Eine Heeker Familie baut Hallen Schlichtmann und ein ganz besonderes Geschäftsmodell

Familie baut Hallen: Schlichtmann und ein besonderes Geschäftsmodell
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Wer Schlichtmann Hallenbau an der Benzstraße in Heek betritt, dem wird spätestens beim großformatigen Foto der vier Schlichtmann-Söhne im Eingangsbereich klar, dass man es mit einem echten Familienbetrieb zu tun hat.

Die Halbwüchsigen vom Foto sind inzwischen erwachsen und stehen für die nächste Generation der Firma. Und einer aus ihrer Reihe steht bereits in den Startlöchern: Marcus Schlichtmann (29). Der Bauingenieur tritt am 1. März kommenden Jahres in den Betrieb ein. Zuerst als Monteur.

„Das wird sicher die bislang größte Veränderung nach dem Neubau des Firmengeländes 2001 in unserer Geschichte“, sagt Hermann Schlichtmann, Vater und Geschäftsführer.

Ja, Schlichtmann ist ein echter Familienbetrieb: Neben dem Chef, sind auch Ehefrau Barbara und Sohn Stefan sowie die angeheiratete Cousine Elisabeth Teil der Firma. Und familiäre Belange waren es auch, die mal zur Firmengründung (zuerst als Vertriebsgesellschaft) führten. Vor 28 Jahren.

Auf dem Hof fing alles an

Auf dem Schlichtmann-Hof in Nienborg gibt es zu jener Zeit Platzbedarf. Hermann Schlichtmann: „Wir hatten daher eine gebrauchte Halle gekauft, bekamen dafür aber keine Genehmigung.“ Die Konsequenz: Die Halle wird weiterverkauft. Der „Grundstein“ für ein neues Geschäftsmodell.

Denn schnell habe man bemerkt, dass „es in dem Bereich ein großes Potenzial gibt“, erinnert sich der Firmengründer an die Anfänge. Aus dem Prinzip „kaufen und verkaufen“ ergibt sich dann die Idee des Hallenbaus in Eigenregie.

Ganz oben steht dabei die Idee, schneller zu sein. Und den Kunden kosteneffiziente Lösungen anzubieten. Aber wie? Da kommt die Idee von besonderen Baustoffen ins Spiel. Die werden bei ganz speziellen „Betonwänden“ auch gefunden. Teile, die optisch wie Klinker erscheinen und doch Fertigteile aus Beton sind.

Der Vorteil: Es muss nicht gemauert und verputzt werden, die einzelnen Teile werden zusammengesetzt, und so kann die Terminplan eingehalten werden. Hermann Schlichtmann: „Zu Beginn war das unser Alleinstellungsmerkmal.“

Der Fahrradhersteller Hase Bikes hat bereits drei Hallen bei Schlichtmann "bestellt".
Der Fahrradhersteller Hase Bikes hat bereits drei Hallen bei Schlichtmann "bestellt". © Schlichtmann

Der direkte Draht

Eine Arbeitsweise, die zeitlichen Vorteil bringt. Zum Einsatz kommen aber auch andere Fertigteile wie Trapezbleche zum Beispiel. Letztlich aber heißt das Prinzip: Gebaut wird das, was und wie der Kunde es möchte. Allerdings seien nicht alle Vorstellungen der Kunden auch die besten und kostengünstigsten, sagt Hermann Schlichtmann.

Auch vor dem Hintergrund, dass ja meist eine kostengünstige Lösung gewünscht sei. Die Prämisse sei aber immer, beste Qualität anzubieten.

Als Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft, bei dem beide Seiten zufrieden seien, nennt er daher das „Erstgespräch“, den persönlichen Austausch mit dem Team der Firma.

Manchmal gehe es dabei auch einfach darum, neu zu denken. Das hauseigene Planungsbüro kann dann die Ergebnisse in Form „gießen“. Der Weg bis zur Baugenehmigung sei dann aber noch ein weiter, abhängig von dem jeweiligen Projekt, müssten verschiedene Unterlagen wie Statik, Brandschutz, Entwässerung oder, falls erforderlich, auch Gutachten eingereicht werden.

Das werde zwar in der Regel von den Auftraggebern übernommen, bei Bedarf könne man aber Unterstützung anbieten. Wie auch bei den anderen Gewerken, die nicht zum originären Schlichtmann-Auftrag gehören.

