Gefährlicher Giftraupen-Befall: Die Gemeinde Heek hat es 2019 gravierend getroffen

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Gefährlicher Giftraupen-Befall: Die Gemeinde Heek hat es 2019 gravierend getroffen

rnEichenprozessionsspinner

Die Giftraupe stellte in diesem Sommer viele Kommunen, Fachfirmen und Privatleute wegen ihrer gefährlichen Brennhaare vor große Herausforderungen. Auch die Gemeinde Heek traf es schwer.

Heek

, 28.10.2019, 17:10 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es war eines der beherrschenden Themen im zurückliegenden Sommer und beschäftigte Kommunen, Fachfirmen und Privatmenschen gleichermaßen: die Plage rund um den Eichenprozessionsspinner. Und der unscheinbare Nachtfalter, der seinen Namen der Raupe mit den etwa drei Millimeter langen, gefährlichen Brennhaaren verdankt, machte auch vor der Gemeinde Heek keinen Halt.

„Dieses Jahr war es gravierend schlimm“, sagt Karl Mensing vom Garten- und Landschaftsbaubetrieb Mensing aus Heek. Seine Mitarbeiter waren etliche Wochen damit beschäftigt, die Ausbreitung der Giftraupe und ihrer Nester im Gemeindegebiet und weit darüber hinaus so gut es geht einzudämmen.

Giftige Brennhaare sind für Mensch und Tier eine Gefahr

Und das war wichtig, denn die giftigen Brennhaare stellen für Mensch und Tier eine Gefahr da. Bei Kontakt können diese heftige Allergien, Schwellungen oder auch Atemprobleme auslösen.

So sahen praktisch alle Eichen entlang der B70 im August aus. Große Nester der Giftraupe waren nicht zu übersehen.

So sahen praktisch alle Eichen entlang der B70 im August aus. Große Nester der Giftraupe waren nicht zu übersehen. © Till Goerke

Vier Mensing-Trupps – je ein Mitarbeiter mit Schutzanzug, Spezialsauger und Hubsteiger – waren praktisch dauerhaft im Einsatz, um die Raupen und Nester von den befallenen Eichen abzusaugen. Zusätzlich war ein Spezialfahrzeug mit 6000-Liter-Tank im Einsatz. „Wir haben damit eine neue Art der Bekämpfung mit heißem Wasser und Schaum auf Maisbasis ausprobiert“, erklärt Karl Mensing.

Thermisches Verfahren zur Raupenbekämpfung wurde getestet

Dieses thermische Verfahren wird auch in der Unkrautbekämpfung verwendet und ist komplett biologisch. Durch den Einsatz dieses Gemischs werden nicht nur die Giftraupen getötet, sondern auch die Nester zu Boden befördert.

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Der Clou: Selbst die Brennhaare in den Nestern sollen dadurch unschädlich gemacht werden. „Wir sind noch in der Testphase, aber es lässt sich gut an“, so Karl Mensing. Problematisch sei derzeit noch, dass man als Laie nicht erkennen könne, ob ein Nest der Giftraupe unschädlich gemacht wurde oder nicht. Der Heißschaum fällt nämlich schnell in sich zusammen.

Sensible Bereiche in der Gemeinde wurden präventiv behandelt

Übrigens war in stark betroffenen Gebieten der Gemeinde Heek praktisch jede Eiche von der Giftraupe und ihren Nestern befallen. „Gegenüber 2018 war der Befall deutlich höher. Die Anzahl der Meldungen war etwa doppelt so hoch wie im Vorjahr“, bestätigt Herbert Gausling von der Gemeindeverwaltung auf Nachfrage.

So wie hier an der B70 im August hingen an vielen Stellen in der Gemeinde Heek Hinweisschilder, die vor dem Befall der Giftraupe warnten.

So wie hier an der B70 im August hingen an vielen Stellen in der Gemeinde Heek Hinweisschilder, die vor dem Befall der Giftraupe warnten. © Till Goerke

In besonders sensiblen Bereichen wie Kindergärten und Schulen lässt die Gemeinde zwar bereits seit 2011 die Eichen im Vorfeld durch Fachfirmen mit so genannten BT-Präparaten (Insektizide) behandeln, doch das hilft natürlich nicht bei einer generellen Eindämmung. Dennoch: An diesem Verfahren soll auch 2020 festgehalten werden. „Es ist vielversprechend“, so Herbert Gausling.

Die Bekämpfung der Giftraupe ist kostenspielig

Für die übrigen Gemeindeflächen gilt es, die Giftraupe nach dem Befall einer Eiche zu bekämpfen. Auf Privatflächen ist es die Sache des jeweiligen Eigentümers. Davon ab: Viele Nester im Gemeindegebiet wurden nicht entfernt. Denn letztlich ist das Ganze auch eine Frage der Kosten. Auf etwa 30.000 Euro schätzt Herbert Gausling die Summe aller Bekämpfungsmaßnahmen im Jahr 2019. Dabei schlug die Behandlung mit BT-Präparaten mit etwa 8000 Euro zu Buche.

Dass sich Meisen für die Bekämpfung der Giftraupe eignen, stellt Dr. Mathias Niesar vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW in Frage.

Dass sich Meisen für die Bekämpfung der Giftraupe eignen, stellt Dr. Mathias Niesar vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW in Frage. © Martin Klose

Und wenn ein „harter“ Winter ausbleiben sollte, dann, so schätzt Karl Mensing, wird die Giftraupenplage auch 2020 wieder massenhaft auftreten. Darum plant die Gemeindeverwaltung vorsorglich, das Bekämpfungsrepertoire zu erweitern. Unter anderem sei das Aufhängen von Nistkästen geplant – zum Beispiel für Meisen. Die Idee dahinter: Die Vögel sollen die Raupen fressen.

Ob Meisen die Raupen fressen, ist fraglich

Ob das funktioniert, wird sich zeigen. Dr. Mathias Niesar hat diesbezüglich seine Zweifel. Er ist Leiter des Waldschutzmanagements vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. „Meine Hypothese ist, dass dieses Experiment nicht funktioniert.“ Der Grund: Der Kuckuck sei nach aktuellem Stand der einzige Vogel, der die Giftraupe trotz der langen Brennhaare fressen könne. Generell seien natürliche Gegenspieler der Raupe wie etwa die Schlupfwespe zu schwach aufgestellt.

Herbert Gausling wünscht sich mit Blick auf die Population der Giftraupe jedenfalls einen kühlen und feuchten Winter. „Dadurch könnte diese zusammenbrechen.“ Andernfalls werde es wohl so sein, dass man mit dem Befall leben müsse. „Denn eine flächendeckende Behandlung der Eichen mit BT-Präparaten steht ökologischen Bedenken gegenüber.“

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