Einsatz auf der A31 für den Löschzug Heek: Am 3. November kam ein PKW-Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelleitplanke. Anschließend überquerte er die gesamte Fahrbahn nach rechts und blieb schließlich auf der Überholspur stehen.

Einsatz auf der A31 für den Löschzug Heek: Am 3. November kam ein PKW-Fahrer von der Fahrbahn ab und kollidierte mit der Mittelleitplanke. Anschließend überquerte er die gesamte Fahrbahn nach rechts und blieb schließlich auf der Überholspur stehen. © Löschzug Heek

Einsätze auf A31: Wenn der Löschzug Heek trotz Blaulicht links überholt wird

rnFeuerwehr in Heek

Der Löschzug Heek ist für einen 15 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn 31 zuständig. Einsätze auf der Autobahn sind immer eine spezielle Herausforderung. Und gefährlich.

Heek

, 06.11.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wann immer sich die „Piepser“ (Funkmeldeempfänger) bemerkbar machen, heißt es für die Kameraden vom Löschzug Heek: schnell zum Gerätehaus und zum Einsatz ausrücken. Jüngst führten zwei dieser Einsätze auf die Autobahn 31. Einen Einsatzort, der für die Feuerwehrmänner eine besondere Herausforderung darstellt.

„Die größte Gefahr für uns ist der fließende Verkehr“, stellt Jörg Latussek vom Löschzug klar. Denn in der Regel sind die Feuerwehrmänner noch vor der Autobahnpolizei an der Unfallstelle. Erste und zentrale Aufgabe: die Unfallstelle sichern.

Die Sicherung des Unfallortes ist gefährlich für die Einsatzkräfte

Und genau das birgt Risiken. 800 Meter vor dem Unfallort beginnt die Absperrung. „Dort stellen wir einen Einsatzwagen als `Rückendeckung` ab.“ Dann werden Pylonen aufgestellt, um die betreffende Spur für den Verkehr dicht zu machen. „Das ist nicht ohne. Die Einsatzkräfte müssen da sehr wachsam sein“, sagt Jörg Latussek. Nicht alle Autofahrer seien rücksichtsvoll oder wachsam.

Bei einem PKW-Brand am 31. Oktober musste der Löschzug Heek ebenfalls auf die Autobahn 31. Wie zu sehen, wird bei Einsätzen in der Dunkelheit die Unfallstelle ausgeleuchtet.

Bei einem PKW-Brand am 31. Oktober musste der Löschzug Heek ebenfalls auf die Autobahn 31. Wie zu sehen, wird bei Einsätzen in der Dunkelheit die Unfallstelle ausgeleuchtet. © Löschzug Heek

Es sei schon vorgekommen, dass Autofahrer die Pylonen einfach umgefahren hätten, obwohl diese mit Warnblinkern ausgestattet sind. „So etwas ist natürlich richtig gefährlich für uns.“ Schließlich müssen die Feuerwehrmänner, je nach Einsatzsituation, auf der Fahrbahn agieren. „Wir passen da auch gegenseitig aufeinander auf. Ohne geht es einfach nicht.“


„Ich kann es nicht verstehen, wenn uns auf der Autobahn trotz Blaulichts noch Autos auf der linken Spur überholen.“
Jörg Latussek

In den Verantwortungsbereich des Löschzugs Heek fallen gut 15 Kilometer der A31 - von der Anschlussstelle Legden/Ahaus bis zum Autobahnkreuz Gronau/Ochtrup. Aber: Mitunter gehen die Einsätze auch über diesen Einsatzbereich hinaus. „Wir stoppen an der Grenze natürlich nicht ab. Wir arbeiten jeden Einsatz ab, der uns gemeldet wird. Es geht ja um Minuten“, stellt Jörg Latussek klar.

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Denn mitunter sei nicht auf Anhieb klar, wo genau der Einsatzort ist. „Nicht immer bekommt die Leitstelle so präzise Informationen von den Anrufern. Wir müssen dann ein Stück weit selbst suchen. Da spielt es keine Rolle, ob wir dabei unsere Zuständigkeitsgrenze überschreiten.“ Und wie oft geht es auf die Autobahn? „Das ist unterschiedlich. Aber in diesem Jahr war es öfter als noch 2018.“

Der Einsatzleitwagen ist immer als erstes am Unfallort

Damit die Einsatzkräfte wissen, was sie am Einsatzort erwartet und direkt loslegen können, fährt stets ein Einsatzleitwagen vor. „Der ist natürlich viel schneller unterwegs als die großen Fahrzeuge.“ Der Einsatzleiter verschafft sich dann vor Ort einen Überblick und funkt die Informationen an die Kameraden. „So wissen wir schon bevor wir überhaupt da sind, was wir tun müssen.“