Ein Blick in das Innenleben einer Schlichtmann-Halle.
Ein Blick in das Innenleben einer Schlichtmann-Halle. © Schlichtmann

Letztendlich bietet Schlichtmann All-in-Lösungen an: Beratung, Planung, Berechnung, Lieferung, Montage. Für wen aber „baut“ die Heeker Firma ihre Hallen? Das sind im wesentlichen diese drei Kernbereiche: Gewerbe und Industrie, Landwirtschaft und Pferdebetriebe. Das reicht von Werkstatt- und Lagerhallen, Stallgebäuden, Mehrzweckhallen bis hin zu großen Reitanlagen.

Einige Beispiele aus der langen Referenzliste des Unternehmens: drei Hallen für den Fahrradhersteller Hase Bikes in Waltrop, Elektrobetriebe, Halle und Büro für den neuen Standort der Tischlerei Probst in unmittelbarer Nachbarschaft, zahlreiche landwirtschaftliche Ställe und Hallen wie eine große Mehrzweckhalle im Kreis Steinfurt, Gestüt Erlenhof, Reitanlage Amelsbüren.

Drei Kernbereiche

Gerade entsteht eine neue Reitanlage für den Reitverein St. Georg Saerbeck. Bereits die Ausschreibung dort habe viele neugierig gemacht, sagt Andrea Teigeler, Marketing-Mitarbeiterin und gebürtige Saerbeckerin. Die meisten Kunden kämen tatsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda: „Das ist einfach unsere beste Werbung.“ Die Gewichtung der einzelnen Geschäftsbereiche sieht Hermann Schlichting so verteilt: „50 Prozent Gewerbe/Industrie, 30 Prozent Reit-/Pferdebereich und 20 Prozent Landwirtschaft.“

Das Bild mit den fröhlichen Schlichtmann-Jungs hängt im Eingangsbereich der Firma.
Das Bild mit den fröhlichen Schlichtmann-Jungs hängt im Eingangsbereich der Firma. © Schlichtmann

Konkrete Preise kann der Geschäftsführer nicht nennen: Das hängt eben ganz vom jeweiligen Objekt und dessen Ausstattung ab.“ Beim Gewerbe zum Beispiel würden oft gedämmte Wände gewünscht. Heißt: Es geht um eine Preis-Spanne zwischen fünfstelligem und sechsstelligen Bereich bis zu einer Million Euro.

30 Mitarbeiter, darunter viele langjährige, sind die Basis für den seit Jahren anhaltenden Erfolg und einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 5 bis 7 Mio. Euro von Schlichtmann Hallenbau.

10 davon sind im „Innendienst“, 20 „draußen“ im Einsatz. Gerade für die Mitarbeiter sei es motivierend, dass das Ergebnis ihrer Arbeit sichtbar sei, sie sagen könnten: „Die Halle habe ich gebaut.“

Die Motivation des Teams unterstützt die Firma aber auch in anderer Hinsicht und zahlt seit Juli einen Euro mehr Stundenlohn. Als Ausgleich für Inflation und explodierende Preise.

Die "Außendienst-Mitarbeiter" bei der Montage einer Halle im Kreis Steinfurt.
Die "Außendienst-Mitarbeiter" bei der Montage einer Halle im Kreis Steinfurt. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Selbst mit der Möglichkeit einer 4-Tage-Woche hat sich Hermann Schlichtmann schon befasst: „Das ist im Moment kein Thema, aber ich habe es im Hinterkopf.“ Schon jetzt ein Thema ist aber Homeoffice. Naturgemäß ist das auf das Innendienst-Team beschränkt, aber: „Der Mittelstand lebt auch in gewisser Weise von Denkanstößen und Innovationen“, ist Hermann Schlichtmann überzeugt und nennt dafür ein weiteres Beispiel. So habe man durch das Bundesförderprogramm „go-digital“ umsetzen können.

Wichtige Denkanstöße

Innovationen betreffe aber auch die Baumaterialien. Recycling, Nachhaltigkeit, Wärmedämmung sind da die Schlüsselbegriffe. Recycling ist für den Unternehmer ein Muss: „Die Zukunft, die nächste Generation, sind mir wichtig, da kann man nicht warten, sondern muss handeln.“

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