie können montags bis donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr (donnerstags bis 18 Uhr) sowie freitags von 8 bis 12 Uhr eingesehen werden. Darüber hinaus können Termine vereinbart werden (Tel. 02568/930018)
- Einwendungen gegen die Pläne können bis 15. Dezember an die Gemeindeverwaltung oder die Bezirksregierung übermittelt werden.
- Ein öffentlicher Erörterungstermin ist für Dienstag, 30. Januar 2024, um 10 Uhr im Ratssaal der Gemeinde Heek geplant.
Radweg entlang der K45 bei Heek wird breiter: Knapp 900.000 Euro für Verbindung nach Ammeln
Bauarbeiten auf der L570 sind abgeschlossen: Freie Fahrt zwischen Schöppingen und Ahaus
Drohende Stromtrasse in Heek und Legden bietet Zündstoff: Was Landwirte und Politiker davon halten