Jörg Latussek hat im Dienste des Löschzugs Heek schon viel erlebt. Er sagt: „Jeder Einsatz ist unterschiedlich und eine Herausforderung.“

Jörg Latussek hat im Dienste des Löschzugs Heek schon viel erlebt. Er sagt: „Jeder Einsatz ist unterschiedlich und eine Herausforderung.“ © Privat

Beispielsweise Löscharbeiten bei einem (Pkw-) Brand einleiten. Etwas, das je nach Größe des Feuers auf der Autobahn eine echte Herausforderung ist. Denn ein Hydrantennetz gibt es dort nicht. Die Feuerwehrmänner können nur auf das mitgeführte Löschwasser samt Schaum in den Einsatzfahrzeugen zurückgreifen.

Die Menge des Löschwassers ist auf der Autobahn begrenzt

Im Falle des Heeker Löschzuges sind das aktuell zwei Fahrzeuge mit etwa 4100 Litern Löschwasser. Bald sollen es drei mit gut 6000 Litern sein. Mit dem großen Löschfahrzeug, einem TFL 3000, kann bei hoher Dosierung etwa zwei bis drei Minuten am Stück gelöscht werden. „Meist löschen wir aber nicht mit voller Wucht. Da reicht das auch länger“, erklärt Jörg Latussek.

Gaffer sind leider keine Seltenheit, wie dieses Bild von einem brennenden Auto in einer Autobahnausfahrt am Niederrhein zeigt. Der Mann im Hintergrund filmt das Geschehen. Glücklicherweise sind Gaffer für den Heeker Löschzug auf der Autobahn bisher kein großes Thema.

Gaffer sind leider keine Seltenheit, wie dieses Bild von einem brennenden Auto in einer Autobahnausfahrt am Niederrhein zeigt. Der Mann im Hintergrund filmt das Geschehen. Glücklicherweise sind Gaffer für den Heeker Löschzug auf der Autobahn bisher kein großes Thema. © dpa

Und wie sieht es mit „Gaffern“ aus? Jenen rücksichtlosen Menschen, die Freude daran haben, Unfälle zu fotografieren oder gar zu filmen? Die überraschende Antwort: „In unserem Zuständigkeitsbereich ist das bisher zum Glück kein großes Problem.“ Das führt Jörg Latussek auch auf den Umstand zurück, dass das Autobahnteilstück von Wiesen und Wäldern umgeben ist. „Von dort kommt schon mal kein Gaffer.“

Sichtschutzdecken sollen Tote und Verletzte vor Blicken schützen

Verteufeln will Latussek die Neugier der Menschen nicht, sagt aber: „Filmen oder das Hineinlaufen in die Unfallstelle geht gar nicht. Das ist pietätlos und behindert zugleich die Einsatzkräfte.“ Dass Menschen auf Autobahnbrücken stehen und von oben das Geschehen beobachten, müssen man eben akzeptieren. „Dort stören sie uns immerhin nicht bei der Arbeit.“

Auch bei diesem Unfall im Oktober, auf Höhe der Autobahnbrücke der L570, musste der Löschzug Heek ausrücken.

Auch bei diesem Unfall im Oktober, auf Höhe der Autobahnbrücke der L570, musste der Löschzug Heek ausrücken. © Till Goerke

Davon ab spannen die Feuerwehrleute Sichtschutzdecken auf, wenn es verletzte oder tote Personen gibt. Und genau das ist es auch, was selbst bei erfahrenen Kameraden den Adrenalinspiegel in die Höhe treibt. „Geht es um Menschenleben, dann ist das immer emotional belastend.“ Für die Verarbeitung der Erlebnisse stehen den Feuerwehrmännern im Bedarfsfall darum auch geschulte Notfallseelsorger zur Seite.

Das Überholen von Einsatzfahrzeugen birgt ein hohes Risiko

Und während es die Autofahrer, so schildert es Latussek, immer besser verstehen würden, eine Rettungsgasse zu bilden (wichtig: nicht aussteigen!), ärgert den erfahrenen Feuerwehrmann oft etwas anderes auf der Fahrt zum Einsatzort.

„Ich kann es nicht verstehen, wenn uns auf der Autobahn trotz Blaulichts noch Autos auf der linken Spur überholen. Die Fahrer rasen ja in der Regel so auf eine noch ungesicherte Unfallstelle zu.“ Etwas, das schnell lebensgefährlich für alle Beteiligten werden kann.